Schimmelpilzinfektionen – eine unterschätzte Gefahr

Opportunistische Mykosen durch Schimmelpilze (Fadenpilze) treten weltweit auf. Am häufigsten sind Aspergillosen durch die Aspergillus-Spezies bei Neutropenie oder hochgradiger Immunsuppression, gefolgt von Mukormykosen bei dekompensiertem Diabetes beziehungsweise ketoazidotischem Koma. Infektionen erfolgen dabei meist über die Atemwege oder über eine Hautinokulation. Manche Formen breiten sich sekundär im Verlauf weiter in innere Organe aus. Das klinische Bild ist oft uncharakteristisch und je früher mit einer gezielten Therapie begonnen wird, desto größer sind die Heilungschancen.

Aspergillosen – invasiv und chronisch

Aspergillus verursachen in Abhängigkeit vom Immunstatus von Patient:innen verschiedenste Krankheitsbilder. Typische Infektionen sind beispielsweise die invasiv-pulmonale oder kutane Aspergillose. Zu den prädisponierenden Risikofaktoren gehören Prämorbiditäten sowie eine laufende Kortikosteroidtherapie. Aspergillen verursachen auch allergische Krankheitsbilder. Der Nachweis von Aspergillen aus dem Sputum oder Nasenabstrich ist nicht gleichbedeutend mit einer Infektion, sondern spiegelt lediglich eine Besiedelung wider. Aspergillus-Arten kommen in Staub, Boden, Pflanzen und zerfallenden organischen Stoffen vor. Die wichtigsten Erreger sind Aspergillus (A.) fumigatus, A. flavus, und A. terreus. Eine Aufnahme erfolgt meist über die Atemluft. Infektionsgefährdet sind Patient:innen mit Neutropenie (typischerweise > 7 Tage), unter immunsuppressiver Therapie nach Transplantation, sowie unter einer Hochdosis-Kortikosteroidtherapie. Zur Therapie werden derzeit Azole und/oder Lipid-Formulierungen von Amphotericin B eingesetzt (Abb.).

Mukormykosen (früher Zygomykosen)

Mucorales verursachen akute rhinozerebrale und pulmonale Erkrankungen mit Thrombosen, Infarkten und Gefäßinvasionen. Rhizopus, Rhizomucor und Mucor sind die wichtigsten Gattungen. Mucorales bevorzugen feuchtwarmes Klima und können aus Erde, verwesendem organischem Material und Obst isoliert werden. Sporen werden durch die Luft verbreitet. Dies erklärt rhinozerebrale sowie pulmonale Fälle. Zu den prädisponierenden Faktoren gehören Diabetes mellitus (besonders bei Ketoazidose), hämatologische Erkrankungen mit Neutropenie, immunsuppressive Zytostatikatherapien, Verbrennungen sowie der Einsatz von Deferoxamin. Mukormykosen verlaufen akut, mit raschem Fortschreiten und hoher Sterblichkeit. Der Behandlungserfolg hängt vom Ausmaß der Erkrankung, von assoziierten Faktoren und der Schnelligkeit der Diagnose ab. Eine chirurgische Sanierung mit systemischer Lipid-Amphotericin B- oder Posaconazol-Therapie ist am wirkungsvollsten.

Hyalohyphomykosen

Hyalohyphomyceten, hyaline septierte Fadenpilze, verursachen seltene, aber in der Häufigkeit zunehmende opportunistische Infektionen. Wichtige Vertreter sind Fusarium-, Scedosporium- und Lomentospora-Arten, welche insbesondere im Erdreich und in Gewässern vorkommen. Scedosporium- und Lomentospora-Arten können die Nasennebenhöhlen kolonisieren, bei Patient:innen mit zystischer Fibrose besiedeln diese Pilze nicht selten den Atemtrakt. Nach Ertrinkungsunfällen oder Pneumonien können schwere systemische Infektionen mit Dissemination entstehen, insbesondere mit Befall des zentralen Nervensystems. Scedosporium-Arten fallen durch ihre geringe Empfindlichkeit gegenüber Antimykotika auf. Lomentospora prolificans weist therapeutisch die größten Probleme auf, eine chirurgische Intervention ist hier oft angezeigt. Die wichtigsten Fusarium-Arten (F.) sind F. solani, F. oxysporum und F. verticillioides. Die im Boden weltweit verbreiteten Pilze sind auch Phytopathogene (Krankheitserreger bei Pflanzen).

Phäohyphomykosen

Diese Krankheitsbezeichnung umfasst Pilzkrankheiten durch verschiedene Phäohyphomyceten oder Dematiazeen (dunkel, melaninpigmentierte Pilze der Gattung Alternaria, Cladophialophora oder Exophiala). Phäohyphomykosen werden nach Ausdehnung und Invasion in oberflächliche, subkutane, zerebrale und systemische Infektionen eingeteilt. Einige Spezies sind echte Pathogene, die Mehrheit gilt jedoch als opportunistische Infektion. Je nach Grad der Invasion, Eintrittspforte und dem zugrundeliegenden Pathogen zeigen sich unterschiedliche Krankheitsbilder. Einige Erreger haben eine begrenzte geographische Verbreitung. Rhinocladiella mackenziei gibt es beispielsweise nur im Mittleren Osten. Die Labordiagnostik umfasst die Mikroskopie (Pilze wegen ihrer Pigmentierung gut zu sehen) und Kultur. Bei subkutanen Infektionen ist die operative Sanierung die Wahltherapie, ergänzt durch eine systemische Therapie (je nach Erreger und Empfindlichkeit).

Praxismemo
  1. Invasive Pilzinfektionen sind eine wesentliche Ursache für Morbidität und Letalität bei Patient:innen mit Abwehrschwäche.
  2. Wichtige Vertreter sind die in der Umwelt vorkommende Aspergillus-Spezies, Mukormyzeten, Fusarium– Spezies und Scedosporien.
  3. Nicht jeder Pilznachweis (z. B. im Sputum) bedeutet automatisch das Vorhandensein einer Pilzinfektion.