Vitamin D sorgt weiter für politische Debatten

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Während das Österreichische Akademische Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE) über neue Daten zur Sinnhaftigkeit von Vitamin D berichtet, steigt die ÖGK weiter auf die Bremse. Zudem wird der jüngste Hype relativiert. 

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) ortet eine explodierende Inanspruchnahme einzelner medizinischer Leistungen. Vor allem die Möglichkeiten der Labormedizin sind im Vergleich zu früher explodiert, betonte der Salzburger Spezialist und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie, Georg Mustafa, bei einem Meeting in Tirol. Zusammen mit real wachsenden Testmöglichkeiten und durch die Demografie steigenden Anforderungen gibt es aber auch Ausreißer. So hat die ÖGK zuletzt in Sachen Labormedizin die Blutserum-Tests auf Vitamin D-Spiegel heftig kritisiert. Sie machen bereits mehr als zehn Prozent der Ausgaben für alle Laboruntersuchungen aus. Als er das in den Leistungskatalog der Krankenkassen reklamiert habe, geschah das für die Dialysepatienten, schildert Mustafa. „Wir haben damals pro Jahr zwischen 200 und 300 Tests gemacht.“ Der Vitamin D-Hype der vergangenen Jahre für „glücklich und schlank“ hätte zu einem echten Boom geführt. Die medizinische Notwendigkeit erscheine kaum gegeben. 

„Wir brauchen Modelle, die leistbar sind“, sagte ÖGK-Obmann Andreas Huss bei den Praevenire Gesundheitsgesprächen in Alpbach. Mittlerweile sind die Krankenkassen wie berichtet auf die Bremse gestiegen. „Es gibt bereits Reduktionen um bis 40 Prozent“, erklärte Mustafa. „Gesundheitspolitik und Sozialversicherungen möchten den medizinischen Fortschritt zur Verfügung stellen. Es braucht aber Modelle, die leistbar sind. Patienten nicht zu behandeln, macht auch volkswirtschaftlich sehr wenig Sinn. Das wird nur noch teurer“, betonte Huss.  

Neueste Studien bestätigen indes laut dem privaten Österreichischen Akademischen Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE), dass alle Altersgruppen von einer ausreichenden Vitamin D Versorgung profitieren. Es spiele eine zentrale Rolle bei der Knochengesundheit und zeige nach aktuellen epidemiologischen Studien auch einen potenziellen Nutzen in der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, Infektionen und bestimmten Krebsarten. Allerdings gebe es noch keine Empfehlungsrichtlinien für die Dosierung. Ein Expertengremium, bestehend aus führenden Fachleuten diverserer medizinischer Fachbereiche, entwickelte kürzlich evidenzbasierte Leitlinien unter Verwendung der „GRADE-Methodik“ (Grading of Recommendations, Assessment, Development and Evaluation; Methode um die Qualität von Evidenz und Stärke von Empfehlungen aus Leitlinien einzustufen). 

„Die Empfehlungen aufgrund wissenschaftlicher Daten unterstreichen, dass Vitamin-D-Supplemente für Zielgruppen wie Kinder, Ältere, Schwangere und Personen mit Prädiabetes nützlich sind, während für die allgemeine, gesunde Bevölkerung die empfohlene tägliche Zufuhr (DRI) ausreichend scheint. Eine routinemäßige Blutanalyse von Vitamin-D-Spiegeln wird hingegen nicht empfohlen“, betont Oliver Helk, neuer Vize-Präsident des ÖAIE. Nachsatz: „Die Leitlinien heben den Bedarf an weiterer Forschung hervor, um die optimale Vitamin-D-Dosierung für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und gesundheitliche Vorteile genauer zu bestimmen. Komplexe Interaktionen mit anderen Faktoren müssen weiter erforscht und möglicherweise künftig berücksichtigt werden, die die Ergebnisse von Vitamin-D-Supplementierungen beeinflussen können.“ (red)