Standardimpfungen nachholen

Was ist in der Beratung bei Reiseimpfungen zu beachten?

Die Beratung hinsichtlich Reiseimpfungen beginnt mit der Kontrolle der Standardimpfungen. Das impliziert, dass der Betreffende seinen Impfpass auch mitbringt, was leider oft nicht erfolgt. Wir können davon ausgehen, dass es kaum einen erwachsenen Österreicher gibt, der alle Impfungen entsprechend den Empfehlungen erhalten hat.

Wo sehen Sie häufig Impflücken?

Den meisten fehlen einzelne Impfungen etwa bei Polio, Diphtherie, Keuchhusten, FSME oder in der jetzigen Elterngeneration der 25- bis 35-Jährigen bei Masern, Mumps, Röteln. Generell sollte jeder Arztbesuch dazu genutzt werden, den Impfstatus zu überprüfen.

Sollten Standardimpfungen aus Anlass einer Fernreise nachgeholt werden?

Unbedingt! Man kann das ja ganz einfach in das Impfprogramm einer Fernreise integrieren!

Besteht bei gleichzeitiger Verabreichung verschiedener Impfungen ein höheres Komplikationsrisiko?

Nein, man kann die heutigen Impfstoffe nicht mit denen vor Jahrzehnten vergleichen. Die heute zur Verfügung stehenden Impfungen können ruhigen Gewissens alle gleichzeitig verabreicht werden.

Sie haben Impflücken bei Masern angesprochen. Raten Sie auch jenen zur Masernimpfung, die in der Kindheit Masern hatten?

Nein, wer Masern hatte, ist immun. Die Frage ist jedoch, ob die Masern tatsächlich bestätigt sind, denn Ausschlag und Fieber hat ein Kind bald einmal. Bei den heute 50-Jährigen ist eher davon auszugehen, dass es tatsächlich Masern waren, da es damals ja noch keine Impfung gab, so dass eine entsprechende Durchseuchung erreicht wurde. Bei Personen der jüngeren Generation wäre ich jedoch bei angeblich durchgemachten Masern sehr vorsichtig. Hier empfehle ich, jedenfalls zu impfen – was auch im Falle einer schon erfolgten Immunisierung kein Problem wäre – oder eine Antikörperbestimmung durchzuführen.

Zu den Impflücken bei Tetanus, Diphtherie und Pertussis: Jahrzehntelang wurde nur Tetanus aufgefrischt, aber nicht Diphtherie und Pertussis …

Das hat eine starke traditionelle Prägung. Üblicherweise wird Tetanus nach einer Verletzung in Unfallambulanzen verabreicht, auf Kosten des Spitalsträgers, deshalb wurde der billigste Impfstoff – ausschließliche Tetanus – gewählt.

Können Pertussis und Diphtherie nach Jahrzehnten aufgefrischt werden oder muss grundimmunisiert werden?

Die Toleranzen hinsichtlich Auffrischbarkeit sind sehr hoch, so dass in der Regel bei einer einmal erfolgten Grundimmunisierung auch noch nach Jahrzehnten aufgefrischt werden kann. Auch die umgekehrte Sorge vor den etwaigen Folgen eines Überimpfens ist bei Tetanus, Keuchhusten, Polio et cetera nicht berechtigt.
Auch bei Hepatitis bestehen teilweise Impflücken. Bei einer Grund-
immunisierung im Rahmen der 6-fach-Impfung im frühen Kindesalter sollte laut Impfplan einmal im Adoleszenzalter aufgefrischt werden. Ist diese nicht erfolgt, sollte sie nachgeholt werden, gegebenenfalls eben im Zuge der Reisevorbereitung.