Bernhard-Glawogger-Förderpreis 2023

Die AHOP unterstützt mit dem Bernhard-Glawogger-Förderpreis, der im heurigen Jahr bereits zum 18. Mal verliehen wurde, gezielt Mitglieder, die sich vertieft mit innovativen Projekten, Arbeiten oder Initiativen im Bereich der hämatologischen und onkologischen Pflege auseinandersetzen. Ein Fokus wird dabei auf geplante oder umgesetzte Projekte, Abschlussarbeiten aus Fort- und Weiterbildungen sowie wissenschaftliche Arbeiten gelegt.

Gewinnerin Praxisprojekt


DKGP Ines Kadric, BScn MSc

Klinische Abteilung für Hämatologie und KMT, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz

Ines Kadric, BScN MSc, wurde für ihr Praxisprojekt mit dem Titel „Arbeitsgruppe hämatologische Pflege Graz“ ausgezeichnet. Die Arbeitsgruppe (AG) hämatologische Pflege Graz wurde im Frühjahr 2021 am LKH-Universitätsklinikum Graz an der klinischen Abteilung für Hämatologie von einer Gruppe motivierter Pflegepersonen gegründet, um DGKP mit einem pflegewissenschaftlichen Studium eine Perspektive im Arbeitsalltag zu geben. Weiters sollen die im Studium erlernten Kenntnisse gefördert und die Relevanz des wissenschaftlichen Arbeitens (EBN) in der Pflegepraxis aufgezeigt werden. Der AG ist es ein Anliegen, interne und externe Evidenz zu verknüpfen, sprich, die Erfahrungen aus der Praxis mit den Ergebnissen aus der Wissenschaft zu kombinieren und somit die Pflegepraxis zu verbessern. Ziel der AG ist es, durch die Implementierung der evidenzbasierten Pflege in die Praxis die Zufriedenheit von hämatologischen Patient:innen und deren Therapieverlauf zu verbessern. Weiters soll eine einheitliche und im Ablauf gefestigte Pflege ermöglicht werden und die intra- und interdisziplinäre Akzeptanz erhalten bleiben. Die AG hat bereits eine durch evidenzbasierte Literaturrecherche erstellte Mukositis-Informationsbroschüre für stationäre hämatologische Patient:innen erarbeitet. Weiters konnte mittels systematischer Literaturrecherche eine Pflegefrage aus der Praxis, die sich auf die spezielle Genitalpflege während einer Stammzelltransplantation als Infektionsprophylaxe bezieht, beantwortet werden. Ergebnis ist, dass durch fehlende Evidenz diese Maßnahme an der Abteilung nicht mehr empfohlen wird. Aktuell werden evidenzbasiert die bereits vorhandenen Entlassungsbroschüren nach einer autologen und allogenen Stammzelltransplantation überarbeitet. Parallel dazu wird eine evidenzbasierte Entlassungsbroschüre für Patient:innen nach einer CAR-T-Zell-Transplantation erstellt.

Gewinnerin Abschlussarbeit


DGKP Heidrun Kootz

Stabstelle Pflegeentwicklung/Pflege- informatik Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, St. Veit/Glan

Als Siegerin in der Kategorie Abschlussarbeit ging Heidrun Kootz hervor, die das Thema „Die Hölle in der Höhle – die Einschränkung der Lebensqualität durch orale Mukositis bei medikamentöser Tumortherapie“ beleuchtete. Eine der häufigsten therapieassoziierten Nebenwirkungen einer medikamentösen Tumortherapie stellt die orale Mukositis dar. Diese erythematösen und ulzerativen Läsionen der Mundschleimhaut sind in der Regel schmerzhaft, beeinträchtigen Ernährung sowie Mundhygiene und erhöhen das Risiko für lokale und systemische Infektionen. Bei Patient:innen mit hochgradiger oraler Mukositis kommt es häufig zu einer Reduzierung der medikamentösen Tumortherapie und dadurch zu einer schlechteren Prognose. Im Klinikalltag wird die orale Mukositis oft unterschätzt beziehungsweise ignoriert. Ziel der Abschlussarbeit war es, aufzuzeigen, wie die orale Mukositis die Lebensqualität beeinflusst. Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt. Ob eine orale Mukositis die Lebensqualität von Patient:innen unter medikamentöser Tumortherapie einschränkt, war auf Grund der vorherrschenden Datenlage schwierig zu beantworten, zu unterschiedlich sind die Herangehensweisen der einzelnen Studien. Obwohl Assessmentinstrumente zur Ermittlung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität verfügbar sind, kommen sie sehr selten zum Einsatz. Weiters können die Studien untereinander nicht verglichen werden, da sie oft zum Beispiel ein anderes Studiendesign, andere Tumorarten oder einen anderen Zeitpunkt der Erhebung der Daten aufweisen. Aus den meisten Studien geht hervor, dass die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität in den körperlichen, psychologischen und emotionalen Dimensionen beeinträchtigt wird. Es geht jedoch nicht hervor, zu welchem Zeitpunkt die Beeinträchtigungen auftreten oder wie lange diese Beeinträchtigungen andauern. Es bedarf weiterer Studien, die sich mit dieser Problematik auseinandersetzen sollten.

