Psoriasis vulgaris – Heilung in Sicht?

Das Verständnis der Ätiopathogenese entwickelt sich ständig weiter und spiegelt sich direkt in den modernen Therapieansätzen der Biologika wider. Wichtige proinflammatorische Zytokine der Psoriasis sind unter anderem TNF-α, Interleukin-(IL-)17 und IL-23. Studien mit dem IL-23-Inhibitor Guselkumab haben gezeigt, dass sich in der Haut von Patient:innen mit Plaque-Psoriasis Gedächtniszellen befinden, die sogenannten „tissue-resident memory T cells“. Wenn die Erkrankung frühzeitig behandelt wird, haben diese Patient:innen ein besseres Ansprechen und eine länger anhaltende Erscheinungsfreiheit. Findet hingegen keine Behandlung statt, sind mehr Gedächtniszellen in der Haut vorhanden, und es dauert länger bis zu einem Therapieansprechen.

Blickdiagnose

Die Diagnose der Psoriasis ist meist eine Blickdiagnose. Die meisten Patient:innen haben eine Plaque-Psoriasis, nur selten treten andere Varianten, wie z. B. eine pustulierende Form der Psoriasis, auf. Mittels Scores, wie beispielsweise dem PASI-Score, kann der Schweregrad beurteilt werden. Ein Prognosemarker ist die Nagelbeteiligung. Veränderungen der Nägel spiegeln die Entzündung an den Sehnenansätzen und die Weichteilentzündung wider. Nagelpsoriasis ist also ein Risikomarker für die spätere Entwicklung einer Arthritis. Weitere Prognosefaktoren sind Psoriasis am Kopf bzw. im Anogenitalbereich. Diese bekommt man meist nur mit einer Systemtherapie in den Griff. Patient:innen mit Psoriasis haben eine systemische Entzündung und damit einhergehend viele Begleiterkrankungen. Die häufigste ist die Psoriasisarthritis, aber auch Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erhöhte Blutfette und Übergewicht treten gehäuft auf. Daher sollte bei diesen Patient:innen verstärkt auf Symptome dieser Begleiterkrankungen geachtet und auch rechtzeitig reagiert werden.

Basistherapie, topische Therapie, Systemtherapie

Therapeutisch steht heute für die Psoriasis vulgaris eine große Bandbreite an Möglichkeiten zur Verfügung. Wichtig ist die richtige Basistherapie mit Pflegeprodukten, denn bei trockener Haut kommt es eher zu einem Schub der Psoriasis. Die topischen Therapien beinhalten neben der Basistherapie Kortison-Salben, Vitamin-D-Präparate sowie Calcineurin-Inhibitoren, die für die atopische Dermatitis zugelassen sind und bei der Psoriasis „off-label“ eingesetzt werden können. Die Calcineurin-Inhibitoren kommen besonders zum Einsatz, wenn Intertrigo-Bereiche bei der Psoriasis inversa betroffen sind. Eine weitere Möglichkeit bei Psoriasis vulgaris ist die Phototherapie, entweder mit UV-B-Licht oder die PUVA-Therapie. Diese sind eine gut wirksame Option, wenn die Lokaltherapie nicht ausreicht, aber eine systemische Therapie noch nicht benötigt wird. Bedarf es einer Systemtherapie, stehen sehr wirksame und bewährte Medikamente wie Methotrexat, Cyclosporin, Acitretin oder Fumarsäureester zur Verfügung, seit einigen Jahren auch der Phosphodiesterase-4-Inhibitor Apremilast. Dieser wirkt immunmodulierend und reduziert die Entzündung. Es handelt sich hierbei um ein sogenanntes „small molecule“ zur oralen Einnahme.

Biologika-Therapie

Seit mehr als 20 Jahren haben die Biologika die Welt der Psoriasis revolutioniert. Die erste Klasse der Biologika-Therapien für die Psoriasis vulgaris waren die TNF-α-Blocker, die ein breites Wirkungsspektrum aufweisen und bei vielen Indikationen eingesetzt werden können. Die Biologika-Therapie wurde jedoch zunehmend immer feiner und diese IL-Blockade immer spezifischer. Den TNF-α-Blockern folgten die Gruppen der IL-12/23-, IL-17- und zuletzt IL-23-Inhibitoren nach. Neueste Daten für die IL-23-Inhibitoren zeigen, dass eine frühzeitige Therapie mit dieser Substanzgruppe einen möglichen krankheitsmodifizierenden, therapeutischen Effekt haben könnte. Die frühzeitige Therapie mit IL-23-Inhibitoren nach dem Motto „hit hard and early“ zeigt hohe Ansprechraten mit langanhaltenden Remissionen nach einem Behandlungsstopp.

Januskinase-(JAK-)Inhibitoren

Die Zukunft der Psoriasistherapie sind die JAK-Inhibitoren, die bereits für die Behandlung der atopischen Dermatitis und rheumatischer Erkrankungen in breiter Verwendung stehen. Die erste Substanz dieser Klasse ist der Tyrosinkinase-2-Inhibitor Deucravacitinib, der gerade zur Behandlung der Psoriasis vulgaris zugelassen wird. Zudem laufen Studien sowohl zur Systemtherapie als auch zur topischen Therapie mit JAK-Inhibitoren, die in den nächsten Jahren unser Behandlungsarmamentarium bereichern werden.

Wissenswertes für die Praxis

  • Eine langfristige Betreuung nicht nur der Hauterscheinungen, sondern auch der Komorbiditäten ist notwendig.
  • Eine Beteiligung der Kopfhaut, der Nägel und des Anogenitalbereiches wertet den Schweregrad der Erkrankung auf.
  • Eine frühzeitige Therapie mit IL-23-Inhibitoren nach dem Motto „hit hard and early“ zeigt hohe Ansprechraten mit langanhaltenden Remissionen.