Prävention skelettbezogener Komplikationen

Knochenmetastasen sind nach Leber und Lunge der dritthäufigste Ort der Metastasierung und können bei nahezu jeder Tumorerkrankung auftreten. Je nach Lage und Größe kann der betroffene Knochen bruchgefährdet sein.1 Am häufigsten finden sich Knochenmetastasen im Bereich der Wirbelsäule und der Beckenknochen, aber auch andere Knochen können befallen sein.2 Knochenmetastasen können typische Komplikationen wie Knochenschmerzen, Knochenbrüche (Frakturen), Rückenmarkquetschung (Kompressionssyndrome) oder Hyperkalzämie verursachen.2 Bei einem Großteil der PatientInnen mit Knochenmetastasen tritt eine Phase behandlungsbedürftiger Knochenschmerzen auf. Oftmals ist dieser Schmerz auch das erste Symptom, das zur Diagnose Knochenmetastasen führt.2 Zur Diagnosestellung bedient man sich zunächst meist einer Knochen-Szintigrafie. Bei unklarem ­Befund oder zur Diagnosesicherung kann eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt werden. Um tumorbedingte Veränderungen besser den betroffenen Geweben zuordnen zu können, kommt eine CT in Kombination mit einer Positronenemissionstomografie (PET/CT) zum Einsatz.2

Präventive Maßnahmen

Zur Prävention von Skelettkomplikationen aufgrund von Knochenmetastasen stehen diverse Optionen zur Verfügung. Neben einer antiresorptiven Therapie wie beispielsweise mit Denosumab, kommen auch Bisphosphonate zum Einsatz. Die Verabreichung von Denosumab zielt darauf ab, schwere Komplikationen aufgrund von Knochenmetastasen (wie etwa Frakturen, Druck auf das Rückenmark oder die Notwendigkeit einer ­Bestrahlung oder von chirurgischen Eingriffen) zu verhindern. Um einer Hypokalzämie vorzubeugen, empfiehlt es sich, während der gesamten Therapie­dauer täglich mindestens 500 mg Kalzium und 400 Internationale Einheiten Vitamin D einzunehmen (außer bei einem bereits zu hohen Kalziumwert).2

Komplikation Kieferosteonekrose: Bei einer Kieferosteonekrose handelt es sich um eine Schädigung des Kieferknochens, die wiederum zum Verlust des Zahnfleisches und zum Absterben von Knochengewebe führt.2 Die Ätiologie der Erkrankung ist nicht eindeutig, es wird ein Zusammenhang mit der Hemmung des Knochenumbaus vermutet.3 Die Kieferosteonekrose gilt als bekannte Komplikation bei der Therapie mit Bisphosphonaten und Denosumab.4 Als Risikofaktoren für das Auftreten einer Kiefernekrose unter diesen Therapien gelten ein Alter über 65 Jahre, Rauchen, mangelhafte Mundhygiene, invasive Zahnbehandlungen (z. B. Zahnextraktion oder Operationen im Mundbereich), eine Tumortherapie (z. B. Chemotherapie, Einnahme von Steroiden, Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich, vorangegangene Therapie mit Bisphosphonaten oder Angiogeneseinhibitoren) und das Vorliegen von Begleiterkrankungen (z. B. vorbestehende Zahn­erkrankungen, Zahnfleischerkrankungen, Blutarmut, Gerinnungsstörungen, Infektionen, Diabetes).2, 4 Obwohl eine Kieferosteonekrose lange Zeit symptomlos bleiben kann, sollte bei folgenden Symptomen in jedem Fall ein Arzt kontaktiert werden: freiliegender Knochen, Schmerz im Mundbereich, Parästhesien im Bereich der Lippe/des Gaumens, Zahn­lockerung, Kieferkammfisteln, Kieferfrakturen, Schwellungen und Entzündungen, Exsudation, verstärkter Mundgeruch sowie wunde, nicht heilende Stellen.2, 4
Um dem Entstehen einer Kieferosteonekrose vorzubeugen, empfiehlt sich vor Beginn einer Therapie mit Denosumab oder Bisphosphonaten eine gründliche zahnärztliche Untersuchung. Die im Anschluss durchzuführenden Sanierungsmaßnahmen (Entfernung nichterhaltungswürdiger Zähne und Implantate, Behandlung akuter und chronischer Infektionen im Mundbereich, Überprüfung von Prothesen auf guten Sitz bzw. Behandlung entstandener Druckstellen) zielen darauf ab, möglichst entzündungsfreie Verhältnisse zu schaffen.4 Die PatientInnen sollten zudem während der Therapie eine gute Mundhygiene und zahnärztlichen Routineuntersuchungen einhalten, um den Nebenwirkungen einer Kieferosteonekrose vorzubeugen.2, 4

Körperliche Aktivität: Aufgrund der verbesserten therapeutischen Möglichkeiten kann bei einer Vielzahl der PatientInnen mit fortgeschrittener Tumorerkrankungen eine Verlängerung der Lebenszeit erreicht werden. Um die größtmögliche Lebensqualität zu erreichen und diese zu erhalten, kann körperliche Aktivität und Bewegung einen bedeutenden Beitrag leisten. Neben dem übergeordneten Ziel körperlicher Aktivität, die Lebensqualität sowie die selbstständige und unabhängige Mobilität im Alltag zu verbessern und zu stabilisieren, können folgende körperbezogene Ziele erreicht werden: Verbesserung bzw. Erhalt der Alltagsbewegungen, Anregung des Herz-Kreislauf-Systems, Verbesserung der allgemeinen Fitness, Minderung des Fatigue-Syndroms, Schmerzreduktion, Risikoreduktion für Osteoporose, Verbesserung des Gleichgewichtssinns, Vermeidung von Stürze. Die Freude an der Bewegung kann zudem Ängsten und depressiven Verstimmungen entgegenwirken.1

Ernährung: Zur Gesunderhaltung der Knochen gelten die allgemeinen Empfehlungen einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Bei Knochenmetastasen kann der Verlauf der Erkrankung durch bestimmte Nährstoffe (Kalzium und Vitamin D; cave: bei vorliegender Hyperkalzämie gelten abweichende diätetische Empfehlungen) zusätzlich beeinflusst werden. Kalzium ist mengenmäßig der bedeutendste Mineralstoff im menschlichen Körper – zur Deckung des täglichen Bedarfs empfehlen sich 1.000 mg. Bei zu wenig Kalzium im Körper wird der Mineralstoff aus den Knochen gelöst und kann zu einer erhöhten Knochenbrüchigkeit führen. Besonders empfehlenswert sind Milch, Milchprodukte und Käse; auch Gemüse, Obst, Getreide und Nüsse können einen Teil zur Kalziumversorgung beitragen. Als unterstützender Faktor für die Knochenstabilität gilt Vitamin D, dieses fördert die Mineralisierung der Knochen und unterstützt den Aufbau von Knochenzellen. Die Zufuhr­empfehlung für Vitamin D liegt bei täglich 20 μg. Um den täglichen Vitamin-D-­Bedarf zu decken, eignen sich Lebensmittel wie fettreiche Fische, Pilze, Eier oder angereicherte Produkte, wie z. B. Margarine.1