Telemedizin: Ärztekammer ortet Blockade bei Gesundheitskasse

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Statt eines Ausbaues in Hinblick auf eine zweite Corona-Welle ortet die Ärztekammer bei der ÖGK wieder Limitierungen ab Oktober. ÖÄK-Vizepräsident Steinhart: „Die ÖGK nimmt nimmt Kernaufgaben nicht wahr.“

Der rasche Ausbau der Telemedizin, wie der Start des elektronischen Rezeptes, war einer der Schlüsselfaktoren für die gute Bewältigung der Krise. Die Ärztekammer sieht die Österreichische Gesundheitskasse aber nun wieder auf dem Rückzug. „Während mit der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau BVAEB sowie der Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen SVS gute zukunftsorientierte Gespräche in Hinblick auf eine bevorstehende zweite Corona-Welle möglich sind, ist die ÖGK als größter Gesundheitsplayer, bei der über sieben Millionen Österreicherinnen und Österreicher versichert sind, diesbezüglich eine Enttäuschung“, sagt Johannes Steinhart, Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Österreichischen und Wiener Ärztekammer. Anstatt aus den bisherigen Erfahrungen der ersten Corona-Welle und des Shutdown zu lernen, das Positive mitzunehmen und auszubauen, „ist die Stoßrichtung der ÖGK-Verantwortlichen rückwärtsgewandt“, kritisiert Steinhart. Auf Länderebene sei zwar eine grundsätzliche Bereitschaft für eine vernünftige Vorbereitung erkennbar, das darüberstehende Dach der ÖGK-Führung stehe aber auf der Bremse.

Steinhart: „Das beginnt bereits bei der verantwortungsvollen Vorbereitung und Planung für die Beschaffung von ausreichend Schutzausrüstung für den Gesundheitsbereich, wo eine klare Zusage für die Vertragspartner fehlt. Ebenso geht die ÖGK beim Thema Impfen, insbesonders in Hinblick auf die gefährliche Kombination der jährlichen Influenzasaison mit einer zweiten Corona-Welle, in Deckung – da fehlen ebenso Überlegungen für die Zukunft. Auch Corona-Tests sollen weiter Privatsache oder Sache der Länder bleiben und werden nicht zu den Kassenleistungen aufgenommen, obwohl eine umfangreiche Testung der Bevölkerung im allgemeinen Interesse liegt.“ Für den niedergelassenen Kassenarztbereich gebe es seitens der ÖGK auch keine fortschrittlichen Visionen. So wurde etwa das telemedizinische Angebot der Ärzteschaft von den Patientinnen und Patienten während der Corona-Zeit stark in Anspruch genommen. Steinhart: „Dieses System sollten wir gemeinsam ausbauen und vor allem muss es auch im Honorarkatalog der ÖGK entsprechend abgebildet werden, damit die Ärztinnen und Ärzte ihre telemedizinischen Leistungen auch entsprechend abgegolten bekommen. Leider ist aber das Gegenteil der Fall: Die ÖGK will diverse Leistungen ab Oktober, also möglicherweise genau mit Beginn der zweiten Corona-Welle, wieder wie früher limitieren, statt Telemedizin auszubauen und Limitierungen zu lockern, um den niedergelassenen Bereich in der Krise stabil zu halten.“ Die ÖGK nehme ihre Kernaufgabe, für eine vorausblickende Gesundheitsversorgung in Österreich zu sorgen, nicht wahr, sagt Steinhart. (red)