Gewinnerin Wissenschaftliche Arbeiten – Masterarbeit


Alexandra Gerevini, MSc

Stationsleitung Pflege, 5. Medizinische Abteilung mit Hämatologie, Onkologie und Palliativstation, Wiener Gesundheitsverbund – Klink Hietzing

Alexandra Gerevini, MSc, wurde für ihre systematische Literaturarbeit „Ethische Reflexion und Patient:innen-Partizipation in der Onkologie – Implementierungsmaßnahmen des Pflegemanagements“ prämiert. Das Hauptaugenmerk lag auf den Möglichkeiten, ethisch-moralischen Konflikten und daraus folgend Moral Distress bei Pflegepersonen in der Onkologie, im Zusammenhang mit End-of-Life-(EOL-)Entscheidungen, wie Therapiebegrenzung- oder Limitierung, durch die Partizipation von Patient:innen an EOL-Entscheidungen und durch die Durchführung ethischer Reflexion, im Sinne interdisziplinärer ethischer Fallbesprechungen, entgegenzuwirken sowie Implementierungsmaßnahmen durch das Pflegemanagement darzustellen. Die Erkenntnis: Die Durchführung interdisziplinärer ethischer Fallbesprechungen, basierend auf Kenntnis der Präferenzen der von onkologischen Erkrankungen betroffenen Menschen, mittels Advanced Care Planning (ACP), Shared Decision Making (SDM) und Early Palliative Care (EPC) ermöglicht die Teilhabe von Pflegenden an der gemeinsamen Entscheidungsfindung, den Ausgleich von Hierarchieunterschieden, die Wahrung der Autonomie von Patient:innen und fördert die Perspektivenvielfalt und das gegenseitige Verständnis. Die Ergebnisse dieser systematischen Literaturarbeit können als Grundlage zur Implementierung interdisziplinärer ethischer Fallbesprechungen in der Onkologie dienen. Die ethische Reflexion und Patient:innen-Partizipation in der Onkologie anhand interdisziplinärer ethischer Fallbesprechungen – auf Basis der Kenntnis von Werten, Wünschen und Präferenzen der Patient:innen – erlauben einerseits die Wahrung der Autonomie und Selbstwirksamkeit der Patient:innen und andererseits die Integration der Perspektive Pflegender in Bezug auf EOL-Entscheidungen. Die interdisziplinäre Fallbesprechung hat damit das Potenzial, Hierarchieungleichheiten zu überwinden und Perspektivenvielfalt zu gewährleisten, unklaren Verfahrensweisen der Entscheidungsfindung und Kommunikationsproblemen entgegenzuwirken, Austausch und Zusammenarbeit zu fördern und Transparenz durch gemeinsame Einschätzung der Situation zu begünstigen und durch Dokumentation nachvollziehbar zu machen.n

Kommentar


Harald Titzer, BSc MSc

AHOP-Präsident

Bernhard-Glawogger-Förderpreis wird Bernhard-Glawogger-Förderstipendium

Über viele Jahre hinweg hat die AHOP den Bernhard-Glawogger-Förderpreis erfolgreich an Personen verliehen, die sich in Abschlussarbeiten qualifiziert oder Praxisentwicklungsprojekte durchgeführt haben. Angesichts der aktuellen Entwicklungen und der zunehmenden Etablierung von neuen Rollen und Projekten, welche die Pflege im onkologischen und hämatologischen Bereich enorm vorwärtsbringen, unterstützen wir Sie weiterhin dabei – in neuer Form: Ein Förderstipendium für eine Hospitation an einer Institution oder im niedergelassenen Bereich soll Sie als Pflegeperson dabei unterstützen, im eigenen Bereich neue Projekte in Gang zu bringen oder neue Rollen in der onkologischen Pflege zu etablieren. Sie sind daran interessiert, wie Cancer Nurses arbeiten, wie eine Tagesklinik funktioniert oder wie Kolleg:innen im niedergelassenen Bereich arbeiten? Dann teilen Sie uns mit, wo Sie eine Hospitation machen möchten, und wir unterstützen Ihr Vorhaben durch das Bernhard-Glawogger-Förderstipendium. Hierfür gibt es im Sommer 2023 die erste Bewerbungsphase. Nach formaler Sichtung der Bewerbungen wählt der AHOP-Vorstand ein Vorhaben aus und vergibt das Stipendium. Weitere Informationen dazu erhalten Sie auf der AHOP-Website unter www.ahop.at.

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!