Das Prostatakarzinom bleibt trotz therapeutischer Fortschritte die häufigste maligne Erkrankung des Mannes – mit zeitlich und regional stark schwankenden Inzidenzraten, die maßgeblich durch unterschiedliche Screeningstandards geprägt sind. Während sich beim Prostatakarzinom die relative Überlebensrate weiter verbessert, zeigt sich bei invasiven Karzinomen der Harnblase eine gegenläufige Entwicklung: Rückläufige Inzidenz bei gleichzeitig sinkenden Überlebensraten, nicht zuletzt auch Folge veränderter Codierpraxis und epidemiologischer Klassifikation.
Prostatakrebs war 2023 mit knapp 30 % der Neuerkrankungen nach wie vor die häufigste Krebserkrankung bei Männern. 2023 erkrankten 7.485 Männer, 1.424 starben daran. Rund jeder achte Krebstodesfall bei den Männern war auf Prostatakrebs zurückzuführen. Am Jahresende 2023 waren 81.989 Männer mit der Diagnose Prostatakrebs am Leben, wobei diese bei vier von zehn Männern mehr als zehn Jahre zurücklag.1, 2
Die altersstandardisierte Rate der Neuerkrankungen stieg bis 2003 stark an. Nach einer Phase mit rückläufigen Zahlen bis 20141, 2 kam es wieder zu einem Anstieg (172,8 je 100.000 Männer im Jahr 2023).3 In den letzten Jahren lagen die beobachteten Raten deutlich über der Prognose, was auf veränderte Screening-Maßnahmen, eine erhöhte diagnostische Sensitivität sowie optimierte Erfassungsroutinen im Meldesystem hinweist (Abb.). Die Sterberate ging seit dem Höchststand im Jahr 1999 deutlich zurück, von 66,1 auf 38,1 von 100.000 in 2023. Der zeitliche Verlauf, die Rate je Bundesland sowie das Tumorstadium bei Diagnose sind stark von den jeweiligen Screening-Standards abhängig.1, 2
Im Zeitraum 2021–2023 wurden 54,4 % aller Neudiagnosen in lokalisiertem Tumorstadium gestellt. Ein Viertel der Tumoren konnte keinem Stadium zugeordnet werden, da die Angaben auf der Krebsmeldung mangelhaft waren (23,0 %) bzw. bei DCO-Fällen keine Information über das Stadium vorlag (3,4 %).1, 2
Die relativen Überlebensraten stiegen im Zeitraum von 2005–2009 bis 2023 (einjähriges Überleben) von 96,2 % auf 98,0 % bzw. bis 2015–2019 (fünfjähriges Überleben) von 92,7 % auf 94,7 %.1, 2
Im Jahr 2023 wurden insgesamt 1.288 Neuerkrankungen und 560 Sterbefälle an invasiven Karzinomen der Harnblase registriert. Das waren 2,8 % aller Krebsneuerkrankungen sowie 2,7 % aller Krebssterbefälle. Männer waren häufiger betroffen als Frauen: 73,9 % der Neuerkrankungs- und 72,0 % der Sterbefälle im Jahr 2023 betrafen Männer. Am Jahresende 2023 waren 11.017 Männer und 3.937 Frauen mit einem invasiven Karzinom der Harnblase am Leben.1, 2
Veränderte Melde- und Codiergewohnheiten bezüglich der auf die Harnblasenschleimhaut begrenzten, sogenannten pTa-Harnblasentumoren dürften die Inzidenz stark beeinflussen, da pTa-Tumoren als nichtinvasive Tumoren nicht in den Zahlen zu Blasenkrebs enthalten sind. Diese Änderung könnte, neben verändertem Risikoverhalten wie reduziertem Tabakkonsum, auch einen Teil des Rückgangs der altersstandardisierten Inzidenzraten erklären (2013–2023: Männer −24,8 % bzw. Frauen −13,9 %). Die altersstandardisierten Raten der Sterblichkeit verringerten sich in diesem Zeitraum zu einem geringen Anteil.1, 2
Im Zeitraum 2021–2023 wurden 64,3 % aller bösartigen Tumoren der Harnblase im lokalisierten Stadium diagnostiziert. Bei einem Fünftel wurde kein Tumorstadium gemeldet (15,6 % unbekanntes Tumorstadium; 5,6 % DCO-Fälle).1, 2
Die relativen Überlebensraten sanken im Zeitraum von 2005–2009 bis 2023 (einjähriges Überleben) von 85,8 % auf 77,3 % bzw. bis 2015–2019 (fünfjähriges Überleben) von 70,6 % auf 66,2 %. Dieser Rückgang könnte ebenfalls durch den Ausschluss der frühen Erkrankungsstadien erklärt werden.1, 2