Erschütternde Bilanz von Wiener Gewaltambulanz

© Medizinische Universität Wien/APA-Fotoservice/Hörmandinger

Seit Jahresbeginn unterstützt die MedUni Wien Opfer von Gewalt. Eine erste Bilanz zeigt einen hohen Bedarf und eine breite Nutzung. 

Die in diesem Jahr eingerichtete Gewaltschutzambulanz der Medizinischen Universität Wien präsentierte erste Zahlen: In den ersten acht Monaten wurden bereits 400 Fälle bearbeitet, wie nun bei einer Pressekonferenz mit Regierungsvertreterinnen bekannt gegeben wurde. Die an der MedUni Wien eingerichtete Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene bietet seit Jahresbeginn spezialisierte Hilfe für Opfer von häuslicher und sexualisierter Gewalt sowie Misshandlungen. Finanziert durch Bundesmittel dokumentiert das Zentrum für Gerichtsmedizin Verletzungen nach rechtsmedizinischen Standards, sichert Spuren und berät Betroffene. Von den Fällen führten 293 nach telefonischer Erstberatung zu klinisch-forensischen Untersuchungen. Laut Leiterin Katharina Stolz waren rund 84 Prozent der Betroffenen weiblich. In 24 Prozent der Fälle handelte es sich um sexualisierte Gewalt, in acht Prozent bestand der Verdacht auf K.O.-Mittel. Die übrigen Untersuchungen betrafen überwiegend häusliche Gewalt. Das Alter der Betroffenen reichte von einem Jahr bis 92 Jahre, 17 Prozent waren minderjährig. Etwa die Hälfte der Untersuchungen fand direkt in der Untersuchungsstelle statt, die andere Hälfte in Kooperation mit Krankenanstalten. 

Rektor Markus Müller hob hervor, dass die MedUni Wien mit diesem Angebot gesellschaftliche Verantwortung übernehme. Zentrale Aufgaben seien die gerichtsfeste Dokumentation, Spurensicherung und umfassende Betreuung. Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) sprach von einem wichtigen Baustein im Gewaltschutz und betonte, Gewalt gegen Frauen sei kein privates Problem, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Weitere Regierungsmitglieder unterstrichen die Bedeutung des Projekts: Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) verwies auf Gewalt in der Arbeitswelt und die Notwendigkeit sicherer Rahmenbedingungen. Justizministerin Anna Sporrer (SPÖ) bezeichnete Gewaltambulanzen als Paradigmenwechsel für besseren Opferschutz und effektivere Strafverfolgung. Gesundheitsstaatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) betonte die gesundheitlichen Folgen von Gewalt und stellte klar, dass häusliche Gewalt nie privat sei. Sie sah in der Wiener Untersuchungsstelle ein klares Signal für Prävention und Frauengesundheit. (kagr)