Spät aber doch: einen Monat nach dem Start der Ausschreibung und kurz vor deren Ende am Mittwoch gibt die ÖGK Details zur Telemedizinausschreibung bekannt.
Relatus-Leser:innen wissen mehr: Die ÖGK sucht einen Betreiber für ein Ambulatorium, das eine Telemedizin für ganz Österreich aufbauen soll. Seit Anfang Juni ist die Ausschreibung bekannt, am 2. Juli sollen die Angebote vorliegen. Die ÖGK suche laufend neue Wege, um die Gesundheitsversorgung auszubauen und gleichzeitig zu modernisieren. Daher habe man ein Ausschreibungsverfahren für „eine virtuelle Krankenbehandlung“ gestartet. „Die ÖGK möchte Versicherten einen einfachen, sicheren und raschen Zugang zu medizinischer Erstberatung durch Allgemeinmediziner:innen über Videotelefonie ermöglichen.“
Dieses Angebot soll sich primär an Personen mit leichten Beschwerden richten, bei denen eine erste ärztliche Einschätzung ohne physischen Kontakt möglich und sinnvoll ist. Die Einschränkung dürfte wohl auf Drängen der tonangebenden Arbeitgeber in der Kasse erfolgen, die sich schon während der Coronazeit eher skeptisch gegenüber telefonischen Krankschreibungen zeigten. „Ziel dieses Projekts ist es, ein österreichweit zugängliches telemedizinisches Serviceangebot für Patient:innen zu schaffen, welches vorrangig über die Gesundheitsberatung 1450 angesteuert werden kann“, teilt die ÖGK mit.
Im Rahmen der virtuellen Krankenbehandlung erhalten Patient:innen über eine sichere Videoplattform Zugang zu medizinischer Erstberatung durch Ärzt:innen der Allgemeinmedizin. Diese beraten zu Symptomen und Beschwerden, die sich ohne direkte körperliche Untersuchung beurteilen lassen. „Das ermöglicht eine schnelle und unkomplizierte Abklärung von Beschwerden bequem von unterwegs oder von zu Hause aus“, so die ÖGK. Die Vorteile lägen auf der Hand: Für die Menschen fallen Wege und Wartezeiten weg. Das sei besonders in der Krankheitsphase wichtig. Zudem unterstützt die Arztkonsultation per Video Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder Betreuungspflichten. „Und besonders wichtig: Sie bringt schnelle Orientierung und Sicherheit bei der Frage: ‚Wie krank bin ich? Muss ich wirklich in eine Ordination oder Ambulanz?‘“ Das Angebot soll klaren medizinischen Leitlinien folgen und keine persönliche Untersuchung ersetzen, wenn diese notwendig ist.
Gerade in Zeiten knapper Ressourcen und wachsender Herausforderungen im Gesundheitswesen brauche es moderne, durchdachte Lösungen. Die ÖGK ortet allerdings bei der Ärztekammer Wien den Versuch die Ausschreibung „dieses richtungsweisenden Projekts“ zu blockieren. „Statt Blockadehaltung braucht es jetzt gemeinsame Lösungen für die Herausforderungen im Gesundheitswesen. Telemedizin ist kein Widerspruch zur ärztlichen Versorgung – sie ist ein sinnvolles zusätzliches Instrument, das den Menschen hilft, schneller und sicherer die passende Versorgung zu erhalten. Sie soll Vertragspartner:innen nicht ersetzen, sondern vielmehr gezielt entlasten.“
ÖGK-Obmann Peter McDonald ergänzte am Rande der Sitzung der Bundeszielsteuerungskommission: „Ein leistungsstarkes und zukunftsfittes Gesundheitssystem nutzt die Chancen der Digitalisierung und Telemedizin. Der neue Monitoringbericht zur Zielsteuerung-Gesundheit zeigt wichtige Aspekte der digitalen Patientenversorgung, ebenso wie neue Handlungsfelder, vor allem hinsichtlich der Weiterentwicklung von 1450 als echte Gesundheitshotline auf. Gerade wenn es um die effiziente und nachhaltige Lenkung von Patientinnen und Patienten und Telekonsultationen geht, gibt es noch viel Potential, das wir nutzen müssen. Darüber hinaus nehmen Präventionsleistungen einen ebenso wichtigen Stellenwert im Gesundheitssystem ein.“ (rüm)