Früherkennung statt Screening

Die pathologischen Gehirnveränderungen, welche die neurodegenerativen Demenzerkrankungen charakterisieren, treten bereits viele Jahre vor den ersten klinischen Symptomen auf. Mild Cognitive Impairment (MCI) gilt als Prodromal- oder Risikosyndrom einer Demenz und ist als subjektive und objektivierbare kognitive Einbuße bei erhaltener Alltagskompetenz definiert.

Früherkennung statt Screening

Während ein systematisches Screening auf Demenzerkrankungen bei Personen ohne Anzeichen des Verlustes der kognitiven Leistungsfähigkeit nicht empfohlen wird, sollte die Demenzdiagnose bei entsprechenden Symptomen zeitnah, individuell und genau erfolgen. Eine frühzeitige Diagnose bildet die Grundlage für die Behandlung und Versorgung von Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen und dient dazu, die Betroffenen und deren Angehörige u. a. über Symptome, Prognose, Therapie und präventive Maßnahmen informieren zu können.
Bestehen auf eine Demenz hinweisende Symptome, sollten einfache diagnostische Maßnahmen eingeleitet werden, um das Vorliegen einer Demenz zu bestätigen oder zu widerlegen. Dies sind u. a. Probleme beim Aufnehmen und Behalten neuer Informationen, Kommunikationsprobleme (Wortfindungsstörungen, ungenaue Antworten auf direkte Fragen), Probleme beim abstrakten Denken und bei komplexen Aktivitäten, Probleme mit räumlicher oder zeitlicher Orientierung oder Verhaltensänderungen (Langsamkeit, Unruhe, Misstrauen, Aggression).

Diagnosealgorithmus

Demenzdiagnostische Verfahren sollten auf drei Komponenten basieren: klinische Diagnose, Identifizierung der Ursachen sowie behandelbare Komorbiditäten, die zu demenziellen Symptomen beitragen können (z. B. zerebrovaskuläre Erkrankungen, aber auch eine morbiditätsbedingte Dauermedikation, die kognitive Funktionen beeinträchtigen kann). Obligatorische diagnostische Schritte sind Anamnese (Eigen-, Fremd-, Familien-, Sozialanamnese), neurologischer Status (kognitive und neuropsychologische Tests, Depressionsskalen), psychiatrischer Status (Psychosen, Verhaltensstörungen), internistischer Status (Komorbiditäten), Labor (komplettes Blutbild, Elektrolyte, Kreatinin, Harnstoff, Leberwerte etc.), radiologische Bildgebung (cMRT oder cCT). Optional können dazu diagnostische Schritte wie weiterführende Bildgebung, genetische Tests oder eine Liquoranalyse kommen.