Autonome Funktionsstörungen

Das autonome Nervensystem (ANS) innerviert alle Körperorgane – von der Haarwurzel bis zur Zehenspitze – und steuert neuroendokrine, viszerale sowie Verhaltensreaktionen auf Umwelt- und innerliche Stresssituationen, damit die Homöostase unseres Körpers gewährleistet ist.
Diese weite Verbreitung des ANS spiegelt sich in den vielfältigen Erscheinungsformen autonomer Störungen wider, die von einem allgemeinen Versagen bis hin zu isolierten Organdysfunktionen reichen und damit unter anderem primäre Störungen der innervierten Organe vortäuschen könnten. Der klinische Verlauf kann auch variabel sein, von einem paroxysmalen oder akuten Beginn bis zu subakuten oder chronischen Verläufen.
Störungen des ANS sind einerseits ein wesentliches Merkmal seltener neurologischer Erkrankungen wie der Multisystematrophie, einem atypischen, rasch fortschreitenden Parkinson-Syndrom charakterisiert durch autonomes Versagen, therapierefraktären Parkinsonismus und zerebelläre Ataxie, andererseits zählen sie auch zu den nichtmotorischen Symptomen häufiger neurologischer Erkrankungen wie der Parkinson-Krankheit. Störungen können sich außerdem als Folge von Schlaganfällen, Rückenmarksverletzungen, peripheren Neuropathien oder hirnentzündlichen Erkrankungen entwickeln, die das zentrale oder periphere autonome Nervensystem betreffen. Autonome Beschwerden können schon früh im Krankheitsverlauf auftreten, sich auf die Lebensqualität auswirken und die Prognose negativ beeinflussen. Die Erkennung einer autonomen Dysfunktion ist daher von zentraler Bedeutung, um die bestmögliche Versorgung neurologischer Patienten zu gewährleisten und kurz- sowie langfristige Komplikationen zu verhindern.
Das Screening auf ANS erfolgt mit einfachen, kosteneffizienten Instrumenten, wie z. B. mit der strukturierten Abfrage verschiedener autonomer Beschwerden mit Hilfe des COMPASS-Fragebogens, der kürzlich in deutscher Sprache validiert wurde, der Suche nach vasomotorischen Störungen im Bereich der Extremitäten und mit der Messung von Herzfrequenz- sowie Blutdruckveränderungen im Liegen und Stehen im Rahmen eines sogenannten Schellong-Tests. Eine weiterführende Abklärung inklusive einer autonomen Funktionstestung sichert meistens die Diagnose und legt die Basis für eine personalisierte Behandlung.

Solche Abklärungen werden österreichweit an den Universitätskliniken Innsbruck, Tulln, Wien und Linz angeboten.