Graz: Wertschätzung und Hilfe für Gesundheitsberufe

© Tanzer

Unzählige Beschäftigte im Gesundheitswesen haben nach der unfassbaren Tragödie in Graz unmenschliches geleistet – und doch nur ihren Job gemacht. Auch sie brauchen Unterstützung.

Worte vermögen nicht auszudrücken, was heute in Graz geschehen ist. Elf Menschen starben bei dem Amoklauf, elf weitere Menschen liegen noch teilweise schwer verletzt in Kliniken. Viele Menschen sind traumatisiert. Vor allem die direkt Betroffenen sollten jetzt möglichst rasch Kriseninterventionsangebote bekommen und von Medien geschont werden, sagt Thomas Niederkrotenthaler, Leiter des Lehrganges Krisenintervention und Suizidprävention an der Medizinischen Uni Wien. Warum also jetzt hier ein weiterer medialer Kommentar zum Thema? Weil erstens jede andere Beschäftigung etwa mit Gesundheitsreformen angesichts der Tragödie belanglos wäre und zweitens, weil der Hinweis wichtig erscheint, auch jene zu sehen, die im Schatten stehen und wohl selbst Unterstützung benötigen: eingebundene Gesundheitsberufe und Einsatzkräfte.

Fast 160 Rettungskräfte waren im Einsatz. Der leitende Arzt des UKH Graz, Christian Kammerlander, wird von der Austria Presse Agentur zitiert, dass man nach den ersten Informationen zehn Ärzt:innen und 16 Pflegekräfte aus der Freizeit beziehungsweise dem Urlaub in den Dienst gerufen hat. „Das hat sehr gut funktioniert.“ Auch woanders ist medizinisches Personal aus der Freizeit zum Dienst geeilt. Freiwillig. Unbürokratisch. Das passiert immer bei Katastrophen: Gesundheitsbeschäftige schalten in den Modus Notfallversorgung. „Dafür ist man ausgebildet, dafür tut man einfach, da redet man nicht viel“, erklärt die gelernte Anästhesistin und Notärztin Eva Potura. Sie ist Obfrau des Vereins Second Victim. Er beschäftigt sich mit der Hilfe für Gesundheitsbeschäftigte, die nach außerordentlichen Belastungen selbst Hilfe benötigen. Im Modus Notfallversorgung arbeite man und arbeite und arbeite und arbeite und arbeite und habe keine Zeit zum Verarbeiten. Tage später tauche es wieder auf – Bilder im Kopf und Leid.

Den Betroffenen und Angehörigen wünscht man nach solchen Ereignissen Kraft, den Horror zu begreifen. Die Beschäftigten im Gesundheitswesen helfen auch dabei und tun gleichzeitig alles Menschenmögliche, um noch mehr Opfer zu verhindern. Das Gesundheitssystem und die Gesellschaft sind gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen und Unterstützung zu leisen, dass die Gesundheitsbeschäftigten selbst nicht zu Opfern werden. Nach solchen Einsätzen braucht es auch für sie professionelle Angebote. Zu applaudieren ist zu wenig. (rüm)