Irreversible Schäden am Auge verhindern

Spondylarthropathien

Meist einseitige Rötung, Lichtempfindlichkeit und mitunter starke Schmerzen sind die Symptome einer typischen akuten Iridozyklitis (Uveitis anterior). Vor allem bei Patienten mit einer klassischen axialen Spondylarthropathie kommt es bei 30–50 % zu einer Beteiligung am Auge. Aufgrund der begleitenden Schmerzen werden solche Patienten in aller Regel rasch beim Augenarzt vorstellig. Seltener äußert sich eine Uveitis anterior durch eine unspezifische Missempfindung, eine milde Sehverschlechterung im Sinne von uni- oder bilateral verschleiertem Sehen. Dies betrifft gehäuft Patienten mit einer peripheren Spondylarthropathie, wie zum Beispiel Psoriasisarthritis oder Arthritis bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Chronische Verläufe der Iritiden kommen vor. Etwa die Hälfte jener Patienten mit Augenbeteiligung, im Speziellen bei peripheren Spondylarthropathien, weist die oben genannten unspezifischen Symptome auf. Das Wissen um eine solche Augenbeteiligung ist im interdisziplinären Management mitunter entscheidend. Der gut aufgeklärte Patient sucht mit dem Verweis auf seine Grunderkrankung auch bei geringer Symptomatik den Ophthalmologen auf. Damit kann verhindert werden, dass teils irreversible Schäden wie hintere Synechien (Verklebungen von Iris und Linse) oder ein Aufbrechen der Blut-Retina-Schranke mit sekundärer Flüssigkeitseinlagerung in der Netzhaut (Makulaödem) bereits bei Erstvorstellung bestehen.

Regelmäßige Augendruckmessungen, Spaltlampen- und Funduskontrollen sowie entsprechende Therapieanpassung sind im Verlauf besonders wichtig. Vor allem chronisch verlaufende Entzündungen neigen zu Komplikationen.

Sarkoidose

Patienten mit einer sarkoidoseassoziierten intraokularen Entzündung berichten häufig über Missempfindung, Lichtempfindlichkeit, Mückensehen und/oder Sehverschlechterung. Die Vielfalt der Symptome resultiert aus der Tatsache, dass eine Sarkoidose den vorderen Augenabschnitt (Iridozyklitis, Uveitis anterior), den mittleren (Uveitis intermedia), aber auch den hinteren Pol des Auges (Chorioretinitis und/oder retinale Vaskulitis) betreffen kann. Vor allem bei beginnender Augenbeteiligung können Patienten zunächst beschwerdefrei sein. Somit sollten bei Diagnosestellung der Sarkoidose alle Patienten zumindest einmal beim Ophthalmologen vorstellig werden.

Etwa ein Viertel aller Sarkoidose-Patienten wird im Verlauf eine Augenbeteiligung bekommen. Das Spektrum reicht von Bindehautgranulomen über Tränendrüsenbeteiligung und orbitalen Veränderungen bis eben hin zu einer Uveitis. Sie kann der Manifestation an anderen Organen um Jahre vorausgehen oder mitunter deutlich später auftreten. Routineuntersuchungen beim Ophthalmologen sollten Teil des interdisziplinären Managements sein. Vor allem Entzündungen am hinteren Augenpol bedürfen rascher und effizienter Therapie.

Granulomatose mit Polyangiitis

Die Granulomatose mit Polyangiitis ist von allen systemisch-nekrotisierenden Vaskulitiden jene mit der häufigsten Augenbeteiligung. Sie löst unter anderem eine unmittelbar organbedrohende (nekrotisierende) Skleritis aus. Schmerzen und dunkel livide Rötung der episkleralen und skleralen Gefäße beziehungsweise flächige Weißfärbung der Sklera bei einem nekrotisierenden Geschehen können oft auch makroskopisch erkannt werden. Mitunter starke Schmerzen, die in der zweiten Nachthälfte ihren Höhepunkt finden, und Sehverschlechterung bedürfen der raschen ophthalmologischen Abklärung. Unverzüglich und richtig dosiert müssen systemisch-therapeutische Maßnahmen (in der Regel Methylprednisolon-Puls und gegebenenfalls Erweiterung der Basistherapie) eingeleitet werden, um einen massiven Visusabfall und/oder eine Perforation des Auges zu verhindern.

Da auch andere, weniger offensichtliche Manifestationen wie eine periphere ulzerative Keratitis oder eine (okklusive) retinale Vaskulitis das Auge bedrohen können, sollte auch jedem Patienten von Diagnosestellung an eine begleitende ophthalmologische Betreuung zuteilwerden.

Okuläre Entzündungen als Erstmanifestation einer Systemerkrankung

Intraokulare Entzündungen können auch die Erstmanifestation rheumatologischer Systemerkrankungen sein und sollten hellhörig machen. Die genaue Zuordnung einer intraokularen Entzündung fußt zu Beginn auf zwei Säulen: der genauen Anamnese und dem Erscheinungsbild am Auge. Danach wählt der speziell geschulte Ophthalmologe spezifische Diagnostik, um einem konkreten Verdacht nachzugehen. Die Zuweisung zum Rheumatologen sollte eine Verdachtsdiagnose beinhalten und dient dazu, eine rheumatologische Systemerkrankung rechtzeitig zu diagnostizieren und zu therapieren. Während rezidivierende anteriore Uveitiden bei Spondylarthropathie nicht granulomatös sind, präsentieren sich anteriore Uveitiden bei Sarkoidose häufig beidseitig mit granulomatösen Hornhauthinterwandbeschlägen und breitbasigen Synechien. Wie bereits erwähnt, kann diese granulomatöse Entzündung auch den hinteren Augenpol betreffen.

Orbitale Entzündungen, insbesondere wenn sie mit intraokularen Entzündungen vergesellschaftet sind, müssen Ophthalmologen besonders hellhörig machen. Sie fallen in der Regel durch Schmerzen, Protrusion oder Doppelbilder auf und können vor allem in Kombination mit einer Skleritis oder peripheren ulzerativen Keratitis wegweisend für die Diagnose einer Granulomatose mit Polyangiitis sein.

Abschließend sei daran erinnert, dass nicht alle intraokularen Entzündungen immunologisch bedingt sind. Die Abgrenzung gegenüber Infektionen oder Masquerade-Syndromen (zum Beispiel Lymphomen) darf insbesondere bei bereits (iatrogen) immunsupprimierten Patienten nie außer Acht gelassen werden.