Update Reise- und Tropenmedizin

Tuberkulose

Tuberkulose war 2020 die zweithäufigste zum Tode führende Infektionskrankheit nach COVID-19. Jährlich erkranken ca. 1 Million Kinder weltweit an Tbc, wovon ca. 20 % sterben. Da Kinder meist paucibazillär und somit sputumnegativ erkranken und die Therapieempfehlungen von Studiendaten Erwachsener extrapoliert wurden, sind Daten zur Therapie bei Tbc im Kindheitsalter wichtig. Daher wird im Folgenden kurz auf die Studie SHINE eingegangen. In der SHINE-­Studie wurde bei unkomplizierter Tuber­kulose eine 16-wöchige Therapie mit einer 24-wöchigen Therapie verglichen. Eingeschlossen wurden Kinder unter 16 Jahren mit symptomatischer, unkomplizierter, sputumnegativer Tuberkulose (1.204 Kinder, medianes Alter: 3,5 Jahre, 49 % Mädchen, 11 % HIV-positiv). 67 % hatten pulmonale Tbc, 3 % LK-Tbc, und 29 % hatten gemischte Lungen- und LK-Tbc. 14 % waren entweder Kultur- oder PCR-positiv. Die Kinder erhielten (offen) jeweils 8 Wochen Initialtherapie mit RHZ (Rifampicin, INH, Pyrazinamid), Ethambutol je nach lokalen Guidelines und HIV-Status und dann entweder 8 Wochen RH oder 16 Wochen RH. Das primäre Outcome war „ungünstiger Status“, 72 Wochen nach Therapiebeginn, definiert als Komplikation der Tbc (u. a. Therapieversagen, erneuter Therapiebedarf nach Beendigung), „lost to follow-up“ oder Tod jeglicher Ursache. Die statistische Auswertung erfolgte hinsichtlich Nichtunterlegenheit. In der Auswertung zeigte sich, dass bei unkomplizierter Lungen-/LK-Tbc eine 16-wöchige Therapie einer 24-wöchigen Therapie nicht unterlegen ist. Dies ist eine wichtige Erkenntnis, da genau in den untersuchten Regionen oftmals die längere Dauer der Therapie zu mangelnder Therapieadhärenz führt (Anreise, Kosten).

Ähnlich zu der SHINE-Studie wurde bei Erwachsenen eine Studie zur Therapieverkürzung auf 4 Monate bei Tbc (inkl. sputumpositiver Lungen-Tbc und Kavernen) mit Rifapentin plus Moxifloxacin vs. 6 Monate Standardtherapie untersucht, die ebenfalls nicht unterlegen war.

Malaria

Im Oktober 2021 wurde erstmals ein Impfstoff gegen Malaria zur Verwendung bei Kindern mit einem Alter von 6 Wochen bis 17 Monate außerhalb Europas zugelassen: RTS/S (Mosquirix®). Das Impfschema besteht aus drei intramuskulären Dosen (0,5 ml) im Abstand von jeweils 1 Monat mit einer Auffrischung 18 Monate nach der dritten Impfung.

„Es werden laufend neue Daten zur Prophylaxe bzw. Therapie infektiöser Krankheiten mit monoklonalen Antikörpern publiziert. Es bleibt spannend, wie sich diese langfristig klinisch etablieren können.“

Die Effizienz von RTS/S liegt altersabhängig bei ca. 25–50 % Schutz nach 1–2 Jahren und < 30 % nach 3–4 Jahren und ist somit geringer als bei den meisten anderen Impfstoffen. Aufgrund der hohen Krankheitslast der Malaria tropica im Kindheitsalter in Risikogebieten ist die Zulassung aus medizinischer Sicht trotzdem sinnvoll.

RTS/S plus Chemoprävention: In einer großen Studie (n = 6.861) wurde bei Kindern im Alter von 5 bis 17 Monate die saisonale Chemoprävention (CP, Sulfadoxin-Pyrimethamin + Amodiaquin) mit der saisonalen Impfung RTS/S und der Kombination CP + Impfung in einem Zeitraum von 3 Jahren hinsichtlich der Vorbeugung von unkomplizierter und komplizierter Malaria tropica verglichen. Hierbei zeigte sich, dass CP der Impfung gleichwertig war.

