Wann muss man handeln?

Von „Durchfall“ bei Kindern spricht man in der Regel bei mehr als 3 dünnen bzw. flüssigen Stühlen.
Akute Durchfälle treten größtenteils im Rahmen von übertragbaren Magen-Darm-Erkrankungen auf. Sehr häufig sind Viren (z. B. Rota- oder Adenoviren) oder durch Bakterien verunreinigte Lebensmittel Auslöser solcher Infektionen. Diese Erkrankungen sind in der Regel selbstlimitierend.

Bei länger bestehenden Durchfällen (> 3–4 Wochen) spricht man von „chronischen Durchfällen“, und dann sollten je nach Alter auch andere Ursachen in Betracht gezogen werden. Die Palette an Erkrankungen reicht von seltenen angeborenen Enteropathien über harmlose Toddlers-Diarrhö bis hin zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Zöliakie, antibiotikaassoziierten Durchfällen oder häufigen Reizdarmbeschwerden. In diesen Fällen sollte eine Vorstellung in einer speziellen kindergastroenterologischen Ambulanz erfolgen. Meist sind hier je nach Verdacht auch oft weiterführende Untersuchen (Labor, Ultraschall, Stuhluntersuchungen) oder ggf. eine endoskopische Abklärung notwendig.

Akuter Durchfall

Bei starker Diarrhö ist es initial wichtig, die verlorene Menge an Flüssigkeit und Elektrolyten durch eine spezielle orale Rehydrierungslösung zu ersetzen. Diese Fertigmischungen in Pulverform gibt es in jeder Apotheke zu kaufen. Wenn zusätzlich auch Erbrechen besteht, sollte die Trinklösung zu Beginn nur löffelweise oder auch portionsweise mit einer Spritze verabreicht werden. Die Menge der Elektrolytlösung hängt vom Alter und Gewicht des Kindes sowie von der Flüssigkeitsmenge ab, die durch den Durchfall verloren ging. Zeigen sich schon erste Zeichen der Exsikkose, werden in den ersten 3–4 h ca. 40–50 ml Rehydrierungslösung pro Kilogramm Körpergewicht empfohlen. In leichteren Fällen, ohne erkennbare Zeichen einer Exsikkose, sollte dem Kind die abgeschätzte verlorene Flüssigkeit durch die Trinklösung ersetzt werden. Bei Säuglingen sind das ca. 50–100 ml, bei Kleinkindern ca. 100–150 ml nach jedem flüssigem Stuhl oder Erbrechen.Bei Zeichen stärkerer Exsikkose muss auch eine Vorstellung im Krankenhaus erwogen werden. Indikationen für eine stationäre Aufnahme sind z. B. ein Gewichtsverlust von mehr als 10 % Körpergewicht, Lethargie oder ein stark eingeschränkter Allgemeinzustand bzw. auch die gescheiterte orale Rehydrierung. Im Rahmen des stationären Settings besteht dann die Möglichkeit einer nasogastralen Sondierung oder einer parenteralen Flüssigkeitssubstitution, auch kann zusätzlich die Gabe von z. B. Racecadotril erwogen werden.

Vulnerable Gruppen

Insbesondere Säuglinge und Kinder bis 2 Jahre sind am stärksten gefährdet. Hier kann heftiger Durchfall, besonders wenn zusätzlich Erbrechen auftritt, schon innerhalb weniger Stunden zu einer Exsikkose führen. Besonders zu achten ist auf Kinder unter 6 Monaten und Kinder mit relevanten Vorerkrankungen, bei Auftreten von hohem Fieber, auffälligem Verhalten (Lethargie) oder bei sehr starken Durchfällen (> 8–10 Stühlen/Tag) bzw. blutigen Stühlen. Die Eltern sollten angewiesen werden, die Kinder genau zu beobachten, und auf die möglichen klinischen Zeichen einer Exsikkose aufmerksam gemacht werden. Hier ist bei Säuglingen und kleinen Kindern vor allem auf regelmäßiges Harnlassen, feuchte Schleimhäute, ein rosiges Hautkolorit und den Allgemeinzustand des Kindes zu achten.

Nahrungsaufbau

Sobald die Kinder wieder gut hydriert sind, kann auch wieder wie gewohnt Nahrung zu sich genommen werden. Säuglinge erhalten Muttermilch oder ihre übliche Pre-Nahrung, und dies in normaler Konzentration und nicht verdünnt; Kleinkinder erhalten ihre gewohnte Kost. Günstig sind eher stärkehaltige Produkte wie Nudeln, Breie, Kartoffeln, Brot oder Zwieback. In den ersten Tagen sollten vor allem stark zuckerhaltige Speisen, insbesondere Säfte und Softdrinks, gemieden werden. In weiterer Folge bedarf es nach einer Magen-Darm-Infektion jedoch in der Regel keiner besonderen Schonkost.

Präventive Maßnahmen

Versuchen Sie Infektionen durch Lebensmittel zu vermeiden: Flaschenmilch sollte stets frisch zubereitet werden, und Fleisch bzw. Eier sollten nur ausreichend erhitzt verzehrt werden. Gegen Rotavirus-Infektionen gibt es eine gut verträgliche und wirksame Schluckimpfung ab der 7. Lebenswoche. Die Impfung muss bis zum 6. Lebensmonat abgeschlossen sein.

Antibiotika-assoziierte Diarrhö

Antibiotika-assoziierte Diarrhö (AAD) ist eine bekannte Nebenwirkung, die bis zu einem Drittel aller Patient:innen während einer Antibiotikaeinnahme betrifft. Die Beschwerden können hier von einem milden Verlauf bis hin zu einer fulminant verlaufenden pseudomembranösen Kolitis reichen. Es ist wichtig zu wissen, dass die Durchfälle auch erst einige Wochen nach Antibiotikagabe auftreten können.Die routinemäßige Verordnung von Probiotika während einer Antibiotikatherapie bei Kindern wird nicht empfohlen. Eine präventive Gabe zur Vermeidung der AAD sollte hinsichtlich möglicher Risikofaktoren – z. B. der jeweiligen Antibiotikaklasse, der Dauer der Einnahme, des Patientenalters, eventueller Komorbiditäten, der Notwendigkeit einer stationären Versorgung oder bereits vorausgegangener Episoden von AAD – abgewogen werden. Sollte eine Probiotikagabe erwogen werden, kann bei Kindern der Einsatz von Lactobacillus rhamnosus GG und Saccharomyces boulardii empfohlen werden. S. boulardii ist insbesondere geeignet zur Prävention von Clostridium-difficile-assoziierten Durchfällen.