Impfungen vor Fernreisen – welche Impfung für welche Reise?

Mit einer aktuellen Diphtherie-Tetanus-Pertussis-Impfung sowie Schutz gegen Hepatitis A und B ist eine gute Basis für alle Reisen gegeben. Bezüglich der Poliomyelitis, die in Österreich nicht mehr alle 10 Jahre aufgefrischt werden muss (sondern – nach Abschluss der Kinderimpfungen – lediglich noch 2-mal im Leben), darf man nicht vergessen, dass leider viele Länder wiederholt Polioausbrüche haben (insbesondere in Afrika, aber immer wieder auch in Asien – zuletzt Indonesien). Für diese Länder ist ein aktiver Polioschutz unabdingbar. Bei gern und viel reisenden Menschen ist es daher sinnvoll, den tetravalenten Impfstoff Diphtherie/Tetanus/Polio/Pertussis zu verwenden. Fehlt nur der Polioschutz und sind dTPe aktiv, so kann man ­Poliomyelitis auch mit dem parenteralen Monoimpfstoff impfen.

Gelbfieber

Die Indikation zur Gelbfieberimpfung kann sich aus zwei verschiedenen Gründen stellen. Einerseits ist sie eine der „Pflichtimpfungen“ im internationalen Reiseverkehr, das heißt, sie ist für einige (wenige) Destinationen für die Einreise zwingend vorgeschrieben. Die Gültigkeit einer einmaligen Gelbfieberimpfung für Einreisebestimmungen ist lebenslang. Einige – vor allem afrikanische – Staaten akzeptieren jedoch nur eine Impfung, die vor weniger als 10 Jahren verabreicht wurde. Andererseits muss das Ansteckungsrisiko für die Reisenden bedacht werden. Die Erkrankung kommt ausschließlich im tropischen Südamerika sowie in Afrika südlich der Sahara vor, die Südspitze des Kontinents ist aus klimatischen Gründen dann wieder gelbfieberfrei (Südafrika, Namibia, Botswana, Simbabwe, Mosambik).Die Impfung darf nur in zertifizierten Zentren verabreicht werden, diese sollten über die jeweils aktuellen Bestimmungen und kurzfristige Änderungen informiert sein. Da es sich um einen Lebendimpfstoff handelt, bestehen die üblichen Kontraindikationen für bestimmte Patientengruppen.

Typhus

Diese weltweit verbreitete fäkal-oral übertragene Infektion spielt vor allem für Langzeitreisende, bei Reisen unter sehr einfachen Bedingungen sowie bei Destinationen im Bereich Südasien eine wichtige Rolle.Die Impfung ist seit langem verfügbar, besteht aus einer Dosis und soll spätestens 10 Tage vor der Abreise gegeben werden. Die Schutzdauer ist mit drei Jahren unbefriedigend kurz. Ein ebenfalls erhältlicher oraler Impfstoff besteht aus 3 Einzelgaben an alternierenden Tagen, die Wirkung ist etwas weniger verlässlich und kürzer.

Japanische Encephalitis

Die Erkrankung ist ausschließlich in Asien und Australien verbreitet. Die Grundimmunisierung erfolgt mit zwei Dosen, die einen Mindestabstand von 1 Woche erfordern. Dieses Kurzschema ist leider für Kinder nicht zugelassen, hier müssen die beiden Impfungen mit einem Abstand von 4 Wochen verabreicht werden. Für eine längere Schutzdauer ist dann noch eine dritte Dosis nötig, die frühestens 1 Jahr nach der zweiten geimpft wird. Nach Expertenmeinung kann diese Auffrischung auch mehrere Jahre später verabreicht werden, im Idealfall vor der nächsten Asienreise. Danach sind 10 Jahre Schutzwirkung anzunehmen.

Tollwut

Durch die von der WHO vorgeschlagene Reduktion der Impfserie von 3 auf 2 Impfdosen vor der Reise ist die Impfung etwas erschwinglicher geworden. Die Verlässlichkeit dieser Strategie ist gut abgesichert. Im Gegensatz zur WHO sind aber die meisten europäischen Expert:innen der Ansicht, dass für einen längeren Schutz sehr wohl eine dritte Dosis nötig ist – entweder noch vor der Reise im früher gewohnten Schema (Tag 0 – 7 – 21) oder dann vor der nächsten Reise in ein tollwutendemisches Gebiet.

Da für geimpfte Patient:innen das Vorgehen im Fall eines Bisses nicht leicht zu verstehen ist, sollten sie unbedingt eine schriftliche Information als Handlungsanleitung erhalten. Rechnen Sie damit, dass im Notfall am Urlaubsort auch von Ärzt:innen nicht immer korrekt gehandelt wird.

Meningokokken

Als Reiseimpfung ist die Impfung gegen Meningokokken lediglich für einige Regionen Afrikas erforderlich. Bei reisenden Kleinkindern ist zu bedenken, dass die Serotypen-Verteilung international unterschiedlich ist und die in Österreich im Kindesalter verwendeten Impfstoffe gegen Meningokokken B und C nicht ausreichen. Hier muss der tetravalente Impfstoff gegen die Typen A, C, W135 und Y verwendet werden.

Dengue-Fieber

Die wichtigste Neuerung unter den Reiseimpfungen betrifft das Dengue-Fieber, eine Erkrankung, deren Ausbreitung ständig zunimmt und die in Erkrankungszahlen zur häufigsten Tropenerkrankung „aufgestiegen“ ist. Ende 2022 wurde ein neuer Impfstoff in der EU zugelassen, der seit April auch in Österreich verfügbar ist.

Durch die immunologischen Besonderheiten von Dengue, die bei einem Vorgängerimpfstoff in seltenen Fällen zu schwereren Verläufen bei Geimpften geführt haben, werden Impfempfehlungen derzeit noch mit etwas Zurückhaltung gegeben. Allerdings wurden diese Komplikationen beim neuen Impfstoff bisher (in bereits 56 Monaten Nachbeobachtungszeit) nicht beobachtet. Klar empfohlen werden kann er für Personen, die bereits einmal an Dengue erkrankt waren. Sinnvoll ist er wahrscheinlich auch bei Vielreisenden in Dengue-Gebiete, beruflichen Langzeitaufenthalten und jenen Personen, die ein erhöhtes Risiko für schwere Dengue-Erkrankungen haben. Durch das zweiteilige Impfschema mit 3 Monaten Intervall ist einige Vorplanung nötig. Es handelt sich zudem um einen Lebendimpfstoff mit den entsprechenden Kontraindikationen.