Editorial – Tumor und Thrombose

Die Intention dieses Sonderheftes ist es, den Focus des Lesers auf die spezielle Assoziation Thrombose und venöse Thromboembolie (VTE) zu lenken.
Experten auf diesem Gebiet geben Ihnen den aktuellsten Einblick in diese Thematik, die immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die Assoziation eines malignen Geschehens mit einer tiefen Venenthrombose ist schon seit langem bekannt und eine manifeste maligne Erkrankung ein unabhängiger Risikofaktor für eine VTE. Aber über die Jahre haben sich relevante Themen um diese Assoziation herauskristallisiert. Prof. Ay führt in seiner Übersicht die „spezielle“ Pathophysiologie der VTE bei Karzinompatienten an. Nach wie vor gibt es hier große Diskussionsrunden um eventuelle Unterschiedlichkeit zu einer nicht karzinomassoziierten Thrombose. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wissen wir um die Bedeutung der initiierenden Faktoren, die wahrscheinlich der klinischen Symptomatik eines Karzinoms vorausgehen dürften, wir wissen, dass nicht alle Karzinomarten das gleiche Risiko in sich bergen, und wir scheinen zu wissen, dass Thromboseprophylaxe beim Karzinompatienten in definierten Situation unbedingt notwendig ist.
Was sind Fragen an uns Behandler?
Wie weit müssen wir in der Therapie und Prophylaxe eines Karzinompatienten gehen, vor allem im palliativen Setting? Wir sind überzeugt, dem Patienten etwas Gutes zu tun, aber wie sehr beeinflussen wir seine Lebensqualität im Nutzen-Risiko-Verhältnis in Hinblick auf seinen „qualitativen Überlebensbenefit“?
In der Therapie der VTE beim Karzinompatienten gibt OA Sturm die derzeitigen Therapieempfehlungen wieder. Hier sind in Zukunft sicher die neuen oralen Antikoagulantien in ihrer Rolle zur Verhinderung der VTE zu diskutieren. Leider haben wir aus den derzeitigen Studien nur eine Aussage zu einem sehr kleinen Patientenkollektiv (~5 % in allen Studien mit den neuen Substanzen). Aber wir werden hier in Zukunft sicher die Diskussion führen müssen, welchen Stellenwert sie im Vergleich oder im Ersatz zu den niedermolekularen Heparinen einnehmen werden können.
Ein ganz wichtiger Punkt wird von Prim. Weltermann abgehandelt: Was tun wir mit den Zufallsbefunden einer VTE beim Karzinompatienten im Rahmen einer Staginguntersuchung, wenn der Patient einfach asymptomatisch ist?

Im vorliegenden Sonderheft wollen Ihnen die Autoren/Experten einen aktuellen und fundierten Überblick über das wichtige Thema VTE und Karzinom geben und eine Unterstützung in der Therapie dieser wichtigen Patientengruppe anbieten.

Ihre

Ao. Univ.-Prof. Dr. Marianne Brodmann