Definition und Epidemiologie von Erkältungskrankheiten

Die Erkältung ist definiert als eine „Infektion der oberen Atemwege“, also der Nase, der Nasennebenhöhlen, des Rachens, des Kehlkopfes oder der Bronchien. Häufig synonym verwendete Bezeichnungen sind „Katarrh“, „grippaler Infekt“ oder „Verkühlung“. Die Erkältung sollte nicht mit einer echten Virusgrippe (Influenza) gleichgesetzt werden, obwohl sich die Symptome durchaus ähneln können. Man spricht dann auch von einer Influenza-like Illness (ILI).

Erkältungen sind in aller Regel durch Viren bedingt, selten auch durch Bakterien. Bakterielle Superinfektionen bei anfänglich viralen Infekten kommen ebenfalls vor. Typische Erkältungsviren sind Rhinoviren, Coronaviren, zu denen auch SARS-CoV-2 zählt, Adenoviren, Respiratory-Syncytial-Viren (RS-Viren), Metapneumoviren und viele andere. Es sind weit über 200 verschiedene Viren bekannt, die für Erkältungskrankheiten beim Menschen verantwortlich sind.1 Am häufigsten kommen Rhinoviren vor, gefolgt von Coronaviren und RSV. Zu unterscheiden sind die echten Grippeviren (Influenzaviren), die zwar auch Erkältungssymptome verursachen können, die aber meist auch schwerere Allgemeinsymptome wie hohes Fieber, Abgeschlagenheit, starke Gliederschmerzen und Komplikationen wie Pneumonien verursachen.

Die volkstümliche Bezeichnung „Erkältung“ wird verwendet, weil die Erkrankung zum einen gehäuft in der kalten Jahreszeit auftritt, und zum anderen, weil Kälte in der subjektiven Empfindung der Betroffenen die Anfälligkeit für Erkältungskrankheiten erhöht. Ein wissenschaftlicher Nachweis hierfür konnte aber bisher nicht erbracht werden. Die Kälte an sich kann also die Erkrankung allenfalls begünstigen, nicht aber verursachen. Als eigentliche Ursache ist immer ein Erreger erforderlich, also Viren oder Bakterien.

Ätiologie und Pathogenese von Erkältungskrankheiten

Um eine Erkältung zu bekommen, sind immer zwei Faktoren erforderlich. Zum einen: Die Erreger (in der Regel Viren) müssen in den menschlichen Körper eindringen. Hierzu ist erstens ein Kontakt mit einem Menschen erforderlich, der selbst gerade erkältet ist und die Viren durch Husten, Atemluft oder auch durch direkten Kontakt weitergibt, oder Kontakt mit infektiösem Material (zum Beispiel über Hände, Gegenstände). Sodann muss das Virus über molekulare Mechanismen an die Wirtszelle andocken und das genetische Material des Virus in die Zelle einschleusen.2 Zum anderen spielt die momentane Abwehrlage oder Immunität offenbar eine wichtige Rolle. Kältereize können möglicherweise eine Schwäche des Immunsystems begünstigen – einen wissenschaftlichen Beweis hierfür gibt es aber bisher nicht –, wodurch eine Infektion bei Kontakt mit einer Infektionsquelle stattfinden kann. Hierfür sind wahrscheinlich auch die Gesamtverfassung und psychische Faktoren wichtig. Ebenso von Bedeutung ist, ob der betreffende Organismus vorher bereits Kontakt mit dem Erreger hatte und daher über Antikörper verfügt. Auch ein Infekt mit ähnlichen Viren kann einen Schutz ausüben, der zwar nicht komplett ist, aber einen milderen oder sogar asymptomatischen Krankheitsverlauf ermöglicht. Letztendlich ist es noch nicht genau bekannt, warum eine Erkältung einmal „anschlägt“ und ein andermal nicht. Das Immunsystem wird durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst. Nur selten bekommt man zwei Erkältungen direkt hintereinander. Selbst wenn man dann engen Kontakt mit einer erkälteten Person hat, kommt es nicht wieder zu einer sofortigen Ansteckung. Bei Erkältungskrankheiten hält diese Immunität aber meist nicht lange an. Das heißt, dass man schon kurz darauf erneut eine Erkältung bekommen kann. Das liegt unter anderem auch daran, dass praktisch alle Erkältungsviren sogenannte „RNA-Viren“ sind, die genetisch instabil sind und häufig mutieren können, weshalb auch für die Influenza der Impfstoff in jedem Jahr an die mutierte Virusgenetik angepasst werden muss.

Häufigkeit von Erkältungskrankheiten

Erkältungskrankheiten sind bei Weitem die häufigsten Erkrankungen des Menschen. Besonders Säuglinge und kleine Kinder können mehr oder wenig „ständig“ erkältet sein. Ihr Immunsystem baut sich durch die vielen viralen Infekte erst langsam auf. Bis zu 10 Erkältungen pro Jahr werden bei Säuglingen und Kleinkindern als normal angesehen. Die Häufigkeit geht dann mit zunehmendem Alter zurück. Bei Erwachsenen kommt es meist nur zu ein bis zwei Erkältungen pro Jahr.
Im Winter kommt es gehäuft zu Erkältungskrankheiten. Nach Angaben des deutschen Robert-Koch-Instituts suchen in Spitzenzeiten bis zu 2,8 % der Bevölkerung in einer einzigen Woche ihren Haus- oder Kinderarzt auf.3 Das wären auf Österreich umgerechnet etwa 250.000 Menschen. Noch weit mehr Menschen gehen wegen einer banalen Erkältung gar nicht zum Arzt.

Nach den Daten des deutschen Robert-Koch-Instituts für die Wintersaison 2019/20 ergab sich folgende Häufigkeitsverteilung für die ursächlichen Viren für Influenza-like Infections: Influenza 20 %, Rhinoviren 18 %, humanes Metapneumovirus 5 %, RS-Viren 4 %, Parainfluenza 4 %, SARS-CoV-2 0,3 %, andere Erreger (Adeno-, Corona, Coxsackie-, ECHO-Viren, Bakterien, Mykoplasmen, Chlamydien und unbekannte Erreger, auf die nicht im Einzelnen untersucht wird) 48,7 %.4
Für alle Erkältungskrankheiten ergaben epidemiologische Studien ein Verteilungsmuster, bei dem Rhinoviren mit 30–50 % am häufigsten vorkommen (Tab.):2

 

 

Die „Aktivität“ von Erkältungsviren wird vom deutschen Robert-Koch-Institut regelmäßig erfasst (über Hausarztpraxen und aus einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe). Im Moment (40. Kalenderwoche) sind in Deutschland geschätzt 4,6 % der Bevölkerung „erkältet“ – inklusive symptomatischer SARS-CoV-2-Infektionen. Letztere machen weniger als 1 % aller Erkältungskrankheiten aus. Als Verursacher der Erkältungen wurden fast ausschließlich sogenannte „Rhinoviren“ identifiziert. Influenzaviren (echte Grippe) wurden bisher für die beginnende Wintersaison in ganz Deutschland erst bei sechs Fällen registriert.5

Erkältungskrankheiten sind bei Weitem die häufigsten Erkrankungen des Menschen. Besonders Säuglinge und kleine Kinder können mehr oder wenig „ständig“ erkältet sein.