Kein Kausalzusammenhang von Paracetamol und Autismus

© pixabay

Anders als von US-Präsident Trump gesagt, gibt es laut zahlreichen Studien keinen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft und Autismus bei Ungeborenen.

Zuletzt hatte US-Präsident Donald Trump behauptete, es gäbe einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol und Autismus und wies Schwangere an, das Schmerzmittel nicht mehr einzunehmen. Außerdem sagte er, dass bestimmte Personengruppen wie die Amischen weder Medikamente nehmen noch Impfungen erhalten und keinen Autismus hätten. Doch diese Aussage stimmt nicht: auch unter den Amischen gibt es Personen mit Autismus. Laut dem aktuellen Stand der Forschung lässt sich insgesamt kein Zusammenhang zwischen Paracetamol und Autismus nachweisen.

Laut der US-Arzneimittelbehörde FDA gäbe es Studien, die belegen würden, dass das Risiko für Autismus durch eine regelmäßige Einnahme von Paracetamol erhöht sei, so Trump. Allerdings betonte die Zulassungsbehörde, dass bisher kein kausaler Zusammenhang nachgewiesen werden konnte. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) teilte mit, dass der Einsatz von Paracetamol aufgrund von fehlender Evidenz in der EU unverändert bleibe. Weiters bestätigte die WHO, dass keine neuen Studienergebnisse vorliegen, die eine Änderung der aktuellen Empfehlungen rechtfertigen würden. Auch die Schweizerische Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel und Medizinprodukte Swissmedic betont, dass sich in den vielen Jahren seit der Erstzulassung von Paracetamol keine wissenschaftlichen Belege für den von Trump erwähnten Zusammenhang ergeben haben.

Auch das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie (Embryotox) an der Berliner Charité äußere sich zu Trumps Aussage. Embryotox stellte fest, dass Paracetamol das sicherste Mittel gegen Schmerzen und Fieber sei, das während einer Schwangerschaft eingenommen werden kann. Dabei bewertet das Institut den diskutierten Zusammenhang von Paracetamol und Autismus kritisch: viele Diagnosekriterien würden in diversen Studien uneinheitlich angewendet werden, wodurch statistische Signifikanz für Ergebnisse nur schwer nachgewiesen werden könne. Der deutsche Berufsverband der Frauenärzte verwies in seinem Statement auf die Einschätzung von Embryotox und machte deutlich, dass auch er die Änderung der Empfehlung für die Einnahme von Paracetamol nach der aktuellen Studienlage nicht für nötig hält.

Laut dem American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG) könnte Trumps Warnung dazu führen, dass Schwangere verunsichert werden und notwendige Medikamente nicht mehr einnehmen. Fieber sei in Schwangerschaften keine Seltenheit. Gerade während des ersten Trimesters der Schwangerschaft sei eine erhöhte Körpertemperatur riskant und birge schwere Nebenwirkungen, wie beispielsweise Fehlgeburten oder Defekte des Gehirns oder der Wirbelsäule des Kindes. Daher sei die Einnahme von fiebersenkenden Medikamenten gerade in Schwangerschaften manchmal notwendig, um die Gesundheit der Schwangeren sowie des Embryos gewährleisten zu können.

Alycia Halladay von der Autism Science Foundation erklärte gegenüber dem „Deutschlandfunk“, dass Autismus nicht durch Impfungen, sondern insbesondere durch Genmutationen hervorgerufen wird. Auch Susan Kressly, Präsidentin der „American Academy of Pediatrics“ betonte, dass es verschiedene, komplexe Ursachen für Autismus gebe und dass vor allem die Genetik eine entscheidende Rolle spiele. Laut Alex Polyakov von der University of Melbourne würden genetische Faktoren ca. 70 bis 80 Prozent des Gesamtrisikos für Autismus ausmachen. (red/APA)