Die AHOP beschreitet neue Wege

Als Fachgesellschaft haben wir in diesem Jahr gelernt, dass virtuelle Veranstaltungen von unseren Mitgliedern gerne in Anspruch genommen werden. Trotzdem ist es uns wichtig, den Austausch und das Miteinander der Fachgesellschaft weiterhin zu ermöglichen. An diesem Ziel des Vereins werden wir weiter festhalten. Allerdings haben wir auch gemerkt, dass das eine oder andere Thema durchaus virtuell besprochen und diskutiert werden kann, weshalb wir in der Zukunft versuchen werden, einen zufriedenstellenden Mix in unser Angebot aufzunehmen.
TeilnehmerInnen der virtuellen Veranstaltung hatten jederzeit die Möglichkeit, via Chatfunktion Fragen an die ExpertInnen zu richten, und so entstanden lebhafte Diskussionen zu den Themen „Leben mit Brustkrebs“, „Förderung der Selbstwirksamkeit von PatientInnen“ und „Betreuung von Menschen mit Kolorektalkarzinom“.

Hand in Hand zum Erfolg

Die Umstände des Jahres 2020 führten dazu, dass in der ersten Jahreshälfte die Entscheidung getroffen werden musste, alle geplanten AHOP-Landesveranstaltungen zu verschieben. Online-Fortbildungsangebote standen innerhalb kürzester Zeit in einer großen Vielfalt zur Verfügung. Der Auftakt zur 1. virtuellen AHOP-Jahrestagung fand bereits im Juni statt. Es sollte sich abzeichnen, dass möglichst rasch ein Fortbildungskonzept entstehen sollte, welches für onkologisch und hämatologisch tätige Pflegepersonen einfach zu absolvieren ist. Als Durchführungsdatum bot sich der ursprünglich geplante 3. Wiener AHOP-Fortbildungstag am 1. Dezember 2020 an. Ebenso rasch wie das festgelegte Datum fand sich die Kernarbeitsgruppe rund um die Jahrestagung. Frau Marisol Azuara, Frau Martina Spalt, Frau Helga Bickel und Frau Constantia Jensen engagierten sich in großem Maße in der Erstellung des Programms. Die Bedenken bezüglich einer rein virtuellen Veranstaltung waren durchaus da, aber letztlich konnten wir uns gegenseitig motivieren, an neuen Formaten zu arbeiten.

 

 

Wissen für alle Interessierten Als starken Partner in der Organisation erlebten wir in gewohnter Weise die Onconovum.academy in ihrer Vertretung durch Frau Christina Pritz und Frau Katharina Ludwin, die uns durch ihr professionelles Erfahrungswissen rasch zur Seite standen. Der Ideenvielfalt der beiden schien keine Grenze gesetzt, und so konnten wir auch innerhalb kürzester Zeit unsere Industriepartner zur Unterstützung gewinnen. Insgesamt 17 Industriepartner, die uns bereits seit Jahren begleiten, unterstützten unser Konzept einer virtuellen Tagung – mit einem großen Vorteil: „Für gleiches Wissen in ganz Österreich zu sorgen“. Dies trifft gleichermaßen das Ziel unserer Gesellschaft, die onkologische und hämatologische Pflege durch qualitativ hochwertige Fortbildung weiterzuentwickeln. Wir konnten damit den Umständen gerecht werden und jeder interessierten Pflegeperson ein vielfältig zusammengestelltes Fortbildungsprogramm anbieten, welches bequem von zu Hause aus absolviert werden kann. Für die ReferentInnen der Tagung war es ebenso ein Leichtes, sich aus den österreichischen Bundesländern, Deutschland, der Schweiz und sogar aus Frankreich einzuwählen, um dem interessierten Publikum fachliche Inputs zu liefern und es auf den neuesten Stand zu bringen. Ein weiterer Vorteil virtueller Veranstaltungen ist die Tatsache, dass die AHOP Expertinnen und Experten einladen kann, die sich aus der ganzen Welt in den virtuellen Vortragsraum zuschalten können. Dies haben alle ReferentInnen der Tagung hervorragend gemeistert. Die Zweifel an der Technik konnten innerhalb weniger Minuten aus dem Weg geräumt werden, da die Firma Mediaproductions höchst professionell agierte und eine perfekte, maßgeschneiderte Webinar-Plattform zur Verfügung stellte, deren Bedienung jeder Referentin und jedem Referenten in einer technischen Einführung vorab vorgeführt wurde. Unsicherheiten wurden damit beseitigt und ein reibungsloser Ablauf der Veranstaltung somit so gut wie garantiert.