Monoklonale Antikörper (MAK): So wie bei der aktiven Immunisierung sind die Sporozoiten und das Hauptprotein CSP an deren Oberfläche die Zielstruktur. Nach der Publikation einer Phase-I-Studie mit dem monoklonalen Antikörper CIS43LS wurde ein neuer monoklonaler Antikörper (MAK) mit 3-fach erhöhter Potenz in einer Phase-I-Studie untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass in dem Setting einer kontrollierten menschlichen Malariainfektion 2–6 Wochen nach Verabreichung ein dosisabhängiger Schutz durch den MAK erreicht wurde. Die Proband:innen erhielten unterschiedliche intravenöse Dosen bzw. eine fixe subkutane Dosis des MAK. Nach Exposition mit infizierten Anopheles-Stechmücken zeigte sich, dass in der Verum-Gruppe 15 von 17 Proband:innen (88 %) vor einer Malaria tropica geschützt waren. In der Kontrollgruppe (n = 6) trat bei allen Proband:innen (6/6) eine nachweisbare Parasitämie auf. Die Parasitämien wurden mit einer 3-tägigen Atovaquon-Proguanil-Therapie behandelt.

Somit konnte eine dosisabhängige Wirkung des untersuchten MAK gezeigt werden. Die in der Studie ermittelte Halbwertszeit (HWZ) von 56 Tagen lässt vielversprechend erhoffen, dass sich bei ausreichend hoher Dosis (≥ 5mg/kg KG) ein mehrmonatiger Schutz erreichen lässt.

Nebenwirkungen vermeiden

HIV-assoziierte Kryptokokken-Meningitis

In einer offenen, randomisierten Phase-III-Studie, durchgeführt in Subsahara-Afrika, wurde eine kurze, dosisintensivierte Therapie mit liposomalem Amphotericin B (liposomales Ampho B 10 mg/kg KG am Tag 1 sowie Flucytosin 100 mg/kg KG für 14 Tage + Fluconazol 1.200 mg für 14 Tage) bei HIV-assoziierter Kryptokokken-Meningitis mit dem herkömmlichen, von der WHO empfohlenen Protokoll (Ampho-B-Deoxycholat 1 mg/kg KG tägl. + Flucytosin 100 mg/kg KG tägl. für jeweils 7 Tage, gefolgt von Fluconazol 1.200mg tägl. für 7 Tage) verglichen. Die Idee ist, durch eine einmalige liposomale Ampho-B-Verabreichung die Nebenwirkungen zu vermindern. Getestet wurde auf Nichtunterlegenheit, der Beobachtungszeitraum war 10 Wochen, der primäre Endpunkt Tod jeder Ursache. Nach Induktion erhielten alle Patient:innen Fluconazol 800 mg tägl. für 8 Wochen, gefolgt von Fluconazol 200 mg tägl. dauerhaft.

Die Mortalität unterschied sich nicht signifikant (28,7 % im liposomalen Ampho-B-Arm vs. 24,8 % im herkömmlichen Therapieprotokoll), wodurch statistisch Nichtunterlegenheit gezeigt wurde. Grad-3- und -4-Nebenwirkungen waren mit liposomalem Ampho B signifikant seltener (50 % vs. 62,3 % in der Kontrollgruppe). Die 1-tägige Therapie mit liposomalem Amphotericin B scheint somit eine valide Option bei HIV-assoziierter Kryptokokken-Meningitis zu sein. Das neue Therapieprotokoll verkürzt potenziell die Krankenhausaufenthaltsdauer und vermindert therapieassoziierte Komplikationen. Es bleibt darauf hinzuweisen, dass in der meistbetroffenen Region der Welt liposomales Amphotericin B nicht bzw. unzureichend verfügbar ist.