Neues Point-of-Care-Tool für antivirale Therapien bei COVID-19

Die Verordnung früher antiviraler Therapien ist eine der wesentlichen Aufgaben der hausärztlichen Primärversorgung. Ihr Einsatzgebiet ist die (noch) milde bis moderate Krankheit, meist für extramural betreute Personen mit erhöhtem Risiko. Das sind typischerweise hausärztlich betreute Personen. Aufgrund des Interaktionspotenzials der wirksamsten Substanz (mit Ritonavir verstärktes Nirmatrelvir) ist die korrekte Indikationsstellung und gutes Medikationsmanagement wesentlich. Beides wird durch Kenntnis der Patient:innen und ihrer Vorgeschichte unterstützt.
Das COVID-19-Team des Kompetenzzentrums für Allgemein- und Familienmedizin hat daher in bewährtem Format auch ein Point-of-Care-Tool zur antiviralen Therapie bei COVID-19 entwickelt, das seit kurzem frei verfügbar ist (QR-Code).
Alle Empfehlungen des Tools beziehen sich auf die derzeit dominierenden Omikron-Varianten von SARS-CoV-2. Das vorliegende Instrumentarium soll rasche Unterstützung bei der sicheren und korrekten Verordnung am Ort der Betreuung auch während der Konsultation anbieten und Sicherheit im Umgang mit der antiviralen Therapie im niedergelassenen Bereich geben.

Wichtiges zur Therapie in Kürze

Für die frühe kausale Therapie von COVID-19 stehen nun einige antivirale Wirkstoffe zur Verfügung. Ihr Einsatz wird zum frühestmöglichen Zeitpunkt bei nachgewiesener Infektion mit SARS-CoV-2 und Symptomen einer Erkrankung zur Reduktion eines vorbestehenden Risikos für einen schweren, hospitalisierungspflichtigen Verlauf empfohlen. Voraussetzung ist das Fehlen von Kontraindikationen.

  • Zeitpunkt: optimal bis 3 Tage nach Symptombeginn, sinnvoll bis 5 Tage nach Symptombeginn.
  • Nachweis der Infektion: Antigen-Schnelltest oder PCR-Test
  • Symptomausprägung: mild bis moderat
  • Positive Testung bei asymptomatischen Personen: Behandlung nicht empfohlen, da der Infektionszeitpunkt bei Fehlen von Symptomen unklar ist und für die verfügbaren Substanzen kein Hinweis auf Verhindern symptomatischer Verläufe erbracht werden konnte.
  • Risikobewertung und Indikationsstellung sollte leitliniengerecht und gemeinsam mit dem:der Patient:in erfolgen.
  • Es sollte das wirksamste Medikament (Nirmatrelvir/Ritonavir = Paxlovid®) verordnet werden, wenn keine harte Kontraindikation besteht (GFR < 30, schwere Hepatopathie).
    – Interaktionen mit begleitenden Medikamenten sollten nur dann zum Behandlungsverzicht führen, wenn keine andere Strategie möglich ist.
    – Bei Kontraindikation und entsprechendem Risiko können Remdesivir (Veklury® oder Molnupiravir (Lagevrio®) eingesetzt werden (als „compassionate use“).

Bei Personen ohne erhöhtes Risiko ist der Nutzen wahrscheinlich geringer, da dieser nach derzeitigem Stand der Erkenntnis in der Verhinderung schwerer Verläufe besteht. Bei niedrigem Ausgangsrisiko profitiert ein sehr viel geringerer Anteil der behandelten Personen als bei hohem Ausgangsrisiko.
Ein hohes Ausgangsrisiko besteht für nicht vollständig geimpfte Personen mit zusätzlich mindestens 1 Risikofaktor.