Neben der medizinischen Versorgung von Krebspatient:innen bedarf es mehr Aufmerksamkeit für die soziale und psychische Belastung von Betroffenen. Dieses Thema wurde bisher in Österreich im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern nur wenig systematisch erfasst und öffentlich diskutiert.
Zwar steigt das Risiko für eine Krebserkrankung mit zunehmendem Alter an, es sind aber auch jüngere Menschen betroffen: Neue Daten belegen, dass 40 % aller Patient:innen in Österreich die Diagnose in einem Alter zwischen 15 und 65 Jahren erhalten; dies trifft auf 15.100 Personen pro Jahr zu, 8.500 davon befinden sich in aufrechter Berufstätigkeit. Rund ein Viertel dieser Menschen, die nach der Diagnose mindestens 5 Jahre überlebt haben, kehrt nicht mehr in die Erwerbstätigkeit zurück. Am stärksten betroffen sind > 55-Jährige sowie Berufseinsteiger:innen, außerdem ist ein niedriger Bildungsgrad ein zusätzlicher Risikofaktor.
Diese Ergebnisse sind wenig überraschend: Eine weitere Erhebung aus Österreich zeigt, dass sich rund 75 % der Patient:innen zu Beginn der onkologischen Rehabilitation nicht in der Lage fühlen, einer beruflichen Tätigkeit – weder in Voll- noch in Teilzeit – nachzugehen. Ursächlich dafür sind nicht nur körperliche Folgen der Erkrankung und Behandlung, wie etwa eine ausgeprägte Fatigue, die bei bis zu 50 % der Betroffenen auftritt, sondern auch psychische Begleiterscheinungen. Depressive Verstimmungen, Rezidivangst und anhaltende Niedergeschlagenheit spielen eine zentrale Rolle.
Angst, finanzielle Sorgen und berufliche Unsicherheiten stellen folglich zentrale Herausforderungen für Erkrankte dar. Obwohl das österreichische Gesundheitssystem viele Kosten abdeckt, sind Krebspatient:innen nicht vollständig vor finanziellen und sozialen Risiken geschützt. Seit der Einführung des Soforthilfe-Fonds bietet die Österreichische Krebshilfe finanzielle Unterstützung für Krebspatient:innen an, die durch die Erkrankung unverschuldet in Not geraten sind.
Die Wiedereingliederungsteilzeit ermöglicht seit dem Jahr 2017 einen stufenweisen beruflichen Wiedereinstieg nach einer Krebserkrankung, Betroffene erhalten dabei zusätzlich zum Teilzeitgehalt ein Wiedereingliederungsgeld aus der Sozialversicherung. Da jedoch keine gesetzliche Verpflichtung zur Zustimmung besteht, hängt die Nutzung vom Einverständnis des/der Arbeitgeber:in ab und steht damit leider nicht allen offen. Seit 2018 wurde zwar ein Anstieg in der Nutzung verzeichnet, aber insgesamt wird diese Möglichkeit noch selten in Anspruch genommen.
Der Krebsreport liefert erneut wichtige Fakten und Analysen zur Situation von Menschen mit Krebs in Österreich. Im Zentrum der vierten Ausgabe stehen Lebensqualität, soziale Absicherung und berufliche Integration von Betroffenen.