ÖVP und Grüne wollen jetzt Angebot für Hausärzte verbessern

Die Coronakrise könnte Bewegung in den Bereich der niedergelassenen Allgemeinmedizin bringen. Man müsse danach trachten, niedergelassene Hausärzte in Kassenverträgen zu halten und auch zu verhindern, dass junge Ärzte ins Ausland abwandern, sagt ÖVP-Gesundheitssprecherin Gabriela Schwarz im Ärzte Krone-Interview. „Ich möchte für die Menschen, dass ein niedergelassener Hausarzt in der Nähe ist“, sagt die Abgeordnete. Sie orte hier auch viel Gesprächsbereitschaft bei der Ärztekammer.

 

 

„Klatschen allein hilft niemandem“

Auch der Gesundheitssprecher der Grünen, Ralph Schallmeiner, verweist auf die im Koalitionsübereinkommen paktierten Maßnahmen wie Aufwertung der Allgemeinmediziner, Erleichterungen bei den Primärversorgungseinrichtungen, aber auch Community Nurses und zieht auch einen Bogen zur Coronakrise: „Klatschen allein hilft niemandem. Ausreichende Bezahlung, Aufwertung der Berufsbilder und Anerkennung für die erbrachten Leistungen sind ebenso nötig wie ein einfacher Zugang zu den Angeboten der Gesundheitsberufe. Egal wo jemand lebt, egal woher jemand kommt, und egal wie viel jemand verdient.“ Schwarz drängt deshalb auf eine rasche Einführung des Facharztes für Allgemeinmedizin, der ebenfalls im Regierungsprogramm verankert ist: „Das ist für mich ein ganz dringendes Thema.“ Wann genau es allerdings so weit sein wird, kann sie noch nicht sagen. Hier seien noch einige Punkte zu klären.

 

 

ÖGK will Hilfe bei Studium

Der neue Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Andreas Huss, will ebenfalls die hausärztliche Versorgung verbessern und langfristig sichern. „Wir brauchen zuerst die bestmögliche hausärztliche Versorgung. Dafür müssen wir die Rahmenbedingungen – von der Ausbildung bis zu den Honoraren – verbessern. Andere Gesundheitsberufe wie die Pflege müssen die Hausärzte dabei unterstützen“, sagt er. Die Allgemeinmedizin und die Primärversorgung seien die „Königsdisziplin in der gesamten ärztlichen Versorgung“. Der Familienarzt kenne im Idealfall die ganze Familie, deren sozioökonomisches Umfeld, die Arbeits- und Lebenssituationen der Menschen. Auch Huss will beim Nachwuchs ansetzen. Er will einen eigenen Universitätszugang für jene Menschen schaffen, die zu Beginn des Studiums schon wissen, dass sie Allgemeinmediziner werden wollen – gleichzeitig sollen sie sich aber auch dazu verpflichten.

 

 

Teilzeit für Hausärztinnen

Der ÖGK-Obmann will aber auch bei den Kassenverträgen Änderungen erreichen und vor allem Frauen entgegenkommen, indem Teilzeitstellen ermöglicht werden.
Derzeit würden viele dieser Ärztinnen als Wahlärztinnen arbeiten, um mehr Zeit für die Familie zu haben. „Wir wollen für diese Ärztinnen nun Angebote schaffen, damit sie auch im öffentlichen Kassensystem mitarbeiten können. Da müssen wir flexibler werden.“ Es gehe zum Beispiel auch um Gruppenpraxen mit geteilten Kassenstellen, sagt Huss.

Ausbau der psychischen Hilfen

Schwarz und Schallmeiner wollen parallel zu den Hausärzten auch die Versorgung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ausbauen. Man brauche hier Lösungen mit allen Berufsgruppe in diesem Bereich – von den Psychotherapeuten bis zu den Fachärzten, sagt Schwarz. Sie will dementsprechend alle einbinden und zeigt sich froh über den schon gelungenen Ausbau kassenärztlicher Stellen. „Gerade ein Ausbau der Versorgung, ein aktives Clearing zu Beginn einer möglichen Therapie und niederschwellige Angebote bei Bedarf sind ebenso Eckpunkte für uns wie auch die Frage einer Kostenübernahme durch die Krankenversicherungen. Aktuell müssen Patienten die Therapiekosten vorstrecken – eine unnötige Hürde, vor allem für sozial benachteiligte Personen“, ergänzt Schallmeiner. Der Grüne Gesundheitssprecher weist aber wie Schwarz auf die noch wartenden offenen Baustellen in der Frage Versorgung hin. „Insbesondere das Nutzen des Angebotes aller involvierten Berufsgruppen – Psychologen, Psychotherapeuten und Psychiater – ist ein zentraler Dreh- und Angelpunkt einer möglichen Reform“, sagt er.