Azithromycin zur Prophylaxe bei Krebspatienten unter Chemotherapie

OnCoVID 19: Laufende Studie an der MedUni Wien

  • Eine SARS-CoV-2-Infektion unter laufender Chemotherapie soll vermieden werden.
  • Die OnCoVID-19-Studie an der Abteilung für Onkologie der MedUni Wien untersucht die prophylaktische Gabe des Makrolid-Antibiotikums Azithromycin bei Patienten unter Chemotherapie.


Onkologische Patienten unter laufender Chemotherapie stellen im Rahmen der COVID-19-Pandemie eine extrem vulnerable Patientengruppe dar. Auch wenn rezente Publikationen gezeigt haben, dass unter entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen und engmaschiger Testung eine onkologische Versorgung mit laufender Chemotherapie aufrechterhalten werden kann, so sollte eine SARS-CoV-2-Infektion unter laufender Chemotherapie unter allen Umständen vermieden werden. Derzeit stehen außer den bekannten Maßnahmen des „social distancing“ und entsprechenden Hygienevorkehrungen keine bekannten prophylaktischen Maßnahmen zur Prävention einer SARS-COV-2-Infektion zur Verfügung.

Die OnCoVID-19-Studie1 wird an der Abteilung für Onkologie im Universitätsklinikum AKH durchgeführt und untersucht die prophylaktische Gabe des Makrolid-Antibiotikums Azithromycin vs. Placebo bei Patienten unter laufender Chemotherapie. Azithromycin ist ein oral verfügbares Makrolid-Antibiotikum, das seinen Einsatz in der Therapie bakterieller Infektionen des Respirationstraktes hat. Allerdings verfügt Azithromycin neben seiner antibakteriellen Aktivität zusätzlich über ausgeprägte immunmodulatorische Eigenschaften.

Unter anderem zeigt sich unter Azithromycin eine ausgeprägte Modulation von T-Zellen, NK-Zellen, dendritischen Zellen sowie eine Beeinflussung diverser Zytokin-Pathways. Hier führt das Makrolid zu einer Verminderung der VEGF- und TNF-alpha-Spiegel und ist in der Lage, eine verminderte Freisetzung von Interleukin-6 (IL-6) und IL-8 in verschiedenen Modellen und in vivo zu erzielen. Vor allem IL-6 wurde immer wieder als ursächlich an schweren Verläufen der SARS-CoV-2-Infektion beteiligt postuliert, wobei der Mechanismus dem Cytokine Release Syndrom (CRS) ähnlich schien. Zusätzlich wurde Azithromycin in der initialen Phase der Pandemie als Therapeutikum bei manifest erkrankten Patienten gemeinsam mit Hydroxychloroquin eingesetzt und ein positiver Effekt auf die virale Elimination postuliert, wenn auch nicht eindeutig bewiesen. Zusätzlich konnte die prophylaktische Gabe von Azithromycin bei Lungen-Allografts eine deutliche Reduktion pro-inflammatorischer Zytokine induzieren, ebenso zeigten experimentelle Modelle eine Verminderung der Besiedelung des Epithels mit Rhinoviren, aber auch mit Corono-Virus-Stämmen. Im Rahmen der OnCoVID-19-Studie wird daher die prophylaktische Gabe von Azithromycin (1.500 mg oral pro Woche, über 8 Wochen appliziert) mit Placebo verglichen. Das genaue Studien-Schema mit Einschlusskriterien sowie der Ablauf finden sich in der Abb.

 

 

Insgesamt ist die Randomisierung von 200 Patienten geplant, die Studie rekrutiert weiterhin und hat derzeit 62 Patienten randomisiert.


  1. OnCoVID 19 – A Single-blinded, Randomized, Placebo Controlled Phase II Trial of Prophylactic Treatment With Oral Azithromycin Versus Placebo in Cancer Patients Undergoing Antineoplastic Treatment During the Corona Virus Disease 19 (COVID-19) Pandemic (NCT04369365)