Aufenthalt auf der KMT-Station

Constantia Jensen und ich sind bei der Organisation der Fortbildungstage immer besonders dankbar, wenn wir mutige und engagierte ehemalige Patient:innen dazu motivieren können, uns Pflegende an ihren persönlichen Erfahrungen während des Aufenthalts auf der KMT-Station (KMT: Knochenmarktransplantation) teilhaben zu lassen. Wer könnte uns besser sagen, was wir gut machen oder wo es Verbesserungsbedarf gibt, als eine Betroffene?

Wenn die eigentliche Endlichkeit zur Realität wird

Constantia Jensen, Sprecherin der KMT-AG (links) und Mercedes Echerer (rechts) │ © beigestellt

Mit Mercedes Echerer betrat eine Vollblutschauspielerin die „Bühne“ im kleinen Konferenzraum des Hotel Mercure am Westbahnhof in Wien. Lebhaft, ehrlich und mit viel Nachdruck erzählte sie dem Publikum, mit welcher Wucht sie und ihre Familie von der Diagnose getroffen wurden. Echerer schilderte das Entsetzen, als sie sich plötzlich mit dem Tod und der eigenen Endlichkeit auseinandersetzen musste. „Krebs ist eine Krankheit, die haben die anderen, aber doch nicht ich!“ Sie beschrieb ihre Bewältigungsstrategien und wie wichtig es für sie war, ein Testament zu machen und private Dinge zu ordnen. Constantia Jensen, die das Interview führte, hatte nur wenig Gelegenheit, Fragen einzuwerfen. Unser bereits vor Wochen besprochener Fragenkatalog blieb ungenutzt am Tisch liegen. Eigentlich sollte ich ein unauffälliges Zeichen geben, wenn die Zeit knapp wird. Ich ertappte mich dabei, dass ich Frau Echerer noch länger zuhören wollte, als diese von ihrem Stuhl aufsprang und haargenau demonstrierte, wie groß der Koffer war, den sie für ihren Aufenthalt auf der KMT-Station gepackt hatte. Es war fast, als wären wir als Zuschauer:innen in einem Einpersonenstück gelandet.

Pflegepersonen als wichtige Partner:innen

Die Zeit auf der KMT-Station war für Echerer, wie für alle anderen ehemaligen Patient:innen auch, geprägt von Schwäche und Therapienebenwirkungen. Der Verlust von sozialen Kontakten wurde als besondere Belastung beschrieben. Sie schilderte, wie wichtig die Verbindung mit ausgewählten Familienmitgliedern und Freund:innen war und wie klein der Kreis dieser Menschen wurde. Frau Echerer stellte ganz genau dar, wie in dieser Zeit Pflegepersonen zu wichtigen Partner:innen wurden. Es geht für sie um Hingabe, unglaubliche Geduld und ganz viel Motivation. „Wenn gar nichts mehr ging und ich einfach nicht mehr konnte, war da immer ein Pfleger, der mein letztes bisschen Lebenswillen zusammensammelte.“ Heute ist Frau Echerer wieder zurück! „Meine Kraft ist wieder da.“ Eindrücklich erwähnte sie an diesem 13. Oktober 2022, wie dankbar sie dem Pflegeteam im AKH Wien ist, sie durch diese schwere Zeit begleitet zu haben. Diese immer wiederkehrende Dankbarkeit und Wertschätzung ehemaliger Patient:innen zeigt uns Pflegenden besonders deutlich, welch großartige Arbeit wir in herausfordernden Zeiten leisten. Coronakrise oder Personalmangel zum Trotz, es motiviert, neue Strategien zu entwickeln, um auch in Zukunft unsere Patient:innen professionell und empathisch zu begleiten.