Großer Wurf mit Kinderkrankheiten

Verbesserungspotenzial bei der Ärzteausbildung gebe es vor allem, wenn es um Zeit- und Personalressourcen für die Ausbildenden sowie Entlastung von Administrations- und Dokumentationsaufgaben ginge. Das ist eines der Ergebnisse einer im Auftrag der Bundeskurie angestellte Ärzte der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) durchgeführten Befragung. Das Ärztliche Qualitätszentrum befragte kontinuierlich alle in Ausbildung befindlichen Ärztinnen und Ärzte in Österreich zur Basisausbildung sowie zur allgemein- und fachärztlichen Ausbildung, sagte Dr. Karlheinz Kornhäusl, Stellvertretender Bundeskurienobmann und Obmann der Bundessektion Turnusärzte, bei der Präsentation der Ergebnisse.

„Luft nach oben“

„Mit der neuen Ärzteausbildung ist ein großer Wurf gelungen, es sind allerdings noch Kinderkrankheiten zu beseitigen. Insgesamt ist die Zufriedenheit mit den Ausbildungstypen durchschnittlich, das heißt, es ist noch viel Luft nach oben. Unsere wichtigste Forderung in diesem Zusammenhang: Krankenanstaltenträger müssen gute Ausbildung als eigene Verpflichtung wahrnehmen“, betonte Kornhäusl.
Die Gesamtbewertung der Ausbildungswege zeige, dass die fachärztliche Ausbildung mit einer Schulnote von 2,29 am besten abschneide. Sowohl die Basisausbildung als auch die allgemeinärztliche Ausbildung seien mit 2,49 beziehungsweise 2,52 durchschnittlich bewertet. Zwar steige die Zufriedenheit bei der allgemeinärztlichen Ausbildung kontinuierlich, aber es gebe keinen Grund sich zurückzulehnen. Bei der Basisausbildung wurden als Gründe für positive Bewertungen vor allem eine gute Betreuung, gute Integration und ein angenehmes Arbeitsklima sowie eigenständiges Arbeiten erwähnt.
Bei der Allgemeinmedizin sei interessant zu beobachten, dass die Zufriedenheit nach den zu absolvierenden Fachgebieten im Rahmen der Ausbildung stark streue. Während Anästhesie, Kinder- und Jugendheilkunde sowie Psychiatrie signifikant besser bewertet wurden, stellen Frauenheilkunde und Geburtshilfe die Schlusslichter in der Zufriedenheitsbewertung dar. Auch bei der Bewertung der fachärztlichen Ausbildung variiert die Bewertung stark – am signifikantesten zwischen Labormedizin (Schulnote 1,77) und Chirurgie (2,64).
Aus der Analyse aller Ausbildungsteile ergeben sich für den Turnusärztevertreter bestimmte Faktoren, welche über eine gute oder schlechte Bewertung der Ausbildung entscheiden: „Wir sehen, dass die Qualität und Umsetzung eines guten Ausbildungskonzeptes das Um und Auf ist. Darüber hinaus müssen gute Rahmenbedingungen für den Ausbildner geschaffen werden: Das bedeutet genügend Unterstützung durch die Leitung sowie ausreichend Zeit für die Ausbildungsaufgabe.“

Attraktivere Arbeitsplätze

Die neue Ausbildungsordnung passe die praktische Ausbildung an moderne Gegebenheiten an und hebe sie auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau. Zusätzlich solle sie dazu beitragen, den Standort Österreich attraktiver zu machen und die Ärzteflucht einzudämmen. Dazu Kornhäusl: „Aktuell beträgt die Gesamt-Drop-out-Quote dramatische 38,8 Prozent. Diese Situation erfordert dringende Maßnahmen der Politik: Arbeitsplätze sowohl im Spital als auch in der Niederlassung müssen wieder attraktiv gemacht und Bürokratie abgebaut werden.“
Und es müssen die entsprechenden Ressourcen bereitgestellt werden: „Das beginnt bei genügend Zeit für die Ausbildenden und genügend Personal, betrifft aber auch die finanzielle Seite. Ich werde hier nicht müde zu betonen: Um ein hohes Niveau der Ausbildungsqualität zu garantieren, muss die Finanzierung der verpflichtenden Lehrpraxis endlich sichergestellt werden“, forderte Kornhäusl.

