Ein Großteil der Österreicher:innen rechnet mit Kürzungen im Gesundheitssystem. Engpässe bei Medikamenten verstärken das Unsicherheitsgefühl.
Der Austrian Health Report 2025, erhoben vom Institut für empirische Sozialforschung (IFES) im Auftrag des Pharmaunternehmens Sandoz, zeigt: Das Vertrauen in das Gesundheitssystem angeschlagen. Mit der aktuellen Situation sind laut IFES-Geschäftsführer Reinhard Raml nur 50 Prozent zufrieden. 80 Prozent rechnen damit, dass die Politik in den kommenden Jahren bei der Gesundheit sparen wird, und fast ebenso viele erwarten, künftig eine private Zusatzversicherung für eine gute medizinische Versorgung zu benötigen. Johannes Steinhart, Präsident der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien, spricht von einem „erschütterten Vertrauen“ und fordert eine solide Finanzierung der Kassenmedizin.
Die Ärztekammer sieht außerdem eine wachsende Abhängigkeit von privaten Zusatzversicherungen und Wahlärzt:innen. Laut Umfrage erwarten über 80 Prozent der Befragten, dass die Krankenversicherung Leistungen streichen wird. Drei Viertel rechnen damit, dass man künftig eine private Zusatzversicherung braucht, um „gute medizinische Versorgung“ zu bekommen. Vizepräsidentin Naghme Kamaleyan-Schmied betont, dass die Basisversorgung an der Belastungsgrenze stehe und nur eine moderne, attraktive Kassenmedizin langfristige Versorgungssicherheit gewährleisten könne.
Ein zentrales Thema bleibt auch die Arzneimittelversorgung. Sechs von zehn Österreicher:innen halten Versorgungsengpässe bei Medikamenten für eine realistische Bedrohung. 52 Prozent erwarten solche Engpässe in den kommenden Jahren. 86 Prozent der Befragten ist die Herstellung von Medikamenten in Österreich wichtig, selbst Preissteigerungen werden von fast der Hälfte mitgetragen. Sicherheitsexperte Walter Feichtinger warnt vor geopolitischen Abhängigkeiten bei Antibiotika und Rohstoffen. Ulrike Holzgrabe von der Universität Würzburg betont, dass Europa seine „gesundheitsstrategische Resilienz“ nur durch gezielte Stärkung der Produktion zurückgewinnen könne. Marco Pucci von Sandoz fordert faire Rahmenbedingungen und eine Abkehr vom Billigstbieterprinzip.
Zum Schluss aber noch gute Nachrichten: 69 Prozent schätzen ihre allgemeine Gesundheit als (sehr) gut ein, während sieben von zehn ihre psychische Verfassung positiv bewerten. Mehr als drei Viertel vertrauen auf den Fortschritt der medizinischen Wissenschaft und die Wirksamkeit von Medikamenten. Digitalisierung und KI in der Medizin werden von einer Mehrheit positiv gesehen, konkrete Anwendungen wie das E-Rezept oder digitale Beipackzettel finden breite Zustimmung. (kagr)