Vasektomien sind sicherer als bisher angenommen

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Pro Jahr werden im Vereinigten Königreich etwa 11.000 Vasektomien durchgeführt, die Mehrzahl davon von spezialisierten Allgemeinmediziner:innen in Primärversorgungszentren. Die auf dem diesjährigen Kongress der European Association of Urology (EAU) in Mailand (Italien) präsentierte prospektive Studie analysierte die Sicherheitsdaten von 94.082 Vasektomien, die in den Jahren 2006 bis 2021 durchgeführt wurden. Als Grundlage für die Auswertung dienten Patientenfragebögen, die jeweils einen Tag vor und vier Monate nach der Operation ausgefüllt wurden. Über 80 % (ca. 77.000) der Patienten füllten den Fragebogen vor der Operation aus und knapp unter 40 % (ca. 36.500) jenen nach der Operation. Dazu Erstautor und Studienleiter Julian Peacock vom urologischen Institut am Gloucestershire Hospital NS Foundation Trust: „Dieser große Datensatz wurde noch nie unabhängig analysiert, und dies hat es uns ermöglicht, die Standardkomplikationsraten zu aktualisieren, von denen einige bis in die 1980er-Jahre zurückreichen.“

Überschätzte Komplikationsraten

In der Analyse ergab sich zum Teil Überraschendes. So ist eine der signifikantesten Komplikationen einer Vasektomie chronische Schmerzen am Skrotum. Von dieser Komplikation wurde bisher angegeben, dass sie bei bis zu 5 % aller Patienten nach einer Vasektomie auftritt. In der aktuellen Auswertung gaben allerdings nur 0,2 % der Patienten an, daran zu leiden. Ebenfalls ausgewertet wurde die Wahrscheinlichkeit von postoperativen Infektionen und Hämatomen. Diese wurden bisher mit einer Häufigkeit von 2 bis 10 % angegeben. Tatsächlich stellte sich heraus, dass die Rate der postoperativen Infektionen bei 1,6 % und jene der Hämatome bei 1,9 % lag.

Gescheiterte Vasektomien

Kein wesentlicher Unterschied ergab sich bei den gescheiterten Vasektomien. So lag die Rate der Vasektomien, bei denen bereits nach 3 Monaten mobile Spermien gefunden wurden, bei 0,6 %. Zuvor war man von 0,4 % ausgegangen. Kommt es später zu einem Versagen, verbinden sich die abgetrennten Enden des Samenleiters wieder. Hier lag die Rate in der am EAU präsentierten Studie bei 0,04 %, was ebenfalls knapp bei der zuvor kommunizierten Rate von 0,05 % lag.

Zuverlässige Methode

Die Studienautoren betonen, dass die Vasektomie eine sichere und sehr zuverlässige Verhütungsmethode ist. Peacock betonte, dass die auf den EAU präsentierten Zahlen mehr Männer dazu anregen sollen, sich dem Verfahren zu unterziehen. Weiters hofft er, dass sie auch in die aktuellen Leitlinien Einzug finden.