WHO zieht düstere Corona-Bilanz

WHO / Lindsay Mackenzie

Die Corona-Pandemie vernichtete laut WHO 336,8 Millionen Lebensjahre. Nicht mitgerechnet ist ein möglicher Rückgang der Lebenserwartung durch die Erkrankung.

Durch Covid-19-Todesfälle sind laut der Weltgesundheitsorganisation WHO 336,8 Millionen Lebensjahre verloren gegangen. Diese Schätzung mache das wahre Ausmaß der Pandemie ersichtlich, heißt es im statistischen Jahrbuch der UNO-Gesundheitsbehörde, das am Freitag in Genf veröffentlicht wurde. Die WHO führt allein in den Jahren 2020/21 insgesamt rund 14,9 Millionen Todesfälle auf das Coronavirus zurück. Durchschnittlich sei jedes Mal ein Leben um etwa 22 Jahre verkürzt worden.

Die Pandemie wirkte sich laut der WHO-Statistik auch negativ auf den globalen Kampf gegen übertragbare Krankheiten aus, weil Impf- und Gesundheitsdienstleistungen zeitweise nicht mehr angeboten wurden. Dadurch seien Impfungen gegen Masern, Tetanus und andere Krankheiten zurückgegangen, während Malaria und Tuberkulose häufiger aufgetreten seien.

Abseits von Corona zeigte sich die WHO besorgt, dass die jährliche Zahl der Todesfälle durch nichtübertragbare Krankheiten gegen Mitte dieses Jahrhunderts auf etwa 77 Millionen pro Jahr ansteigen wird – fast 90 Prozent mehr als noch im Jahr 2019. Auch schon vor 2019 verzeichnete die WHO deutliche Zuwächse bei tödlichen Herz-, Atemwegs- und Krebserkrankungen. Dieser Trend wurde vor allem durch den Anstieg der Weltbevölkerung und der Lebenserwartung angetrieben. Die Wahrscheinlichkeit, an solchen Krankheiten zu sterben, sei jedoch für Menschen auf der ganzen Welt in den vergangenen Jahrzehnten gesunken, betonte die WHO.

In Genf findet derzeit die 76. Weltgesundheitsversammlung zum Thema „Saving lives, driving health for all“ statt. 194 WHO-Mitgliedsstaaten nehmen daran teil, 27 Tagesordnungspunkte stehen auf dem Programm. Für Österreich ist Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) mit einer Delegation vor Ort. Auf dem Programm steht unter anderem der Beschluss des Programmbudgets der WHO für 2024 und 2025. Im Mittelpunkt der Tagung stehen die globale Strategie für Infektionsprävention und -kontrolle sowie die bestmögliche Einbindung der WHO bei globalen Gesundheitskrisen. „Die Corona-Pandemie hat verdeutlicht, wie wichtig die internationale Zusammenarbeit für die Bewältigung von Gesundheitskrisen ist“, betont Rauch. „Jetzt geht es darum, auf diesen Erfahrungen aufzubauen und die Arbeit der WHO in diesem Bereich zu stärken.“

Um die WHO-Gemeinschaft bestmöglich auf künftige internationale Gesundheitskrisen vorzubereiten, wurde bereits im November 2021 die Erarbeitung eines Internationalen Pandemievertrages gestartet. Auch Österreich beteiligt sich aktiv an diesem Prozess. Über 50 österreichische Organisationen wie NGOs und akademische Institutionen sowie Fachexpert:innen sind dabei eingebunden. „Der Internationale Pandemievertrag soll auf globaler Ebene ermöglichen, dass wir schneller und effektiver auf künftige Gesundheitskrisen reagieren können. Wesentlich für die Erarbeitung sind aber nicht nur die Mitgliedstaaten, sondern auch das Know-how einer Vielzahl von nationalen Organisationen und Expert:innen“, ist sich Rauch sicher. Er verfolgt dabei den One-Health-Ansatz: „Wir müssen die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt als eine Einheit betrachten. Sonst riskieren wir, dass Gefahren für unsere Gesundheit und unsere Ökosysteme zunehmen.“ (rüm/APA)