Es bewegt sich etwas in der Hausarztmedizin

Sehen Sie die langjährigen Forderungen der ÖGAM in den Forderungen der Ärztekammer berücksichtigt?

Christoph Dachs: Im Prinzip sehen wir diese mit der Forderung nach dem Facharzt für Allgemeinmedizin vollkommen berücksichtigt. Ich würde sagen: Es bewegt sich etwas in der Hausarztmedizin!

Nach welchen Kriterien sollte der Facharzttitel vergeben werden?

Die näheren Modalitäten sind hier noch zu besprechen. Hier werden wir auch über klare Qualitätskriterien nachdenken müssen, damit das, was wir erreichen wollen, nämlich eine Qualitätssteigerung mit der Etablierung des Facharztes, auch erfüllt wird.

Eine Ihrer Forderungen war ja auch die Intensivierung und Optimierung der Ausbildung …

Das ist Work in Progress. Auch hier ist noch im Detail zu besprechen, inwieweit die Ausbildungsreform Sinn ergibt und was alles dazukommen sollte. Aber es ist klar, dass eine längere Ausbildung sowohl in der Klinik wie auch in der Lehrpraxis, die absolut notwendig ist und für die eine Verlängerung auf 18 Monate diskutiert wird, die Qualität der Ausbildung anhebt. Wenn wir zukunftsfit für die Herausforderungen des konsequent umgesetzten Hausarztmodelles werden wollen, dann brauchen wir sehr kompetente junge Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner. Ein großes Thema ist derzeit noch die Ausbildung in der Klinik, weil auch da die Qualität der Ausbildung nachvollziehbar und transparent gemacht werden muss.

Was erwarten Sie sich konkret von der neuen Bundesregierung, wer immer es ist?

Die erste Forderung ist die Umsetzung des Facharztes für Allgemeinmedizin, die zweite Forderung ist die Stärkung der Strukturen in der allgemeinmedizinischen Versorgung, die letztlich dem Patienten und der Versorgungssicherheit der Patienten zugutekommt, und drittens die Ausbildungsreform.

Brauchen wir zusätzliche Kassenstellen?

Wir müssen darüber nachdenken, wie wir mehr Kolleginnen und Kollegen in die Allgemeinmedizin bringen. Es sind viele am Rande ihrer Arbeitskapazität angelangt. Und wenn wir die angestrebte Qualität bieten wollen, brauchen wir mehr Zeit. Und dann ist es eine Milchmädchenrechnung: Wenn wir mehr Zeit für den einzelnen Patienten haben, brauchen wir auch mehr Personalressourcen.