Was gibt es Neues?

Derzeit wird für die Diagnosestellung der Parkinson-Krankheit das Vorhandensein der motorischen Kardinalsymptome gefordert. Voraussetzung ist dabei das Vorliegen einer Bradykinese, kombiniert mit einem Ruhetremor und/oder einem Rigor. Allerdings ist mittlerweile bekannt, dass die der Parkinson-Krankheit zugrunde liegenden Veränderungen im Nervensystem schon viele Jahre vor dem Auftreten dieser klinisch fassbaren motorischen Störungen beginnen. Somit ist der Krankheitsprozess zum Zeitpunkt der derzeitigen Diagnosestellung bereits fortgeschritten, und im Falle von zukünftigen krankheitsmodifizierenden Therapien wäre bereits kostbare Zeit vergangen.

„Parkinson-Biomarker“ entdeckt

Diese Situation hat zu einer intensiven Forschungsaktivität zur Frühdiagnostik und zur Entdeckung von „Parkinson-Biomarkern“ geführt. Aktuell wird große Hoffnung in die Entwicklung neuer molekularer Testmethoden gelegt, mit denen es gelingt, kleinste Mengen des bei der Parkinson-Krankheit fehlgefalteten und aggregierten Zell-Eiweißes Alpha-Synuklein in Blut- oder Gewebeproben nachzuweisen. Erste Studienergebnisse zeigen, dass diese molekularen Veränderungen lange vor Beginn der klassischen Parkinson-Symptome auftreten. Allerdings müssen weitere Studien erst herausfinden, ob ein positiver Test allein mit der Diagnose einer Krankheit gleichgesetzt werden kann oder lediglich einen Risikofaktor für eine Krankheit darstellt.

Es gibt heute noch keine Möglichkeit einer ursächlichen Behandlung der Parkinson-Krankheit, die das Fortschreiten des Nervenzellverlustes aufhalten oder gar mindern könnte. Erste Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse, aber viele unterschiedliche Ansätze sind derzeit in Erforschung. Derzeit ist nur die Behandlung der Symptome möglich, die aber die Lebensqualität der Patient:innen oft lange aufrechterhalten kann.

Gesunde Lebensweise wirkt sich positiv aus

Aerobes Training hat allgemeine gesundheitliche Vorteile, verbessert die körperliche Fitness und senkt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose. Zusätzlich verbessert regelmäßiges aerobes Training die motorischen Symptome bei der Parkinson-Krankheit. Die Verbesserungen sind nach Training mit höherer Intensität größer als bei geringerer Intensität.

Die genaue Sportart spielt dabei eine untergeordnete Rolle; Tanzen hat die beste Datenlage, was auch mit psychischen und kognitiven Aspekten dieser Aktivität zusammenhängen könnte. Aerobe Ausdauer allgemein beschreibt die Fähigkeit, eine Aktivität (Laufen, Nordic Walking, Radfahren, Schwimmen, Ergometertraining etc.) kontinuierlich auszuführen, ohne zu ermüden. Die Zielherzfrequenz liegt bei etwa 70–80% der maximalen Herzfrequenz. Bei Parkinson-Betroffenen müssen Auswahl und Durchführung von Sport- oder Bewegungstherapie an das individuelle Fitnesslevel, das Gleichgewicht und die körperlichen Einschränkungen angepasst werden. Von großer Bedeutung ist, dass Stürze oder anders bedingte Verletzungen vermieden werden.

Die Ursache für den günstigen Einfluss der mediterranen oder Mittelmeer-Diät ist nicht abschließend geklärt. Vieles weist auf entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften dieser Ernährung sowie auf positive Wirkung auf das Darmmikrobiom hin. Mediterrane Kost enthält viel Obst, frisches Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse und Olivenöl und wenig rotes Fleisch und zuckerhaltige Lebensmittel. Zudem sind stark verarbeitete Lebensmittel als ungünstig anzusehen.

Neue Therapieoptionen

Im vergangenen Jahr sind zwei neue Therapieoptionen in Österreich hinzugekommen. Bei Patient:innen mit schwerem medikamentös therapierefraktärem Parkinson-Tremor sollte an chirurgische Behandlungsformen gedacht werden. Neben der seit vielen Jahren etablierten tiefen Hirnstimulation steht seit 2023 auch in Österreich der MR-gezielte fokussierte Ultraschall (Universitätsklinik für Neurochirurgie, Wien) als neue chirurgische Behandlungsform von Tremor zur Verfügung. Hierbei erfolgt eine gezielte Läsion von Hirnarealen durch Erhitzung durch ein Ultraschallgerät.

Gerätegestützte Therapien

Für Patient:innen mit fortgeschrittener Parkinson-Krankheit sind seit Jahren gerätegestützte Therapien etabliert, die eine gleichmäßige Verabreichung eines Medikamentes über Pumpen ermöglichen. Voraussetzung für diese gerätegestützten Therapieformen ist das Vorhandensein von schweren motorischen Wirkschwankungen und meist auch von Dyskinesien trotz optimierter medikamentöser Standardtherapie. Das bedeutet, dass davon Patient:innen profitieren können, die zwar ein sehr gutes, aber eben nicht gleichmäßiges Ansprechen auf Levodopa in Tablettenform haben. Durch die kontinuierliche Verabreichung können Wirkschwankungen gebessert und unwillkürliche Überbewegungen reduziert werden. Bei den subkutanen Therapieformen muss speziell auf Nebenwirkungen von Seiten der Haut geachtet werden. Mit Hilfe der intestinalen Medikamentenpumpen wird der Wirkstoff Levodopa oder eine Kombination aus Levodopa und Entacapon (das den Abbau verlangsamt) kontinuierlich direkt in den Dünndarm abgegeben.

Dazu ist ein Eingriff erforderlich, bei dem eine Sonde durch die Bauchdecke in den Dünndarm gelegt wird, wo der Wirkstoff aufgenommen wird. Bei der Apomorphin-Pumpe wird der hochwirksame Dopaminagonist Apomorphin über einen dünnen Schlauch gleichmäßig unter die Haut (= subkutan) verabreicht. Ein operativer Eingriff ist dazu nicht erforderlich. Bei der in Österreich nun seit Dezember neu verfügbaren subkutanen Levodopa-Infusionstherapie erfolgt eine kontinuierliche Medikamentenzufuhr unter die Haut. Diese Therapie erfolgt meist über 24 Stunden. Zur Überprüfung der Indikation für eine gerätegestützte Therapie sollten die Patient:innen an spezialisierte Zentren überwiesen werden, sobald sich abzeichnet, dass die Therapie von Schwankungen oder Dyskinesien mit Medikamenten allein an ihre Grenzen stößt.