Die Osteoporose ist durch eine verminderte Knochenmasse und eine gestörte Mikroarchitektur des Knochens charakterisiert und führt zu einem erhöhten Frakturrisiko. Laut WHO-Empfehlung, die im Update 2024 der österreichischen Leitlinie zur Definition, Risikoerfassung, Diagnose, Prävention und Therapie der Osteoporose (QR-Code) berücksichtigt wurde, kann eine Osteoporose bei Männern ab dem 50. Lebensjahr und bei postmenopausalen Frauen dann diagnostiziert werden, wenn die mittels 2-Spektren-Röntgenabsorptiometrie (DXA) erfasste Knochenmineraldichte (KMD) 2,5 Standardabweichungen (SD) unter dem mittleren Normwert gesunder junger Erwachsener liegt (T-Score ≤ –2,5); dieser Wert soll jedoch nicht als therapeutischer Schwellenwert verwendet werden. Eine Osteoporose sollte jedenfalls diagnostiziert werden, wenn bei nur osteopenisch verminderter oder normaler KMD eine Fraktur unter geringem Trauma auftritt.
Die Berücksichtigung klinischer Risikofaktoren verbessert die Vorhersagewahrscheinlichkeit der Knochendichtemessung mittels DXA. Als bedeutsamer Faktor trägt das Alter – unabhängig von der KMD – zum Frakturrisiko bei. Weitere Faktoren erhöhen das Frakturrisiko unabhängig vom Alter, u.a. niedriger Body-Mass-Index (signifikanter Risikofaktor für Hüftfrakturen ), vorangegangene Fraktur (insbesondere nach geringem Trauma und an einer für Osteoporose typischen Lokalisation), Hüftfraktur in der Anamnese der Eltern, aktuelles Rauchen, orale Glukokortikoidtherapie (dosisabhängig und nicht allein vom Knochenverlust abhängig), der individuelle Alkoholkonsum (dosisabhängig ab einem Konsum von 3 Einheiten täglich; 1 Einheit entspricht 10 ml oder 8 g reinem Alkohol), rheumatoide Arthritis: (unabhängig von der KMD und der Einnahme von Glukokortikoiden), Diabetesmellitus (Typ 1 und Typ 2, erhöhtes Risiko für Hüft- und nichtvertebrale Frakturen). Bei zahlreichen sekundären Ursachen für eine Osteoporose (z. B. entzündliche Darmerkrankungen, endokrine Erkrankungen, bestimmte Medikamente), ist unklar, inwieweit ein erhöhtes Frakturrisiko von einer niedrigen KMD oder anderen Faktoren (z.B. Einnahme von Glukokortikoiden) abhängt.
Das Fracture Risk Assessment Tool (FRAX®) ist ein computerbasierter Algorithmus zur Berechnung des Risikos, in den folgenden 10 Jahren eine osteoporosebedingte Fraktur zu erleiden, und gilt als das weltweit wichtigste Werkzeug zu diesem Zweck. Das Risiko wird basierend auf länderspezifischen Frakturdaten für eine Schenkelhalsfraktur und/oder für eine schwere osteoporotische Fraktur (klinische Wirbelsäulen-, Hüft-, Unterarm- oder Oberarmfraktur) spezifiziert. Für eine erste Einschätzung der 10-Jahres-Frakturwahrscheinlichkeit vor Durchführung einer Osteodensitometrie steht eine auf die österreichische Bevölkerung kalibrierte Version des FRAX® (QR-Code) zur Verfügung (Land direkt im Fragebogen auswählen).