Der erkältete Patient an der Tara

Grippale Infekte begleiten uns den ganzen Winter und auch in der Übergangszeit – es herrscht Hochsaison für Erkältungskrankheiten! Die Symptomatik reicht von Schnupfen, Husten und Halsschmerzen bis hin zu Abgeschlagenheit, Kopf- und Muskelschmerzen. Nicht selten tritt gleichzeitig auch erhöhte Temperatur beziehungsweise Fieber auf. Die Apotheke ist für viele Patienten die erste Anlaufstelle. Die gezielte Beratung hinsichtlich der Möglichkeiten und Grenzen der Selbstmedikation ist daher von besonderer Bedeutung. Wichtig für die Einschätzung, was Patienten brauchen, ist deren Alter. Bei jüngeren Erwachsenen verläuft eine Erkältung meist komplikationslos und ist gut selbst behandelbar. Senioren leiden häufig unter chronischen Grunderkrankungen und benötigen eine entsprechende Dauermedikation. Hier gilt es, Wechselwirkungen zu berücksichtigen und gegebenenfalls zum Arztbesuch zu raten. Generell gilt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder: Bei hohem Fieber, anhaltenden Beschwerden beziehungsweise schlechtem Allgemeinzustand sollte der Arzt aufgesucht werden. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist in jedem Fall der Arztbesuch zu empfehlen.

Bei ersten Anzeichen einer drohenden Erkältung kann ein Fortschreiten der Erkrankung oft durch immunstärkende Maßnahmen verhindert werden. Empfehlenswert sind beispielsweise Phytopharmaka mit rotem Sonnenhut, Zistrose oder der antiviral und antibakteriell wirkenden Kapland-Pelargonie. Auch hochdosiertes Vitamin C (bis zu 1000 mg/Tag) in Kombination mit Zink ist sehr effektiv.

Maßnahmen gegen Fieber und Entzündung

Ein Großteil der grippalen Infekte ist viral bedingt. Der Körper reagiert mit einer Veränderung der Thermoregulation, die erhöhte Körpertemperatur soll ungünstige Lebensbedingungen für die Keime schaffen. Fieber hat somit physiologische Funktion und sollte nicht sofort gesenkt werden, erst ab einer Temperatur von 38,5 °C bis 39 °C sind Antipyretika wie Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol oder Ibuprofen indiziert. Vorsicht bei Patienten mit bestehender Antikoagulation – hier gilt Paracetamol als Mittel der Wahl. Vorsicht geboten ist auch bei Asthmatikern, Magenproblemen oder eingeschränkter Nierentätigkeit. Auch eine bestehende antiphlogistische Dauertherapie (zum Beispiel Rheumapatienten) ist zu berücksichtigen. Für Kinder unter 12 Jahren ist ASS kontraindiziert.

Unkomplizierte Hals- und Rachenentzündungen können auch im Rahmen der Selbstmedikation gut behandelt werden. Empfehlenswert sind lokale Antiseptika wie Chlorhexidin, Dequaliniumchlorid, Cetylpyridiniumchlorid, Antiphlogistika und Lokalanästhetika in Form von Lutschtabletten, Gurgellösungen und Sprays. Phytotherapeutisch kommen vor allem Salbei- und Eibischtee zum Einsatz. Auch Zubereitungen von Isländisch Moos bilden eine lindernde Schutzschichte über die entzündeten Bereiche. Orale antiphlogistisch wirksame Arzneimittel wie beispielsweise ASS und Ibuprofen und sind ebenfalls sehr effektiv.

