Belastend, aber behandelbar

Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft treten vor allem in der Frühschwangerschaft auf und verschwinden bei 60 % der Betroffenen im 1.Trimenon bzw. bei 90 % bis zur 20. Woche. Angaben zur Häufigkeit variieren länderspezifisch teilweise deutlich, die mittlere Inzidenz beträgt 70 %. Obwohl die Symptomatik die Lebensqualität stark beeinträchtigen kann, sind viele Frauen untertherapiert und fühlen sich mit dem Problem allein gelassen.1

Ursachen und Risikofaktoren

Schwangerschaftsübelkeit ist höchstwahrscheinlich multifaktoriell bedingt. Hormonelle (erhöhte Beta-HCG-/Östradiol-Spiegel), genetische (erhöhte GDF15-Spiegel) und mechanische Faktoren (Meteorismus, Reflux) sowie evolutionäre Anpassung (Vermeidung potenziell toxischer Nahrungsmittel) spielen eine Rolle. Darüber hinaus begünstigen eine hohe Plazentamasse (Mehrlings- oder Molenschwangerschaft) sowie eine positive persönliche und familiäre Anamnese das Auftreten von Schwangerschaftsübelkeit.2

Nichtmedikamentöse Maßnahmen

Vor Beginn einer medikamentösen Behandlung sollten zuerst Trigger wie fettes/scharfes Essen, unangenehme Gerüche und orale Medikamente zur Eisensupplementation gemieden werden. Empfehlenswert sind regelmäßige, kleine Mahlzeiten mit Kohlenhydraten/Proteinen sowie ausreichendes Trinken.1, 2 Morgens vor dem Aufstehen können trockene Cracker oder proteinhaltige Snacks verzehrt werden.2 Ingwer, Vitamin B6 (Pyridoxin) und Akupunktur/Akupressur können die Übelkeit reduzieren, haben aber keinen Einfluss auf das Erbrechen.1

Pharmakotherapie

Besteht die Symptomatik trotz nichtmedikamentöser Maßnahmen weiterhin, umfassen pharmakologische Therapieoptionen in erster Linie H1-Antihistaminika, die sich bei schwangerschaftsbedingter Übelkeit und Erbrechen als wirksam erwiesen haben; bei Hyperemesis gravidarum sind diese allein jedoch nicht ausreichend.1, 2 Eine Kombination aus Doxylamin und Pyridoxin wird seit Jahrzehnten zur symptomatischen Behandlung von Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft eingesetzt und ist seit 2019 auch in dieser Indikation zugelassen. Es existieren zwar mehrere medikamentöse Alternativen, diese werden jedoch häufig „off-label“ eingesetzt und erst als Zweitlinientherapie empfohlen.1

Fazit

Übelkeit und Erbrechen sind häufige Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft, die aber Einfluss auf das mütterliche Wohlbefinden haben. Die schwere Ausprägung Hyperemesis gravidarum kann auch mit negativen Auswirkungen auf den Fetus verbunden sein. Ein früher Behandlungsbeginn und ein stufenweiser Ansatz aus Ernährungs- und komplementärmedizinischen Maßnahmen bzw. Pharmakotherapie bei Persistenz der Symptome sind empfehlenswert.2