Die Ärztekammer hat einen ihren „Gesundheitsinfrastrukturreport 2025“ vorgelegt. Nur fünf Prozent der Ärzt:innen sind zufrieden. Das hat Folgen für die Versorgungsstruktur.
Die Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien sieht die Gesundheitsinfrastruktur in der Bundeshauptstadt am Rande des Abgrunds. Ineffizienz, mangelnde Investitionen und fehlende Strategie verursachten eine immer größere Unzufriedenheit bei Ärzt:innen und Patient:innen, hieß es am Dienstag bei der Präsentation des „Gesundheitsinfrastrukturreports 2025“. Das soziale, solidarisch finanzierte Gesundheitssystem sei massiv gefährdet.
Alarmierend ist aus Kammersicht der Rückgang der Gesundheitsinfrastruktur, vor allem im Verhältnis zur wachsenden Bevölkerung, wie auch Report-Autor David Ungar-Klein ausführte. So wuchs Wien von 2010 bis 2025 um rund 20 Prozent auf mehr als zwei Millionen. Einwohner:innen, während die Zahl der Kassenärzt:innen um 11,75 Prozent auf 1.539 sank. Ähnlich sei die Situation in den Spitälern: von 2020 bis 2025 nahm die Zahl der Betten in den öffentlichen Krankenanstalten um 6,4 Prozent ab, während die Bevölkerung im gleichen Zeitraum um 6,1 Prozent stieg.
„Es geht sich nicht mehr aus“, meinte daher Eduardo Maldonado-González, Vizepräsident der Kammer und Kurienobmann der angestellten Ärzt:innen. „Es gibt niemanden, der die Patient:innen übernimmt“, kritisierte er das Hin- und Herschieben zwischen dem stationären und dem niedergelassenen Bereich: „Der Streit der Finanzierung wird auf dem Rücken der Patient:innen ausgetragen.“ Ähnlich seine Kollegin Naghme Kamaleyan-Schmied, Kurienobfrau im niedergelassenen Bereich und ebenfalls Vizepräsidentin. Die Menschen wünschten sich eine starke wohnortnahe Kassenmedizin, die Ärzt:innen attraktive Rahmenbedingungen und eine faire Honorierung ohne Deckelungen. Doch sowohl Patient:innen als auch Ärzt:innen flüchteten aus diesem System, weil es nicht mehr funktioniere.
Die Folge: Gerade einmal fünf Prozent der 1.230 befragten Ärztinnen und Ärzte sind laut dem Report mit der Gesundheitsinfrastruktur Wien „sehr zufrieden“. Vor sieben Jahren waren es noch 17 Prozent. Wenig Zeit für die Patient:innen, lange Wartezeiten, überfüllte Spitalsambulanzen und Ärzteabwanderung werden als größte Probleme wahrgenommen. 82 Prozent attestieren der Gesundheitspolitik Wiens Strategielosigkeit, und nur noch 15 Prozent (nach 44 im Jahr 2018) sehen ausreichend Investitionen in diesem Bereich. Die größten Verbesserungspotenziale werden im niedergelassenen kassenärztlichen Bereich wahrgenommen. Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart forderte daher, die Ärzt:innen in die strategische Planung des Gesundheitssystems einzubinden. (red)