Kontinuierliche Glukosemessung und Flash-Glukosemessung

Der Einsatz moderner Sensoren zum kontinuierlichen Glukosemonitoring (CGM) kann zur Verbesserung der glykämischen Kontrolle und zu einer verbesserten Lebensqualität der Patient:innen beitragen. Bei den Sensoren unterscheidet man zwischen „real time“ kontinuierlicher Glukosemessung (rtCGM) und intermittierend gescannter Glukosemessung (FGM – Flash Glucose Monitoring oder isCGM – „intermittently scanned“ CGM). Beide Systeme messen die Glukosekonzentration in der interstitiellen Gewebsflüssigkeit; bei konstantem Verlauf sind die Glukosewerte in Blut und interstitieller Flüssigkeit ident, bei raschen Blutglukoseänderungen kann sich die Glukosekonzentration im Gewebe einige Minuten verspätet verändern.

Daten der CGM

Blutzuckerselbstkontrolle (BZSK) und HbA1c-Wert haben Limitierungen, die das Erreichen einer guten glykämischen Kontrolle erschweren können. BZSK kann schmerzhaft und zeitintensiv sein, und auch bei korrekter Durchführung sind die punktuell erhobenen Daten oftmals schwer zu analysieren. Die Bestimmung des HbA1c-Wertes gibt einen guten Überblick über die durchschnittlichen Glukosewerte der letzten 2–3 Monate. Der HbA1c-Wert wurde in zahlreichen Langzeitstudien evaluiert und korreliert gut mit klinischen Endpunkten. Die tägliche Dynamik zwischen Kohlenhydratzufuhr, Bewegung und Insulinwirkung kann mit dem HbA1c-Wert jedoch ebenso wenig abgebildet werden wie Hypoglykämien, postprandiale Spitzen oder die glykämische Variabilität. Der HbA1c-Wert ist in Studien ein schlechter Parameter für die Vorhersage des Hypoglykämierisikos und kann durch eine Vielzahl von häufigen Erkrankungen (Anämie, Hämoglobinopathie, Nieren- und Leberinsuffizienz) sowie in der Schwangerschaft verfälscht sein.

Aus diesen Gründen kann eine CGM zusätzliche Informationen liefern. FGM/isCGM-Systeme zeigen bei aktivem Scannen neben dem aktuellen Glukosewert auch den Trend (Glukose stabil, steigend oder fallend) an und zeichnen retrospektiv den Glukoseverlauf auf. rtCGM-Systeme bieten kontinuierliche Informationen zu Glukose und Trends sowie Alarmfunktionen für Hyper- und Hypoglykämien.
Neben dem HbA1c-Wert hat sich in den letzten Jahren der Begriff der Time in Range (TIR) durchgesetzt. Die TIR ist definiert als die Zeit, die eine Person innerhalb ihres individuellen Glukosezielbereichs (meist 70–180 mg/dl) verbringt. Die wichtigsten Parameter des ambulanten Glukoseprofils bei kontinuierlicher Glukosemessung sind:

  • durchschnittlicher Glukosewert („mean glucose“)
  • glykämische Variabilität („glycemic variability“)
  • tägliche Glukoseprofile („daily glucose profile“)
  • Zeit im/über/unter dem Zielbereich (TIR, TAR, TBR)
  • Muster von Hypo- und Hyperglykämien
  • Glukose-Management-Indikator (GMI) in %

Evidenz

Der CGM-Einsatz hat nicht nur in der täglichen Praxis zugenommen, sondern auch in zahlreichen Studien. Im Vergleich zu BZSK konnte bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes sowohl mit FGM/isCGM als auch mit rtCGM eine Verbesserung der glykämischen Kontrolle laut HbA1c sowie eine Verringerung der Anzahl und Dauer hypoglykämischer Episoden erreicht werden. Insbesondere bei Studienpopulationen mit Typ-1-Diabetes und bei Typ-2-Diabetes mit Insulintherapie zeigte sich ein entsprechender Benefit. Eine rezente Metaanalyse bei Patient:innen mit Typ-1-Diabetes bestätigte einen HbA1c-Benefit durch CGM im Vergleich zu BZSK bei gleichzeitig reduziertem Risiko für schwere Hypoglykämien. Auch bei Typ-2-Diabetes konnte eine Metaanalyse bereits 2018 eine Reduktion des HbA1c durch die Verwendung von rtCGM zeigen. Neben einer Reduktion von Anzahl und Dauer der Hypoglykämien kann auch eine Steigerung der Motivation sowie ein positiver Einfluss auf den Lebensstil erreicht werden.

Auch die Bedeutung der Blutzuckerschwankungen und der Variabilität von Tag zu Tag ist mittlerweile gut belegt. Mit steigender glykämischer Variabilität wurde ein erhöhtes Risiko von Hypoglykämien, aber auch eine erhöhte Gesamtmortalität nachgewiesen. Zudem konnte eine inverse Korrelation zwischen TIR und dem Risiko für mikro- und makrovaskuläre Komplikationen gezeigt werden. Jede Verschlechterung der TIR um 10 % bedeutete in einem Typ-1-Diabetes-Kollektiv ein um 64 % erhöhtes Risiko für die Progression einer diabetischen Retinopathie und ein um 40 % erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Mikroalbuminurie. Auch bei Typ-2-Diabetes war die TIR mit der Prävalenz und dem Stadium der diabetischen Retinopathie assoziiert.

Praxismemo

  1. Für die richtigen Therapieentscheidungen müssen die Glukoseverläufe strukturiert ausgewertet werden.
  2. Für verschiedene Patientengruppen wurden die Zielbereiche und die angestrebte Zeit im Ziel definiert.
  3. Die CGM-Daten können elektronisch ausgewertet und als strukturierter Bericht abgespeichert werden.