Gesundheitshotline im Test

Nach einiger Vorlauf- und Planungszeit startet in Wien, Niederösterreich und Vorarlberg die telefonische Gesundheitsberatung unter der Nummer 1450. „Ab sofort erhalten Anrufer aus diesen Bundesländern um die Uhr und sieben Tage die Woche eine telefonische Beratung bei gesundheitlichen Problemen und Anliegen“, sagte Gesundheitsministerin Dr. Pamela Rendi-Wagner bei der Präsentation. Die telefonische Gesundheitsberatung sei eine große Innovation im österreichischen Gesundheitssystem und komme unmittelbar bei den Menschen in den teilnehmenden Bundesländern an, ist die Ministerin überzeugt. 1450 soll eine niederschwellige Erstanlaufstelle bei Gesundheitsfragen und akuten Symptomen sein.

 

 

Qualitätsgesichertes Abfragesystem

„Die Mitarbeiter lotsen den Anrufer durch ein von Experten entwickeltes medizinisch-wissenschaftliches und international bewährtes Abfragesystem. Sie schätzen die Dringlichkeit des Anliegens ein und geben dann ihre Empfehlungen ab“, erklärte WGKK-Obfrau Mag. Ingrid Reischl das Prinzip. Dabei werde auch der Wohnort des Anrufers berücksichtigt und mit Informationen über Ärzte in der Nähe und die Öffnungszeiten verknüpft. Wiens Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger betonte, dass es sich bei den eingesetzten Mitarbeitern um diplomiertes Krankenpflegepersonal handelt, das eine schnelle und unkomplizierte Hilfe bietet und den Patienten Sicherheit auf dem kürzesten Weg zur richtigen Behandlung gibt. Diagnosen stellen sollen die Beschäftigten aber nicht.
Das qualitätsgesicherte und protokollgestützte Abfragesystem, das hinter der Telefonnummer 1450 stehe und als sogenannter „Fragebaum“ durch das Auskunftsgespräch führt, wurde vom Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger nach einer internationalen öffentlichen Ausschreibung erworben, schilderte der dafür zuständige stellvertretende Generaldirektor DI Volker Schörghofer. „Wir haben uns für ein internationales Expertensystem entschieden, weil es sich auf klinische Abfrageprotokolle stützt und sich seit Jahren in vielen Institutionen und Ländern wie Australien und den USA bewährt hat. Die erstmalige Übersetzung für den deutschsprachigen Raum ist eine Pionierleistung. Ein Expertenteam aus Ärzten sowie Technikern hat es eigens für Österreich austrifiziert.“ Durch die Beantwortung des Fragebaums sei es möglich, dem Anrufer eine Dringlichkeitseinschätzung und eine Verhaltensempfehlung zu geben, um ihm unnötige Wege und Wartezeiten zu ersparen.
Reischl ist überzeugt, das System so zu entlasten: „Patienten ersparen sich unnötige Wege. Aus Sicht der Wiener Gebietskrankenkasse soll die telefonische Gesundheitsberatung zur besseren Orientierung im Gesundheitssystem beitragen. Damit bieten wir einen unkomplizierten Einstieg in unser manchmal recht kompliziertes Gesundheitssystem. Die Betroffenen bekommen hier konkrete Informationen, wo sie mit akuten Beschwerden die für sie beste medizinische Hilfe erhalten.“ Mit der telefonischen Gesundheitsberatung wolle man den Anrufer bei seinen Symptomen und Beschwerden richtig beraten und ihm zur richtigen Zeit, am richtigen Ort die richtige Behandlung zukommen lassen, so Schörghofer.
Man orientiert sich dabei an international bewährten, betont Frauenberger: „In Ländern wie Großbritannien, Dänemark, Israel und der Schweiz gibt es bereits erfolgreiche Projekte in ähnlicher Form. Wir rechnen mit 100.000 bis 200.000 Anrufern pro Jahr.“
Welches Potenzial das System hat, zeige sich an einem anderen Testbetriem im Wiener AKH, erklärt Reischl: „Wir haben dort seit November beispielsweise in der Notfallambulanz vorgeschaltet Allgemeinmediziner – und wir sehen dort, dass 40 Prozent der Menschen, die in die höchste Versorgungsebene gehen, eigentlich gar keine medizinische Versorgung brauchen oder eine ganz geringe. Genau für diese Menschen gibt es nun die Hotline gegen die Unsicherheit. Viele Menschen erfahren, dass sie gar kein Krankenhaus brauchen würden.“
Die Wiener Ärztekammer unterstützt den neuen Dienst mit ihren eigenen bereits bestehenden Services von Anfang an. Ärztekammerpräsident Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres sieht den städtischen Willen zur Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft „als positiven Schritt in die richtige Richtung, um die Wiener Gesundheitsversorgung weiter zu verbessern.“ Der Vizepräsident und Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien, Dr. Johannes Steinhart, sieht hier im System große Vorteile: „Die Einbindung des bestehenden Wiener Erfolgsmodells ‚Ärztefunkdienst‘ in die Gesundheitsberatung kann ein späterer Erfolgsgarant für ganz Österreich werden.“ Die Einbindung in Wien zeige, „dass es für das Gesundheitssystem sinnvoll sei, die Ärzteschaft mit an Bord zu holen“.

Kooperation mit Ärztefunkdienst

Konkret bedeutet die Kooperation eine Zusammenarbeit des Fonds Soziales Wien (FSW) und des Ärztefunkdiensts (ÄFD) der Ärztekammer für Wien. Damit werden die Einführung der telefonischen Gesundheitsberatung sowie die Vereinbarung der jeweiligen Rechte und Pflichten im Rahmen der gemeinsamen Umsetzung von TEWEB in Wien geregelt. Die Ärztekammer wird durch die Ärzteliste dem FSW Daten zur ärztlichen Versorgung im niedergelassenen Bereich zur Verfügung stellen. Steinhart: „Damit sollen Informationen über alle verfügbaren Hausarzt- und Facharztordinationen in Wien gesammelt werden und Patienten sollen geografisch optimiert den schnellsten Weg zu einem sogenannten Versorgungsort finden.“ Auch der bereits bestehende Praxisplan und das Arztbewertungssystem der Ärztekammer werden eingebunden. Durch diese Datenintegration sollen vom FSW, der Ärztekammer und von der Wiener Gebietskrankenkasse gemeinsam definierte „Versorgungsorte“ festgelegt werden. „Ziel ist in jedem Fall die medizinische Versorgung der Patienten am Best Point of Service“, betont Szekeres.