Gut gerüstet in den Urlaub

Zwar gibt es weltweit ärztliche Ordinationen, Krankenhäuser und Apotheken, doch abgelegene Reiseziele, Sprachbarrieren und länderspezifische Arzneimittelgesetze können die Versorgung im Akutfall erschweren. Eine adäquate Reiseapotheke ermöglicht eine rasche eigenständige Behandlung bei kleineren Beschwerden und vermittelt Reisenden ein Gefühl der Sicherheit in unvorhergesehenen Situationen.

Wichtig zu wissen ist, dass es nicht „die“ eine richtige Reiseapotheke gibt. Neben der Basisausstattung ist eine individuelle Anpassung sowohl an die Person als auch an das Urlaubsziel notwendig. Um zu wissen, was die Patient:innen brauchen, ist ein persönliches Gespräch notwendig, denn für einen Familienurlaub auf Kreta wird beispielsweise eine andere Ausstattung empfohlen als für eine Fahrradtour durch die Alpen.

Was immer dabei sein sollte

Die individuelle Dauermedikation und täglich verwendete Medizinprodukte sollten idealerweise mit einem Puffer für mehrere Tage – im Falle einer Abreiseverzögerung – eingepackt werden. Bei Flugreisen gehören sie unbedingt ins Handgepäck, um Verluste oder Verzögerungen zu vermeiden. Ein ärztliches Attest oder eine Verschreibung in englischer Sprache mit internationalen Wirkstoffnamen hilft, Schwierigkeiten bei der Einfuhr von Medikamenten zu vermeiden. Bei Bedarfsmitteln sollten nur bekannte und gut verträgliche Präparate mitgenommen werden. Eine kurze Medikationsanamnese ist daher Bestandteil jeder reisemedizinischen Beratung. Aufgrund der hohen Dichte an Magen-Darm-Erkrankungen auf Reisen bietet es sich an, den Patient:innen neben Arzneimitteln auch zur Mitnahme von Prä- und Probiotika zu raten. Durch ungewohnte Speisen, üppige Mahlzeiten oder den vermehrten Konsum von Alkohol kann es im Urlaub schnell zu Sodbrennen kommen, weshalb auch Protonenpumpenhemmer oder Alginate nicht in der Reiseapotheke fehlen sollten. Wichtig zu wissen ist, dass Medikamente auch im Urlaub kühl, trocken und lichtgeschützt aufbewahrt werden müssen. Wichtige Dokumente wie die e-card, der Impfpass sowie gegebenenfalls ein Diabetikerausweis, ein Allergiepass oder ein Notfallpass bei blutverdünnender Therapie gehören ebenfalls ins Reisegepäck. Zudem sollte rechtzeitig geprüft werden, ob der Impfstatus aktuell ist und ob Reiseimpfungen erforderlich sind.

Strandurlaub

Ein wasserfester Sonnenschutz für Körper und Gesicht sind essenziell, wobei der Lichtschutzfaktor (LSF) dabei möglichst hoch gewählt werden soll. Da UV-Strahlung die Haut auch nach dem Sonnenbaden weiter schädigt, empfiehlt sich abends eine After-Sun-Pflege mit beruhigenden Inhaltsstoffen wie Aloe vera. Kühlende und feuchtigkeitsspendende Cremes verschaffen Linderung bei Sonnenbrand. Bei stärkeren Beschwerden ist zusätzlich eine niedrigdosierte Hydrokortisoncreme sinnvoll.

Wer sich lange im Wasser aufhält, sollte die Ohren nach dem Schwimmen gut abtrocknen und vorbeugend Ohrentropfen mit Isopropanol, Essigsäure und Dexpanthenol verwenden. Dadurch lässt sich das Risiko für Infektionen durch Keime im Wasser deutlich senken. Sollten dennoch Ohrenschmerzen bestehen, können schmerzstillende Tropfen, etwa mit Lidocain, Abhilfe schaffen.

Da die Sonnenexposition einen Herpesausbruch triggern kann, sollten Reisende mit rezidivierenden Fieberblasen etwas zur Prophylaxe sowie passende Medikation für den Notfall einpacken. Zudem erhöht sich durch die nasse Kleidung das Risiko einer Zystitis vor allem bei Frauen. Hierbei lohnt es sich, geeignete Arzneimittel zur Vorbeugung mitzunehmen. Tees oder Phytopharmaka auf Basis von Liebstöckel, Tausendgüldenkraut, Rosmarin, Bärentrauben-blättern, Cranberry oder D-Mannose erweisen sich als eine sinnvolle Ergänzung der Reiseapotheke.

Sporturlaub

Bei körperlich aktiven Urlauben wie Radtouren, Surfcamps oder Wanderungen können Sportverletzungen zu Schmerzen und einer Eingrenzung der Beweglichkeit führen. Überbelastungen und Überdehnungen der Muskeln, stumpfe Traumata, Verstauchungen und Prellungen lassen sich in den meisten Fällen gut selbst behandeln. Bei inneren Verletzungen, Verletzungen im Kopfbereich, Verdacht auf Fraktur sowie neurologischen Ausfällen sollte jedoch in jedem Fall ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Zur Versorgung akuter Wunden braucht es desinfizierende Lösungen und Wundsalben sowie sterile Kompressen und Pflaster. Um den natürlichen Heilungsprozess zu unterstützen und die Narbenbildung zu minimieren, ist die feuchte Wundheilung empfehlenswert. Für eine Kombination aus schmerzlindernder, entzündungshemmender sowie kühlender Wirkung bei der Versorgung stumpfer Verletzungen können NSAR-haltige Schmerzgele angewendet werden. Wärmende Salben und Cremes unterstützen neben leichter Bewegung und Dehnübungen die Entspannung verspannter Muskeln. Spezielle Blasenpflaster und geeignetes Verbandsmaterial sollten bei ersten Anzeichen von Blasen oder Scheuerstellen griffbereit sein.

Sollte Sport in der Sonne ausgeübt werden, sind ebenfalls ein wasserfester Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor, ein Kopfschutz und eine Sonnenbrille unbedingt empfehlenswert. Zusätzlich ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, wobei das Wasser optional mit Elektrolyten angereichert werden kann.

Urlaub mit Kindern

Wenn eine Reise mit Kindern bevorsteht, sollten Arzneimittel in altersgerechter Form, beispielsweise als Saft oder Zäpfchen, eingepackt werden. Auf hitzeempfindliche Arzneiformen wie Suppositorien sollte jedoch bei Reisen in heiße Regionen verzichtet werden. Zusätzlich gehören Rehydrationslösungen, milde Sonnen- und Insektenschutzmittel sowie kindgerechte Pflaster zur Wundversorgung in die Reiseapotheke.

Urlaub mit Allergien

Bereits bei der Wahl des Reiseziels lohnt sich ein Blick auf regionale Allergenbelastungen und Blütezeiten. Patient:innen mit bekannter Pollen-, Tierhaar- oder Insektengiftallergie sollten auch im Urlaub entsprechend ausgestattet sein. Auf jeden Fall ist ihnen die Mitnahme von oralen Antihistaminika der zweiten Generation (z. B. Loratadin, Cetirizin), intranasalen Glukokortikoiden und gegebenenfalls zusätzlich antihistaminhaltigen Augentropfen oder Kombinationspräparaten zu empfehlen. Bei bestehendem Anaphylaxierisiko ist dringend ein Notfallset mit Adrenalin-Autoinjektor mitzuführen.