 

 

Markus Müller bleibt Rektor der MedUni Wien

Der Rektor der Medizinischen Universität Wien, Univ.-Prof. Dr. Markus Müller, ist von Universitätsrat und Senat vorzeitig und überraschend für eine weitere vierjährige Amtsperiode in seiner Funktion bestätigt worden. Der Internist und klinische Pharmakologe steht seit 2015 an der Spitze der MedUni Wien und wird das nun auch bis 2023 tun. Ein amtierender Rektor kann ohne Ausschreibung wiedergewählt werden, wenn Senat und Universitätsrat jeweils mit Zweidrittelmehrheit zustimmen. Im Falle Müllers erfolgte das nun zur Hälfte seiner noch bis September 2019 laufenden Amtszeit. Als Begründung nannte der Vorsitzende des Unirats, Ex-Vizekanzler und -Wissenschaftsminister Dr. Erhard Busek, Müllers „bisherige Leistungen, langfristige Infrastrukturprojekte zur Modernisierung des Campus und die notwendige Stabilität der laufenden Zusammenarbeitsvereinbarung mit der Stadt Wien“. Müller wurde 1967 in Klagenfurt geboren. Nach einer Sub-auspiciis-Promotion 1993 absolvierte er Ausbildungen an Abteilungen für Notfallmedizin, Onkologie, Endokrinologie, Infektionskrankheiten und Chemotherapie, Klinische Pharmakologie und Angiologie in Österreich, Schweden und den USA.

Hippokratischer Eid neu formuliert

Er ist mehr als zweitausend Jahre alt, doch noch immer ist der hippokratische Eid eine Grundlage für ethisches Handeln eines jeden Mediziners. Eigentlich würde man deshalb glauben, dass der Eid eben auch in Stein gemeißelt und unveränderlich ist. Doch tatsächlich wird er immer wieder einmal „modernisiert“ – zuletzt 2006. Und nun wieder. Der Weltärztebund hat dieser Tage eine moderne Version des hippokratischen Eides veröffentlicht. Die neue Fassung verpflichtet Mediziner, Wissen zum Wohl der Patienten mit ihren Kollegen zu teilen.
Auch wenn seit einigen Jahren mit der Genfer Deklaration eine modernere Fassung verwendet wird, hat sich umgangssprachlich der „hippokratische Eid“ als Bezeichnung gehalten. Der Weltärztebund verabschiedete auf seiner Generalversammlung in Chicago eine überarbeitete Fassung. Die Neufassung legt stärker als zuvor Wert auf die Autonomie des Patienten. In der neuen Version verpflichtet das Gelöbnis die Ärzte demnach, medizinisches Wissen zum Wohl der Patienten und zur Förderung der Gesundheitsversorgung mit ihren Kollegen zu teilen.
Vor dem Hintergrund der steigenden Arbeitsbelastung appelliert der Text aber auch an die Mediziner, sich um ihre eigene Gesundheit zu kümmern. Nur dann könnten sie eine gesundheitliche Versorgung auf höchstem Niveau leisten. Eine deutsche Übersetzung liegt noch nicht vor. Sie muss erst mit allen deutschsprachigen Ländern abgestimmt werden.
So liest sich die neueste Fassung des Eides im englischen Original „The Physician’s Pledge“:
As a member of the medical profession: I solemnly pledge to dedicate my life to the service of humanity. The health and well-being of my patient will be my first consideration. I will respect the autonomy and dignity of my patient. I will maintain the utmost respect for human life. I will not permit considerations of age, disease or disability, creed, ethnic origin, gender, nationality, political affiliation, race, sexual orientation, social standing or any other factor to intervene between my duty and my patient. I will respect the secrets that are confided in me, even after the patient has died. I will practise my profession with conscience and dignity and in accordance with good medical practice. I will foster the honour and noble traditions of the medical profession. I will give to my teachers, colleagues, and students the respect and gratitude that is their due. I will share my medical knowledge for the benefit of the patient and the advancement of healthcare. I will attend to my own health, well-being, and abilities in order to provide care of the highest standard. I will not use my medical knowledge to violate human rights and civil liberties, even under threat. I make these promises solemnly, freely and upon my honour.