Als Ärztin und Arzt bei Veranstaltungen

Als Ärztin und Arzt für Allgemeinmedizin wird man sicherlich des Öfteren gebeten, bei einer Veranstaltung als Ärztin und Arzt anwesend zu sein und für die medizinische Sicherheit zu sorgen. Für mich ist das jeweils eine nette Abwechslung zum Ordinationsalltag, speziell für Sportveranstalter mache ich das gerne. Als Vereins- oder Verbandsarzt/-ärztin ist diese ärztliche Anwesenheit zumeist eine ehrenamtliche Tätigkeit, bei anderen Veranstaltungen gibt es Honorarempfehlungen von Seiten der österreichischen Ärztekammer.

Juristisch gesehen hat der Veranstalter in Abstimmung mit den örtlichen Behörden dafür zu sorgen, dass eine entsprechende medizinische Versorgung gewährleistet ist. Das umfasst ab einer gewissen Größe und bei einem gewissen Gefahrenpotenzial auch die Anwesenheit von Ärztinnen und Ärzten – mehr dazu auf den nächsten Seiten im Interview mit Andreas Heinz (Bezirksgeschäftsleiter des Roten Kreuzes der Bezirksstelle Wels). Bei der Veranstaltung handelt man als Ärztin und Arzt wie immer und überall natürlich nach bestem Wissen und Gewissen, zudem sollen die eigenen Handlungen dokumentiert werden. Eine Versicherung für evtl. spätere Beanstandungen ist ohnehin für alle selbstständigen Mediziner:innen Voraussetzung. Sicherlich ist die Ausbildung zu Notärztin und Notarzt bzw. sind die regelmäßigen obligaten Notarztrefresherkurse von Vorteil, jedoch nicht obligat.

Ich selbst durfte bei vielen Konzerten als Ambulanzarzt für das Rote Kreuz OÖ tätig sein. Viel Erfahrung habe ich als Mediziner bei diversen Sportveranstaltungen gesammelt. Einblicke in die medizinischen Tätigkeitsbereiche bei internationalen Skiveranstaltungen gibt der Unfallchirurg und ÖSV-Teamarzt Franz Unger im Interview auf den folgenden Seiten.

Bei großen Veranstaltungen ist medizinische Ausrüstung vor Ort, bei kleineren Sportveranstaltungen ist man auf die eigene Ausrüstung angewiesen. Neben der Visitentasche sind – je nach Veranstaltung – zusätzlich Utensilien vonnöten. Hier muss man sich in der Vorbereitung darauf fragen, was alles passieren kann, z. B.:

  • Flüssigkeit in Infusionsform bei möglichen Kreislaufdysregulationen aufgrund von Flüssigkeitsverlust
  • Morphium in Ampullenform zur Schmerztherapie im Falle schwererer Verletzungen
  • klassische und dehnbare Tapes, da von Sportler:innen oft gewünscht
  • Utensilien zur Nasen-Tamponade bei Epistaxis
  • Utensilien zur Wundnaht bei Platzwunden von Athlet:innen, denen eine Fortsetzung des Wettkampfes ohne suffiziente Blutstillung nicht erlaubt ist
  • Kälte-Sofort-Kompressen (aktivierbar durch Knicken)

Dazu kommen eventuelle medizinische Probleme der zum Teil älteren Zuseher:innen und Fans. Von Hochdruckkrise bis Asthmaanfall und Panikattacke bis Schlaganfall ist alles möglich. Hierfür ist die Visitentasche ausreichend.
Für den Tag der Veranstaltung empfehle ich erfahrungsgemäß:

  • rechtzeitig vor Ort sein und die räumliche Situation checken (Notausgänge u. a.)
  • Kontakt aufnehmen mit dem Sani-Team: Vorstellen und Absprachen (Wer macht was? Wie wird kommuniziert? Wer ist der/die direkte Ansprechpartner:in?)
  • Wo gibt es einen Defibrillator? Welches Equipment gibt es vor Ort?

Bei Sportveranstaltungen gibt es zwei Besonderheiten und Herausforderungen:

  • Klinisch festzustellen, ob der oder die Athlet:in den Bewerb fortsetzen kann/darf oder ob man die Betroffenen aus dem Wettkampf rausnehmen muss. In letzterem Fall muss man sich manchmal auch gegen andere Interessen durchsetzen.
  • In gewissen Situationen steht man sehr deutlich in der Öffentlichkeit: Wenn hunderte von Augen und evtl. sogar eine Fernsehkamera auf das medizinische Handeln gerichtet sind, macht das natürlich Druck. Mit zunehmender Erfahrung gewinnt man hier Sicherheit.

Zusammenfassend kann – wie schon erwähnt – die medizinische Tätigkeit auf einer Veranstaltung eine nette Abwechslung zum Ordinationsalltag darstellen. Eine Vorbereitung darauf ist allerdings unbedingt vonnöten.