Gute Noten für die Allgemeinmedizin

Die Österreicher sind allen politischen Diskussionen und Unkenrufen zum Trotz mit den Leistungen der Krankenkassen weitgehend zufrieden – 23 % sogar sehr zufrieden, weitere 53 % eher. 18 % sind eher unzufrieden und 6 % sehr unzufrieden. Das ist das Ergebnis einer aktuellen GfK-Umfrage bei 4.000 Personen im Auftrag des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger. Gegenüber 2016 ist die Zufriedenheit der Leistung der Krankenkassen de facto stabil geblieben, sagte GfK-Marktforscher Dr. Rudolf Bretschneider.
Gute Noten gab es vor allem für die Leistungen und Angebote in der Allgemeinmedizin. So waren etwa 67 % der Befragten sehr bis eher zufrieden mit den Wartezeiten beim praktischen Arzt mit Kassenvertrag, 10 % waren überhaupt nicht zufrieden. Befragt nach der Dauer der Wartezeit zeigte sich, dass ein Drittel weniger als 30 Minuten warten musste, 19 % bis zu 45 Minuten, 17 % bis zu einer Stunde und 28 % sogar länger als eine Stunde. Zufrieden waren die Menschen auch bei der Terminvergabe: 65 % der Befragten erhielten einen Termin noch am selben Tag, weitere 16 % innerhalb einer Woche.
Ein anderes Bild zeigte sich bei den Fachärzten: Nur 13 % der Terminanfragen bei Radiologen wurden innerhalb einer Woche erledigt, bei anderen Fachärzten gab es für ein Fünftel der Patienten einen Termin in einer Woche, aber 61 % mit Wartezeiten von bis zu zwei Monaten. Nicht zuletzt deshalb zeigte sich hier auch ein ganz unterschiedliches Bild im Hinblick auf die Inanspruchnahme von Wahlärzten. Während über 90 % der Patienten in den vergangenen 12 Monaten einen praktischen Arzt mit Kassenvertrag besuchten und nur 13 % einen Wahlarzt, waren es bei den Fachärzten immerhin 44 %, die innerhalb eines Jahres auch einen Wahlarzt besuchten und 74 % einen Facharzt mit Kassenvertrag (Mehrfachnennungen möglich).
Befragt nach den Hauptanliegen bei Gesundheitsreformen wurde mit 29 % an erster Stelle die Reduktion von Selbstbeteiligungen und Selbstbehalten genannt – wie berichtet haben die Kassen hier zuletzt zahlreiche Harmonisierungsschritte gesetzt etwa im Bereich von Zahnmedizin und im Bereich von Sehhilfen. An zweiter Stelle landeten kumuliert Erleichterungen beim Besuch eines niedergelassenen Arztes – etwa die Verkürzung der Wartezeiten und mehr Zeit für medizinische Beratung. Ebenfalls 26 % wünschen sich eine bessere flächendeckende Versorgung durch Ärzte oder anderes medizinisches Personal.
Der Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger Dr. Alexander Biach deponierte bei der Präsentation der Umfrageergebnisse mehrere Forderungen an die nächste Regierung. Für die noch ausständige Leistungsharmonisierung in fünf Bereichen seien gesetzliche Änderungen nötig, weiters müssten Begleitprogramme für chronisch Kranke verpflichtend angeboten werden, etwa bei Diabetes. Bei den Primärversorgungszentren fehle noch die Möglichkeit, Ärzte in Gruppenpraxen anzustellen, sagte Biach. Ihm schwebt auch vor, dass der Gesetzgeber für Landärzte steuerliche Anreize schafft. Ausgebaut gehöre außerdem die Prävention.
Sozial gestaffelte Selbstbehalte und Rabatte seien für ihn dennoch ein gutes Mittel, um steuernd in das Gesundheitssystem einzugreifen, meinte Biach. Optimistisch zeigte er sich, dass die ELGA-Verordnung demnächst in Kraft tritt, damit werde der elektronische Befund sowie die E-Medikation möglich. Eine Zusammenlegung der Sozialversicherungsträger sei hingegen auch unter der nächsten Regierung sicher nicht der erste Reformschritt, sagte Biach. Er erwartet bis 2021 einen vierstufigen Plan. Erster Punkt sei die restliche Leistungsharmonisierung, zweiter Schritt sei die Anpassung der Beiträge. Daneben müssten die Träger auch Aufgaben bündeln und in der Verwaltung Kosten einsparen – konkret sprach Biach von 120 Millionen Euro über alle Träger, einschließlich der AUVA und der Pensionsversicherung. Ein vierter Punkt sei die Kofinanzierung der Krankenhäuser mit den Bundesländern.
Interessante Ergebnisse lieferte die Frage, wo sich die Menschen über Gesundheitsthemen und Krankheiten informieren. So konnten das Internet und „Dr. Google“ die erste Position gegenüber der Befragung im Jahr 2014 nicht nur behaupten, sondern von 48 auf 51 % ausbauen. Laut Bretschneider ist hier das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht. Social Media spielt dagegen kaum eine Rolle. Informationsquelle Nummer zwei hinter dem Internet ist die Familie, gefolgt vom Freundeskreis – beide Informationsquellen haben an Bedeutung gewonnen. Deutlich gestiegen ist auch die Apotheke als Anlaufstelle bei Beschwerden. 28 % informieren sich laut heuriger Befragung dort, 2014 waren es 19 %.Nur noch 23 % gehen bei gesundheitlichen Problemen zuerst zum Arzt – 2014 waren es noch 26 %.

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