Neue Entwicklungen in der Therapie der Akne

Da die psychische Belastung von Akne-Patient:innen sehr hoch ist, wird die Therapie oft als unzureichend empfunden. Hier stellt sich für uns Dermatologinnen und Dermatologen die Frage, ob es neue Therapien braucht. Tatsächlich wurde in den USA 2020 ein Präparat unter dem Namen Clascoteron 1%-Creme für die topische Behandlung von Akne bei Patient:innen ab 12 Jahren zugelassen. Clascoteron-Creme (Cortexolon-17α-proprionat) ist eine antiandrogen wirksame Creme mit neuem Wirkmechanismus, ohne systemische Nebenwirkung nach kutaner Applikation. In Europa ist seit Sommer 2020 Trifaroten, eine neue topische Arznei aus der Gruppe der Retinoide, erhältlich. Trifaroten ist ein chemisch stabiles Terphenylsäure-Derivat mit Retinoid-ähnlicher Wirkung und bindet selektiv an den Retinsäurerezeptor. In Bezug auf die leichte und mittelschwere Akne ist die topische Therapie nach wie vor als Erstlinientherapie zu betrachten. Verschiedene, vorwiegend kombinierte topische Produkte sind je nach Ländern erhältlich und sollten bevorzugt verordnet werden: Benzoylperoxid (BPO), Azelainsäure, Adapalen und idealerweise Kombinationen der genannten Inhaltsstoffe. Die meisten Studien zu den topischen Aknetherapien wurden über einen Zeitraum von 12 bis 16 Wochen durchgeführt und zeigten eine maximale Reduktion der Akne um 80 %. Zur Anwendung der topischen Therapie über Monate (bis Jahre) gibt es keine evidenzbasierten Daten.

Systemische Antibiotika

Tetrazykline und hier vor allem Lymecyclin (300 mg/Tag) und Doxycyclin (100 mg oder 50 mg/Tag) sind seit 10 Jahren in den deutschen Leitlinien zur Therapie der mittelschweren Akne empfohlen. Zugelassen sind Tetrazykline und Erythromycin. Andere geeignete Präparate, die den Ausführungsgang des Talgdrüsenfollikels erreichen, sind Makrolide, Clindamycin und Chinolone. Die empfohlene Behandlungsdauer: mindestens 1 Monat, maximal 3 Monate. In Bezug auf die Wirksamkeit konnte kein Unterschied zwischen den unterschiedlichen Antibiotika festgestellt werden, wobei die durchgeführten Studien zum Teil deutliche Mängel aufwiesen. Die häufigsten Nebenwirkungen des Doxycyclin sind Phototoxizität (UV-A und UV-B), gastrointestinale Nebenwirkungen und vaginale Candidiasis.

Das Nebenwirkungsspektrum von Lymecyclin entspricht dem des Doxycyclin, hat aber den Vorteil, keine Phototoxizität zu haben. Die Phototoxizität wird vorwiegend durch den UV-A-Bereich (320–400 nm), jedoch auch durch UV-B (290–320 nm) und das sichtbare Licht ausgelöst. Das Exanthem ist sehr heterogen, ebenso die Schwere des Exanthems. Das Auftreten hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z. B. Dicke der Haut, Konzentration des Antibiotikums in der Haut, Hauttyp etc. Tetrazykline dürfen nicht mit Isotretinoin kombiniert werden (erhöhter Hirndruck), die vorgeschlagenen Intervalle zwischen den beiden Therapien variieren stark, zwischen 1 Tag und 4 Wochen. In der Regel reichen (je nach Dosierung und Gewicht der Patient:innen) 2 Wochen Pause. Die Kombination von oralen Tetrazyklinen mit topischer Aknetherapie potenziert die Wirkung um ein Vielfaches. Eine ältere, aber profunde Metaanalyse zeigt sehr gut die Effektivität oraler Kontrazeptiva im Vergleich zu systemischer antibiotischer Aknetherapie. Nach 3 Monaten Therapie zeigten die mit Antibiotika behandelten Frauen die bessere Wirkung, jedoch war nach 6 Monaten Therapie kein Unterschied in der Effektivität zwischen oralen Kontrazeptiva und systemischer Antibiose festzustellen.

Acne fulminans

Die sehr seltene Erkrankung (ca. 1–2 %) tritt vorwiegend bei sehr jungen männlichen Kaukasiern (Alter 13–22) auf, und eine rasche systemische Prednisolon/Methylprednisolon-Therapie ist indiziert. Isotretinoin kann kurzfristig (2 Wochen) pausiert und dann langsam wieder begonnen werden. In der Regel kommt es bei 65 % der Patient:innen zu einer markanten Abheilung nach einem Monat, unter Kombinationstherapie ist nach 6 Monaten zumeist eine Abheilung zu erwarten. Praxisnahe und gut zu etablieren ist die Einteilung der Acne fulminans (AF) in die 4 Subtypen:

  • AF mit systemischen Symptomen
  • AF ohne systemische Symptome
  • Isotretinoin-induzierte AF mit systemischen Symptomen
  • Isotretinoin-induzierte AF ohne systemische Symptome

Die Abbildung zeigt die typische Klinik einer AF, nach einer einwöchigen Therapie mit Methylprednisolon 50 mg/Tag.

Schwere Akne

Isotretinoin

In der Therapie der schweren Akne, Acne conglobata oder nodulocystica oder jener Formen, die zu Vernarbung führen, ist Isotretinoin die Therapie der Wahl und auch leitlinienkonform. In Zusammenschau mit allen publizierten Daten erscheint die Dosis von 0,5 mg/kg KG eine ausreichende Dosierung, welche bei schwerer Acne conglobata auf 1,0 mg/kg KG erhöht werden kann.

Eine empfohlene kumulative Dosis erscheint in den Europäischen-Leitlinien nicht mehr als relevant, und es wird empfohlen, diese durch eine Behandlungsdauer von 6 Monaten zu ersetzen. Bei inadäquatem Ansprechen oder Rezidiven kann die Dauer problemlos verlängert werden. Mittlerweile zeigen mehrere Studien, dass es nur bei einem geringen Teil der untersuchten Patient:innen zu Grad-I-Veränderungen der Leberparameter und minimalen Blutbildveränderungen (zumeist milde Leukopenie) kommt, sodass monatliche Laborkontrollen unter Standardtherapie nicht notwendig erscheinen.

Empfohlen werden eine Untersuchung bei Start der Isotretinoin-Therapie und ein zweite (und letzte) im Monat 2, nachdem die volle Dosis erreicht wurde. Ohne Auffälligkeiten und ohne andere Komorbiditäten/Risiken scheint ein weiteres Monitoring nicht angezeigt, unnötige Kosten und Blutabnahmen sollten vermieden werden.

Eine Erhöhung der Kreatinkinase (CK) unter Isotretinoin-Therapie kann vorkommen und ist zumeist asymptomatisch. Das Vorkommen dieser CK-Erhöhung wird in bis zu 37 % der Fälle beschrieben und ist zumeist benigne und ohne Handlungsbedarf. In Fällen mit stetig steigender CK und sehr hohen CK-Werten wird zu einem 2-wöchentlichen Monitoring-Intervall geraten, und es wird empfohlen, anstrengende körperliche Aktivität zu vermeiden. Bei anhaltender Symptomatik und anhaltenden Myalgien ist zusätzlich zur Blutabnahme auch eine Urinanalyse (Myoglobinurie) angeraten.