Ein besonderes Highlight stellte neben den vielen Fachbeiträgen von Ärztinnen, Ärzten und Gesundheitsfachpersonen der Beitrag von zwei betroffenen Frauen dar. Mag. Claudia Altmann-Pospischek und Veronika Piroutz gaben Einblicke in das Erleben einer Krebserkrankung während und nach einer aktiven Behandlung. Besonders eindrucksvoll schilderte Altmann-Pospischek, wie sie die Mitteilung der Diagnose erlebte, was ihr dabei durch den Kopf ging und wie sie es schaffte, neuen Mut zu schöpfen. Sie gilt als engagierte Frau, wenn es um das Leben mit einer aktiven Krebserkrankung geht, in ihrem Fall um metastasierten Brustkrebs. Sie stellte dem Publikum jene Momente vor, die es ihr ermöglichen, Kraft zu schöpfen und sich aktiv an der Gesellschaft zu beteiligen. Großen Wert legte sie auf das Führen eines Internetblogs auf Facebook, der sich „Claudias Cancer Challenge“ nennt. In diesem Blog schrieb sie noch am selben Tag über ihren Beitrag bei der virtuellen AHOP-Jahrestagung und darüber, was für ein wunderbarer Moment es für sie war, von Pflegenden gehört zu werden. Piroutz unterzog sich in ihren jungen Lebensjahren einer Knochenmarktransplantation. Sie berichtete über das Erleben der Diagnose, der Vorbereitung und der Zeit in der Isolation. Besonders eindrucksvoll wurden ihre Erlebnisse durch Bilder und Videos untermauert, die sie dem Fachpublikum zur Verfügung stellte. Ein direktes Erleben einer Isolation und Einblicke in die Perspektive von betroffenen Menschen und deren Angehörigen wurde uns dadurch ermöglicht. Die Belastung und Betroffenheit machen es dem Behandlungsteam oft schwer, PatientInnen jeden Tag Mut zuzusprechen. Piroutz zeigte uns, dass beispielsweise auch der Besuch der Clinic Clowns oder der Roten Nasen zur Erheiterung des Tages beiträgt, selbst in der Isolation. Die TeilnehmerInnen konnten aus ihrem Vortrag viel nützliches Wissen für den Alltag auf einer Knochenmarktransplantationsstation mitnehmen.

Assistierter Suizid – Problem oder Lösung? Zu diesem wichtigen Thema nahm der Palliativmediziner Univ.-Prof. Dr. Herbert Watzke Stellung und beleuchtete kritisch die Begriffe, die in der Gesellschaft in diesem Jahr auftauchten. Ein Beschluss in Deutschland, der den assistierten Suizid bei gesunden und kranken Menschen erlaubt, löste in Österreich heftige Diskussionen aus, zu denen der Palliativmediziner in den Medien Stellung bezog. Die AHOP konnte ihn für den Abschlussvortrag gewinnen, und das Thema wurde von ihm kritisch mit sehr lebensnahen Beispielen untermauert und kritisch hinterfragt. Schlussendlich gab und gibt es in Österreich gut etablierte Lösungen, die den assistierten Suizid derzeit nicht an die erste Stelle der Agenda der Palliativmedizin stellen.