© Halfpoint – stock.adobe.com In mehreren Ländern der EU werden Maßnahmen gefordert, um die zunehmende Gewalt gegen Gesundheitsberufe einzudämmen. Einzelne Länder sind besonders betroffen.
In Italien wächst die Gewalt im Gesundheitswesen. Mit über 125.000 Angriffen pro Jahr, einschließlich nicht gemeldeter Fälle, gehört Italien zu den europäischen Ländern mit der höchsten Gewaltquote gegen Pflegekräfte im Verhältnis zur Anzahl der Beschäftigten. Laut Berichten der Gewerkschaft „Nursing Up“ erlebt jede vierte Pflegekraft mindestens einmal im Jahr physische oder verbale Gewalt.
„Im Verhältnis zur Zahl der Beschäftigten und der Krankenhausaufnahmen ist Italien heute das europäische Land mit den meisten Übergriffen auf Pflegekräfte. Politische Maßnahmen fehlen, die ambulante Versorgung ist am zusammenbrechen – Notaufnahmen gleichen Schützengräben, Patient:innen sehen uns zunehmend als Gegner:innen. Es muss jetzt gehandelt werden, um dieses soziale Problem einzudämmen. Wer eine Pflegekraft angreift, verletzt das gesamte öffentliche Gesundheitssystem“, erklärte Antonio De Palma, Präsident der Gewerkschaft.
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO erleben weltweit zwischen 8 und 38 Prozent der Gesundheitsfachkräfte im Laufe ihrer Karriere mindestens einen Gewaltvorfall. In Europa schätzt die „European Federation of Nurses“ (EFN), dass jede fünfte Pflegekraft im vergangenen Jahr Opfer von Übergriffen wurde, mit den höchsten Werten in Italien, Großbritannien und Frankreich. Die Dunkelziffer ist allerdings groß: In Italien wird nur einer von 25 Fällen gemeldet, betont die Gewerkschaft. „Nursing Up“ fordert unter anderem: ein verpflichtendes nationales Register für Angriffe, Sicherheitsvorkehrungen in Notaufnahmen, Schulungen zur Konfliktbewältigung für Personal, sowie einen außerordentlichen Einstellungsplan, um die Lücke von rund 175.000 Pflegekräften zu schließen.
Die deutsche Bundesregierung wiederum will Gewalt gegen medizinisches Personal in Krankenhäusern und Praxen schärfer ahnden. „Diejenigen anzugreifen, die anderen helfen, ist absolut inakzeptabel“, sagte Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU). Das Justizministerium erklärte, solche Vorfälle seien nicht hinnehmbar und müssten konsequent verfolgt werden. Das Ressort will noch im Herbst einen Gesetzentwurf vorlegen. (red/APA)