Die Nase frei machen

Bei verstopfter Nase bringen lokale Sympathomimetika, wie Naphazolin, Oxymetazolin, Xylometazolin, in Form von Nasentropfen oder -sprays, Erleichterung. Oxymetazolin hat außerdem antivirale Wirkung und soll somit die Schnupfendauer verkürzen. Die Anwendungsdauer sollte jedoch auf maximal 10 Tage beschränkt sein, um eine Schädigung des Flimmerepithels beziehungsweise die Entstehung eines chronischen Schnupfens (Rhinitis medicamentosa) zu vermeiden. Pseudoephedrin sorgt für die Abschwellung der Nasenschleimhaut, indem die Gefäße durch Stimulation der Adrenozeptoren verengt werden. Bei drohendem Befall der Nebenhöhlen sind neben Wärme auch eine reichliche Flüssigkeitszufuhr und eventuell die Gabe von Sekretolytika indiziert. Hier leisten Phytopharmaka gute Dienste, wie etwa fertige Kombinationen ätherischer Öle aus Eukalyptus, Süß­orange, Myrte oder Pflanzenextrakte in Kapselform, zum Beispiel Rd. Gentianae, Flos Primulae, Flos Sambuci, Hb. Verbenae und Hb. Rumicis. Bei akutem Husten im Rahmen von Erkältungskrankheiten empfiehlt sich zunächst die Gabe von schleimlösenden Wirkstoffen. Zu den synthetischen Expektoranzien zählen beispielsweise Acetylcystein, Ambroxol und Guaifenesin. Acetylcystein beziehungsweise sein aktive Metabolit Cystein bewirkt eine Spaltung der Disulfidbrücken in den Proteinanteilen des Schleims, wodurch die Viskosität des Schleimes herabgesetzt und ein leichteres Abhusten ermöglicht wird. Einige Antibiotika müssen in einem mindestens zweistündigen Abstand zu ACC gegeben werden. Dazu zählen Penicilline, Cephalosporine, Aminoglykoside und Tetrazykline (Ausnahme: Doxycyclin). Ambroxol wirkt sekretolytisch, sekretomotorisch und lokalanästhetisch. Außerdem wird die Aufnahme einiger Antibiotika ins Lungengewebe unterstützt. Aus dem Bereich der Phytopharmaka kommen einerseits ätheroleahaltige Arzneipflanzen, wie etwa Thymian, Fenchel, Anis, Eukalyptus, Pfefferminze und verschiedene Pinus-Arten zum Einsatz. Die ätherischen Öle zeigen gute sekretolytische Wirkung und sind Bestandteil zahlreicher Hustensäfte beziehungsweise -tropfen, Einreibungen und Inhalationen. Generell ist die Anwendung von Ätherolea bei Säuglingen und Kleinkindern nur eingeschränkt empfehlenswert, mentholhaltige Zubereitungen dürfen erst ab dem 3. Lebensjahr gegeben werden. Von Inhalationen mit heißem Wasser ist vor allem bei Kindern eher abzuraten: Verbrühungen und Verbrennungen kommen leider trotz aller Vorsicht häufig vor. Gute expektorierende Wirkung haben saponinhaltige Arzneipflanzen, wie zum Beispiel Süßholzwurzel, Primelblüten und -wurzel, Königskerze, Brechwurzel und Senegawurzel. Die Wirkung kommt über reflektorische Mechanismen zu Stande. Die sekretolytische Wirkung von Efeu-­Extrakt resultiert aus einem indirekten β2-adrenergen Effekt. Das Extrakt der Kapland-Pelargonie zeigt neben seiner antiviralen und antibakteriellen Wirkung auch sekretomotorische Effekte. Generell ist bei Gabe von Expektoranzien auf eine ausreichende Flüssigkeits­zufuhr zu achten, um die Verflüssigung des Schleimes zu ermöglichen. Auch eine möglichst hohe Luftfeuchtigkeit in den Räumen ist empfehlenswert.

Antitussiva und Tee

Trockener Reizhusten kann sowohl am Beginn als auch am Ende eines Erkältungshustens auftreten. Antitussiva bewirken eine Unterdrückung des Hustenreflexes durch Hemmung des Hustenzentrums im Stammhirn und/oder eine Blockade von Hustenrezeptoren im Bronchialtrakt. Keinesfalls dürfen Antitussiva gleichzeitig mit Expektoranzien gegeben werden, da sonst das notwendige Abhusten des gelösten Schleimes unterdrückt wird.

Rezeptfrei steht für Erwachsene Dextromethorphan zur Verfügung, es wirkt vorwiegend peripher und hat daher ein wesentlich geringeres Nebenwirkungspotenzial als Codein und Dihydrocodein. Zu den pflanzlichen Antitussiva zählen die Schleimdrogen Spitzwegerich, Eibisch, Huflattich, Isländisches Moos und Malve. Die Mucilaginosa wirken reizlindernd und schützen die angegriffene Schleimhaut. Zur Anwendung kommen Tee-Zubereitungen, aber auch Hustensäfte und Lutschtabletten. Auch Efeu-Extrakt wirkt sehr gut hustenreizstillend und ist in verschiedenen oralen Arzneiformen im Handel erhältlich.