Neuer Bericht zeigt, wie Länder den Ärztemangel verursachen

Seit Jahren warnen unabhängige Expert:innen und die Ärztekammer davor, dass sich immer weniger Ärzt:innen finden, die eine Kassenordination führen wollen. Die Krankenversicherungen werden aufgefordert, bessere Angebote zu machen, die Bundesländer gründen neue Unikliniken, und sowohl ÖVP und FPÖ als auch ÖVP und Grüne haben jeweils ein Landarztstipendium in ihren Regierungsprogrammen stehen. Nach Niederösterreich und dem Burgenland startete im Herbst auch Tirol ein eigenes Konzept und lockt Studierende, die sich verpflichten, nach dem Studium eine Hausarztpraxis zu führen, mit Stipendien.

Länder legen Zahlen vor

Jetzt zeigt sich allerdings, dass wohl viele Argumente politische Nebelgranaten sind. Die Hauptursache dafür, dass sich immer weniger Ärzt:innen für Kassenstellen finden, liegt darin, dass die Länder in ihren Spitälern schlicht nur jene Ärzt:innen ausbilden, die sie selbst benötigen. Und das sind immer weniger Allgemeinmediziner:innen und im fachärztlichen Bereich nur bestimmte Fächer. Schwarz auf weiß finden sich die Belege dazu in einer Parlamentsunterlage mit dem sperrigen Titel „Monitoringbericht Zielsteuerung Gesundheit 2021“. Dahinter verbirgt sich die wohl wichtigste Analyse des heimischen Gesundheitswesens. Im Jahr 2013 verpflichteten sich – um der dualen Finanzierung entgegenzuwirken – Länder und Krankenversicherung dazu, gemeinsame Ziele zu definieren, diese laufend zu überwachen und dem Nationalrat jährlich einen Bericht darüber vorzulegen. Das Monitoring der Steuerungsbereiche fokussiert auf Indikatoren als Messgrößen, die von den Zielsteuerungspartnern als zumindest teilweise beeinflussbar eingestuft werden. 22 Messgrößen wurden zur Erfolgsmessung der Reform herangezogen. Darunter findet sich auch der Punkt Versorgung, in dem genau aufgelistet ist, wie sich die ärztliche Versorgungsdichte entwickelt hat.

14,4 % weniger Hausärzt:innen ausgebildet

Und da zeigen sich unter anderem deutliche Unterschiede zwischen stationärem und niedergelassenem Bereich und auch zwischen den einzelnen Bundesländern. Die ärztliche Versorgungsdichte lag demnach in Österreich im Jahr 2020 bei 244,8 Ärzt:innen in Fondskrankenanstalten je 100.000 Einwohner:innen und bei 77,2 Vertragsärzt:innen je 100.000 Einwohner:innen im niedergelassenen Bereich. Interessant: Das Burgenland hat die wenigsten Spitalsärzt:innen, aber die meisten Kassenärzt:innen. Die wenigsten Kassenärzt:innen hat Oberösterreich. Spannend wird es dann bei der Ausbildung: So stieg die Zahl der besetzten Ausbildungsstellen insgesamt von November 2016 bis November 2021 um 6,6 %. Das liegt an der Facharztausbildung (+17,7 %) und der Basisausbildung (+7,2 %). Die Zahl der besetzten Ausbildungsstellen in der Allgemeinmedizin ist seit 2016 um 14,4 % gesunken.

Länder übernehmen Qualitätsprüfung

Das Denken der Länder hat Univ.-Doz. Dr. Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, im Herbst so formuliert: „Nur wenn wir genug Ärzte im Spital haben, können manche davon auch in die Niederlassung gehen.“ Allerdings bilden die Länder als Spitalsträger nur jene aus, die sie selbst benötigen. Künftig komme erschwerend hinzu, dass mit 2023 allein die Bundesländer für die Ausbildung zuständig sind und sich quasi auch noch selbst überprüfen, kritisiert Mayer: „Die Bundesländer genehmigen sich die Krankenanstalten, betreiben diese und sind dann auch noch selbst für die Evaluierung der Qualität und der Ausbildung verantwortlich. Wie soll das bitte zusammenpassen? Es ist zu befürchten, dass das die Sache nur noch viel schlimmer machen wird.“