Interview

„Wir benötigen eine patientenzentrierte, versorgungswirksame Medizin für alle.“

UNIVERSUM INNERE MEDIZIN: Wie auch letztes Jahr findet die diesjährige ÖGIM-Tagung pandemiebedingt in einem Hybrid-Setting statt. Worin sehen Sie darin die Vor- und Nachteile?

Univ.-Prof. Dr. Alexander Rosenkranz: Der große Vorteil eines Hybrid-Settings ist die Möglichkeit, jederzeit auf das Pandemiegeschehen reagieren zu können. Kommt es zum Beispiel im Rahmen von behördlichen Einschränkungen zu einem erneuten Lockdown, kann der Kongress ohne großen Aufwand rein virtuell stattfinden. Für den wissenschaftlichen Austausch ist es natürlich besser, wenn möglichst viele Teilnehmer:innen, insbesondere die Vortragenden, vor Ort sind, jedoch konnten wir auch beobachten, dass es ohne Qualitätsverlust möglich ist, Redner:innen aus dem Ausland bei Notwendigkeit hinzuzuschalten. Aber damit gehen auch ein paar Nachteile einher. Ein Hybrid-Setting verursacht sehr hohe Kosten, und hinsichtlich der Technik läuft das Ganze nicht immer vollständig friktionsfrei ab.

Was ist Ihnen bei der kommenden Jahrestagung besonders wichtig?

Mir ist im Rahmen der Jahrestagung eine breite Interaktion zwischen den verschiedenen Sonderfächern der Inneren Medizin wichtig. Die ÖGIM ist sozusagen die Mutter aller Sonderfächer der Inneren Medizin, und als solche sollte ein Schwerpunkt der Jahrestagung auch die Sonderfachgrundausbildung sein. Die Grundausbildung ist schließlich für alle Mediziner:innen in Österreich gleich, egal ob es um Kardiologie, Nephrologie oder andere Fächer geht. Hier setzen wir auf einen stärkeren Austausch sowohl zwischen den Sonderfächern als auch zwischen den Häusern.

Seit Anfang des Jahres sind Sie Präsident der ÖGIM. Welche Dinge konnten Sie bereits umsetzen?

Grundsätzlich ist es so, dass zwar der Präsident neu gewählt wurde, aber die Wahl des Vorstandes erst im Herbst stattfinden wird. Im Vorfeld wurde aber bereits beschlossen, dass wir uns bei der Besetzung der Positionen innerhalb der Gesellschaft einerseits für eine Verjüngung und andererseits für eine stärkere Einbindung von Frauen einsetzen möchten. Wir möchten hier dem demografischen Wandel in der Medizin Rechnung tragen. Ein weiteres großes Thema ist die Versorgungslage für die verschiedenen Sonderfächer der Inneren Medizin in Österreich. Was brauchen wir für die Zukunft? In den Medien wird häufig von einem Ärztemangel gesprochen, aber tatsächlich haben wir heute doppelt so viele Ärzt:innen wie vor 20 Jahren. Diese sind allerdings anders eingesetzt als früher und sehen sich mit mehr Verwaltungs- und Dokumentationsaufgaben konfrontiert. Die ÖGIM möchte hier gerne neue Konzepte entwickeln. Uns ist es besonders wichtig, dass es für alle Internist:innen in Österreich hochqualitative Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten gibt. Daraus soll sich eine versorgungswirksame Medizin ergeben. Dass wir hier gesundheitspolitische Impulse geben, wird eine der Aufgaben der nächsten Jahre der ÖGIM sein.

Welche weiteren Ziele verfolgen Sie in den kommenden Monaten als ÖGIM-Präsident?

Es gibt drei zentrale Ziele, für die sich die ÖGIM als Dachgesellschaft der internistischen Sonderfächer in den kommenden Monaten und Jahren einsetzen wird: Erstens benötigen wir eine patientenzentrierte, versorgungswirksame Medizin für alle. Zweitens stehen wir für eine Erhaltung und Verbesserung der österreichweiten Patientenversorgung. Nicht zuletzt braucht es eine Positionierung der ÖGIM im Spannungsfeld zwischen Politik und Gesellschaft. Diese Ziele werden wir konsequent verfolgen.