Suche nach Impfstoff wird zum Wettlauf der Pharmariesen

Die Frage wer zuerst einen Corona-Impfstoff auf den Markt bringt, dürfte doch zwischen Pharmakonzernen und nicht kleinen Biotechfirmen entschieden werden. Nachdem AstraZeneca bereits milliardenschwere Vorbestellungen hat, melden nun Sanofi und GSK rasche Fortschritte.

Der französische Pharmakonzern Sanofi kommt bei seinem COVID-19-Impfstoffprojekt mit GlaxoSmithKline offenbar schneller voran als erwartet. Die Zulassung des mit GSK entwickelten Corona-Impfstoffes könnte bereits im ersten Halbjahr 2021 erteilt werden statt wie zunächst avisiert in der zweiten Jahreshälfte, teilte Sanofi am Dienstag mit. Das sei den Gesprächen mit den zuständigen Behörden zu entnehmen. Die Erfolgswahrscheinlichkeit für Sanofi sei „höher als für alle anderen“, lobte sich Konzernchef Paul Hudson. Zwar gebe es andere Unternehmen, die schneller seien. Aber Geschwindigkeit habe auch Nachteile. So nutzten die Wettbewerber vorhandene Forschungsarbeiten, die in vielen Fällen für das SARS-Virus ausgeführt worden seien. Dies könne auf Kosten der Wirksamkeit gehen. Zudem gebe es keine Garantie für eine Lieferung in größeren Mengen. Hudson geht hingegen davon aus, jährlich bis zu eine Milliarde Dosen seines Impfstoffes aus der Zusammenarbeit mit Glaxo herstellen zu können. Sanofi hat den Bau einer Produktion in Frankreich angekündigt.

Sanofi arbeitet derzeit an zwei Impfstoffprojekten. Eines davon verwendet ein von Glaxo hergestelltes sogenanntes Adjuvans, um die Wirksamkeit des Impfstoffes zu steigern. Klinische Studien mit diesem Impfstoff sollen im September beginnen. Ein anderer Impfstoff, den Sanofi mit dem US-Unternehmen Translate Bio entwickelt, basiert auf der sogenannten Boten-RNA (mRNA). Diesen Ansatz verfolgen auch die Corona-Impfstoffprojekte des US-Rivalen Moderna sowie der deutschen Biotechunternehmen CureVac und BionTech. Bis Jahresende sollen klinische Studien mit diesem Projekt beginnen. Die Kooperation mit Translate Bio weitet Sanofi nun aus, um weitere mRNA-Impfstoffe gegen andere Infektionskrankheiten zu entwickeln. Der US-Biotechfirma winken dadurch mögliche Zahlungen der Franzosen von mehr als zwei Milliarden Dollar. Sanofi erwirbt zudem einen Anteil von gut sieben Prozent an Translate Bio.

Der britische Pharmariese AstraZeneca rechnet für September mit Ergebnissen zur Wirksamkeit seines in der Entwicklung befindlichen Corona-Impfstoffs. „Im September dürften wir wissen, ob wir einen wirksamen Impfstoff haben oder nicht“, sagte Unternehmenschef Pascal Soriot dem Sender BBC. Um keine Zeit zu verlieren, werde das Mittel aber jetzt schon massenhaft hergestellt. Die USA sowie vier EU-Staaten haben zudem bereits jeweils 300 Millionen Impfdosen bei AstraZeneca vorbestellt. AstraZeneca entwickelt das Mittel in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford und die britische Regierung fördert das Projekt. (red/APA)