Editorial: Von der renalen Diagnostik bis zur Nachsorge von Transplantatempfängern

Besondere Schwerpunkte sind dabei Risikofaktoren für das Entstehen einer Urämie, insbesondere Diabetes und hoher Blutdruck, die alleine für die Hälfte aller Fälle verantwortlich sind. Zielgruppen für diese Bewusstseinsbildung sind die Bevölkerung, alle Personen in medizinischen Berufen sowie nationale Behörden, die für die medizinische Strukturplanung und die gesetzlichen Grundlagen verantwortlich sind.

Für den Weltnierentag 2012 wurde die Nierentransplantation als optimale Form der Nierenersatztherapie zum besonderen Themenschwerpunkt, weil sie nicht nur Leben rettet, sondern auch die Lebensqualität der Betroffenen verbessert. Auch die Kosten für transplantierte Patienten liegen deutlich unter jenen für Dialysepatienten, was gerade in einer Zeit der notwendigen Sparmaßnahmen und der Budgetkonsolidierung berücksichtigt werden muss. Nachdem in Österreich die Gesetzeslage zur Organentnahme klar geregelt ist und durch die Widerspruchslösung günstige Voraussetzungen für die Organverpflanzung bestehen, ist die Transplantation in Österreich bereits jetzt eine Erfolgsgeschichte. Im vergangenen Jahr sind pro Million Einwohner in Österreich weltweit die meisten Organe transplantiert worden. Dennoch sind weitere Verbesserungen möglich. So könnte die Wartezeit durch eine breite Akzeptanz der Lebendspende noch weiter optimiert werden. Die Gesundheit Österreich GmbH erarbeitet derzeit in enger Kooperation mit dem Gesundheitsministerium und zahlreichen medizinischen Experten ein Register, in dem alle Organlebendspender erfasst und kontrolliert werden sollen, um eine optimale Qualitätssicherung zu garantieren.

Während die Versorgung der Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz in Österreich gut entwickelt ist, müssen wir uns der Frage stellen, ob Prävention und Früherkennung ausreichend sind. Nephrologen klagen, dass sie nur als „Dialysedoktoren“ wahrgenommen werden. Unsere eigentliche Aufgabe es ist aber, die Dialysebehandlung zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Die vorliegende Beilage hat deshalb zum Ziel, das breite Betätigungsfeld im nephrologischen Fachgebiet darzustellen, das von der frühen renalen Diagnostik über das Management der renalen Begleiterkrankungen bis hin zur Nachsorge der Transplantatempfänger reicht.
Ein Faktum bleibt dabei, dass im niedergelassenen Bereich kaum Fachärzte für Nephrologie verfügbar sind, da deren Leistungsspektrum im Leistungskatalog der Krankenkassen nicht ausreichend verankert ist, um eine nephrologische Praxis auch ökonomisch erfolgreich führen zu können. Dies bedeutet, dass Nephrologie primär im intramuralen Bereich angesiedelt ist und trotz aller Forderungen, Leistungen auszulagern, dort auch wird bleiben müssen, bis entsprechende Voraussetzungen geschaffen werden.
Wie dringend das nötig wäre und worin mögliche Lösungen bestehen, wird im folgenden Beitrag von Prof. Rosenkranz sehr klar thematisiert.

Prim. Univ.-Prof. Dr. Erich Pohanka