„Nicht bewilligt, kein Termin …?“
Systemdiagnosen aus drei Perspektiven

„Was uns Wartezeiten und Ressourcenengpässe kosten“ – Univ.-Prof. Dr. Richard Greil (Salzburg) Makroökonomische Rahmenbedingungen: Die Höhe des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf der Bevölkerung sowie die rasche Verfügbarkeit hochwirksamer Medikamente sind die wichtigsten Einzelfaktoren für das Überleben von Krebspatient:innen. Internationale Daten zeigen, dass die Verschlechterung der Leistungen und der Systemorganisation der Gesundheitssysteme, insbesondere die zunehmenden Wartezeiten auf Abklärung und Start der Therapie, das Überleben von Krebspatient:innen signifikant verschlechtert. Versorgungszugang als Schlüsselfaktor: Wartezeiten auf hochwertige Bildgebung, Turnaroundzeiten der Pathologie, Dichte an Onkologen und interdisziplinäre Zusammenarbeit wirken sich stark auf den Therapieerfolg bzw. das Überleben von Krebspatient:innen aus, da damit auch die optimale und zeitgerechte Behandlung verzögert wird. Wartezeiten kosten Leben: Eine vierwöchige Verzögerung bis zum Therapiebeginn erhöht laut Metaanalyse die Mortalität – je nach Indikation – um bis zu 10 %. In vielen Ländern (z.B. UK) sind mehrmonatige Wartezeiten Realität – systematische Daten für Österreich fehlen, die Alltagserfahrung zeigt aber rasch zunehmende massive Probleme.

„Die Rolle der OeGHO in der onkologischen Versorgung“ – Doz.ⁱⁿ Dr.ⁱⁿ Kathrin Strasser-Weippl (Wien) Medizin mit Verantwortung: Onkolog:innen müssen strukturelle Defizite benennen, denn valide Versorgungsdaten fehlen in Österreich weitgehend, obwohl sie politisch entscheidend wären.Österreichischer Krebsreport als Evidenzbasis: Jährliche, interdisziplinär erarbeitete Aufbereitung relevanter Themen zur onkologischen Versorgung in Österreich und Analyse von epidemiologischen mit psychosozialen Daten in der Onkologie. Österreichisches Onkologie Forum: Praxisnahe Versorgungsrealität in Österreich gemessen an onkologisch relevanten Qualitätsindikatoren – differenziert nach Entität & Region; Basis für strukturelle Verbesserung.

„Real-World-Daten und HTA – neue Wege der Therapiebewertung“ – Doz. Dr. Ansgar Weltermann (Linz) EU-HTA-Verordnung – Paradigmenwechsel: Medikamente werden nicht mehr allein nach Zulassung automatisch verfügbar, sondern durch nationale Bewertungsmechanismen gesteuert. Für Onkolog:innen bedeutet das u.a. aktive Beteiligung an PICO-Surveys und Nutzenargumentationen. Evidenzbasierte Medizin (EBM) – Praxisimplikation: EBM als Dreiklang aus Evidenz plus klinische Expertise plus Systemkontext. Das bedeutet: HTA-Verfahren dürfen nicht allein auf Studienresultaten beruhen, sondern müssen Versorgungsrealitäten (z.B. geriatrische Patient:innen) und Real-World-Daten (RWD) explizit einbeziehen. „Real-World“- statt „Ideal“-Studie: Das Tumorzentrum Oberösterreich zeigt, dass ältere Patient:innen von Immuntherapien ebenso profitieren können – Daten, die in Zulassungsstudien unterrepräsentiert bleiben.