Studie zeigt: Cannabis lindert Rückenschmerzen

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An Rückenschmerzen leiden derart viele Menschen, dass die Schmerzen als Volksleiden gelten. Ob ein Cannabis-Extrakt helfen kann, wird unter Expert:innen nun diskutiert. 

Weltweit leiden 500 Millionen Menschen an chronischen Rückenschmerzen, in Österreich sind es zwei Millionen. Unter den Unter-60-Jährigen ist jeder Fünfte betroffen, unter den Über-60-Jährigen sogar jeder Dritte, wobei die Schmerzen chronisch genannt werden, wenn sie drei Monate und länger anhalten. Weil derart viele Menschen daran leiden, gelten die Schmerzen als Volksleiden. Dabei schmerzt oft nicht nur der Rücken, es kann in der Folge auch zur Beeinträchtigung des Bewegungsapparats kommen, der Schlaf kann gestört sein, die Arbeitsfähigkeit eingeschränkt. Möglich ist eine Behandlung mit nicht-opioidhaltigen Mitteln, sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika, oder mit opioidhaltigen Medikamenten, die allerdings zu einem Suchtverhalten und in die Abhängigkeit führen können. 

Nun zeigte eine klinische Studie mit 820 Teilnehmer:innen aus Deutschland und Österreich, die kürzlich unter Mitwirkung der Medizinischen Universität Wien durchgeführt wurde, dass ein bestimmtes Cannabis-Extrakt helfen kann, das nicht „high“ und auch nicht süchtig macht. Es wurde von dem deutschen Pharmaunternehmen Vertanical entwickelt. Es wurde 400 der Studienteilnehmer:innen, die davor nichtsteroidale Mittel genommen hatten, gegeben. Nach zwölf Wochen der Einnahme hatte sich bei ihnen der Schmerz auf der zehnteiligen Skala um zwei Punkte reduziert. Bei den Studienteilnehmer:innen, die kein Cannabis, sondern nur ein Placebo erhielten, reduzierten sich die Schmerzen um  1,5 Punkte. Die Forschenden ließen die Behandlung nach den ersten drei Monaten weiterlaufen, wodurch sich die Schmerzen bei der Gruppe, die das Cannabis-Extrakt einnahm, um weitere 1,1 Punkte reduzierte. Bei der Placebo-Gruppe kam es zu keinen weiteren Verbesserungen.  

Dennoch bewerten Expertinnen, die nicht in die Studie involviert waren, das Studienergebnis kontrovers. Ulrike Bingel vom Universitätsklinikum Essen meint etwa, die Studie wäre zwar ein Schritt in die richtige Richtung zur Behandlung des Volksleidens Rückenschmerzen, international werde ein solch geringer Unterschied zur Placebo-Gruppe aber nicht als klinisch relevant betrachtet. Für Andrea Hohmann von der Indiana University Bloomington (USA) ist die Studie dennoch „durchaus relevant“. (sst)