Impfungen im Alter: Was ist wichtig?

Warum sind Impfungen im Alter wichtig?

Die Inzidenz vieler Infektionen und das Risiko für einen schweren Verlauf steigen mit dem Alter. Dieses Phänomen ist z. B. für Influenza und viele andere Infektionen seit langem bekannt und zeigte sich aktuell bei der SARS-CoV-2-Infektion. Altersassoziierte Veränderungen des Immunsystems, die als „Immunseneszenz“ bezeichnet werden, tragen zur erhöhten Anfälligkeit für Infektionen bei und sind auch dafür verantwortlich, dass viele Impfstoffe bei älteren Personen weniger immunogen und dadurch weniger wirksam sind.

Welche Impfungen sind für ältere Erwachsene empfohlen?

Die jährlich aktualisierten Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums für alle Altersgruppen sind im Impfplan Österreich zusammengefasst. Dabei ist auch eine Reihe von speziellen Empfehlungen für ältere Erwachsene enthalten, die sowohl die Auswahl der Impfstoffe als auch die Intervalle der Auffrischungsimpfungen betreffen (Tab. 1).

„Die wichtigste Strategie, um ältere Menschen von Impfungen zu überzeugen, ist die umfassende Aufklärung.“

Pneumokokken: Die Impfung gegen Streptococcus pneumoniae ist für Personen über 60 Jahre empfohlen, dabei wird zuerst ein 15- oder 20-valenter Konjugat-Impfstoff und 1 Jahr später ein 23-valenter Polysaccharid-Impfstoff verabreicht. So sollen die Vorteile beider Impfstoffe genutzt werden.

Herpes Zoster: Die Impfung gegen Herpes Zoster ist ab dem 50. Lebensjahr vorgesehen. Aufgrund der besseren Wirksamkeit wird statt des in früheren Jahren eingesetzten Lebendimpfstoffs nun ein adjuvantierter Proteinimpfstoff empfohlen. Die Schutzwirkung gegen Herpes Zoster liegt für diesen Impfstoff bei ca. 90 % – und zwar für alle Altersgruppen über 50 Jahre ohne altersassoziierte Abnahme.

Influenza: Die jährliche Impfung gegen Influenza ist für alle Erwachsenen empfohlen, ihre Bedeutung für Senior:innen wird im Impfplan jedoch besonders hervorgehoben. Da die Standardimpfstoffe bei älteren Erwachsenen weniger effektiv sind als bei jüngeren Altersgruppen, wurden angepasste Impfstoffe speziell für diese Altersgruppe entwickelt. Es handelt sich dabei um einen Hochdosis-Impfstoff, der viermal mehr Antigen als der Standardimpfstoff enthält, und um einen adjuvantierten Impfstoff, der neben den Influenza-Antigenen das Adjuvans MF59 enthält. Der Impfplan empfiehlt explizit die Verwendung dieser Impfstoffe für Senior:innen. Detaillierte Rahmenbedingungen des Öffentlichen Impfprogramms Influenza werden durch die Zielsteuerungspartner erarbeitet und künftig online zur Verfügung stehen.

COVID-19: Die Impfung gegen SARS-CoV-2 wurde vom Nationalen Impfgremium mittlerweile in den Impfplan aufgenommen. Für Personen ab einem Alter von 60 Jahren ist die 4. Impfung besonders empfohlen, das Intervall zur 3. Impfung kann bei ihnen ab 4 Monaten betragen. Ab 4 Monaten nach der 4. Impfung können Personen ab dem vollendeten 60. Lebensjahr eine weitere Auffrischungsimpfung (5. Impfung) erhalten. In einer gesonderten Stellungnahme betreffend COVID-19-Impfungen wird ebenfalls betont, dass für Personen ab 60 Jahren ein aufrechter Impfschutz unverändert wichtig ist und nach persönlicher Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlichenfalls aufgefrischt werden sollte. Dafür stehen aktuell insbesondere BA.4-5-mRNA-Impfstoffe zur Verfügung, die auch zur Grundimmunisierung eingesetzt werden können. Für den Herbst werden Variantenimpfstoffe erwartet, die gegen XBB.1.5 gerichtet sind.

Praxismemo

  1. Die Impfungen gegen Influenza, Pneumokokken, Herpes Zoster und COVID-19 sind speziell für ältere Erwachsene empfohlen.
  2. Auch die regelmäßigen Auffrischungsimpfungen dürfen nicht vergessen werden.
  3. Eine zuverlässige schriftliche Impfdokumentation ist essenziell, nur dann gilt eine Impfung als gegeben.